Interview Einen Plan haben und ihn ganz schnell umsetzen

Herr Walter, kann eine Mannschaft durch eine Niederlage einen mentalen Knacks bekommen?

Herr Walter, kann eine Mannschaft durch eine Niederlage einen mentalen Knacks bekommen?

Walter Diesen Satz hört man tatsächlich häufiger in der Sportbranche, er ist aus psychologischer Sicht aber nicht gerechtfertigt. Eine Niederlage ist an sich ja kein traumatisches Erlebnis, sondern maximal das, was man daraus macht.

Wie schafft man es aber als erfolgsverwöhnte Mannschaft, den berühmten Schalter umzulegen?

Walter Genau das ist Bestandteil der psychologischen Arbeit mit Spielern. Du musst es schaffen, die Niederlage abzuhaken, sie freilich analysieren, aber dann einen Plan haben, wie du besser werden willst.

Die Münchner haben ihr ganz großes Ziel nicht erreicht, alle Titel zu verteidigen. Wie schwer ist es, die Spannung aufrecht zu halten, um die Minimalziele noch zu erreichen?

Walter Das ist tatsächlich die entscheidende Komponente - schaffen sie es ganz schnell, sich neu zu motivieren? Die Spieler können ja alle ohne Zweifel erstklassig Fußballspielen. Es geht für sie darum, dass sie bereit sind, die Komfortzone zu verlassen und alle Kräfte zu mobilisieren. Manchmal muss es wehtun, um diesen Punkt zu erreichen.

Braucht es nicht auch manchmal Zeit, um Dinge zu verarbeiten?

Walter Das mag sein, aber die bekommen sie in der Klasse nicht. Da heißt es, Strategien zu entwickeln, um schneller als andere die Dinge zu verarbeiten und sich wieder zu berappeln. Ein wichtiger Faktor ist der Spaß am Beruf. Und man muss sich frei machen von jeglichen Vorgaben. Sehen Sie, wenn ich sage, denken Sie nicht an den rosa Elefanten - an wen denken Sie? So ist es auch in anderen Bereichen. Wenn du dir ganz fest vornimmst, kein Tor in den ersten zehn Minuten zu kassieren, zappelt der Ball schon im Netz.

GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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