Duisburg Duisburg und Bochum – zwei Revierklubs in Not

Duisburg · Der bezahlte Fußball läuft Gefahr, zwei Traditionsvereine zu verlieren. In dem MSV Duisburg sogar eines der Gründungsmitglieder der Bundesliga, das vier Jahre nach seinem letzten Abstieg Tabellenletzter der zweiten Liga ist. Mit dem anderen Revierklub, dem VfL Bochum, kämpften die Meidericher noch vor fünf Jahren in Liga eins um Punkte. Zwei Vereine, die viele Jahre im Oberhaus mitmischten, drohen im Wettstreit mit Konkurrenten wie Ingolstadt und Sandhausen in die Bedeutungslosigkeit der dritten Liga zu versinken. Für den Fußball im Revier wäre das ein herber Verlust.

Die Gründe sind vielschichtig. Sportlich wie finanziell ist der MSV Duisburg in Schieflage geraten. Der 18. Platz bedeutet auch erhebliche wirtschaftliche Einbußen für den Verein, weil man ursprünglich mit einer besseren Platzierung kalkulierte. Anfang November zieht die Deutsche Fußball Liga (DFL) zum ersten Mal in dieser Saison Bilanz und legt anhand der Platzierung die erste Rate der Fernsehgelder fest. Die Duisburger gaben bei der Lizenzierung im Durchschnitt Platz acht an. Davon sind sie derzeit aber weit entfernt, wonach umgerechnet ein Differenzbetrag von mehreren Hunderttausend Euro aus den Erlösen der TV-Vermarktung fehlt.

Dazu wurden geringere Einnahmen aus dem Sponsoring erzielt. Einzelne Sponsoren sprangen sogar ganz ab. Bis Januar hat der Verein Zeit, frisches Geld zu besorgen. Er prüft unter anderem die sogenannte Fan-Anleihe. Der Hamburger SV sammelte auf diese Weise zuletzt 12,5 Millionen, der 1. FC Köln zehn Millionen Euro. Hierbei handelt es sich um relativ hochverzinste Einlagen von bis zu sechs Prozent, die durch Freunde des Klubs gezeichnet werden können. Ohne Risiko ist der Deal nicht. Geht der Kreditnehmer in Insolvenz, wird es schwer, ans Geld zu kommen.

Geschäftsführer Roland Kentsch gibt sich trotz der bedrohlichen Lage kämpferisch. In der Vergangenheit habe man es immer geschafft, die Auflagen zu erfüllen. Gelingt es nicht, die Liquiditätslücke zu schließen, droht im Winter ein Punktabzug.

In Duisburg hallten nach dem 0:2 gegen Aufsteiger Ingolstadt erstmals "Absteiger"-Rufe durchs Stadion, in Bochum forderten Fans nach der 0:2-Pleite gegen Hertha BSC Berlin die Entlassung von Trainer Andreas Bergmann. Beiden Teams steht eine wichtige Woche bevor. Bochum tritt heute im Abstiegsduell bei Erzgebirge Aue an und will mit einem Sieg im DFB-Pokal am Dienstag in Havelse weitere Einnahmen generieren. Gleiches gilt für den MSV, der es heute mit Sandhausen zu tun bekommt und am Mittwoch im Pokal beim Karlsruher SC bestehen muss. Der Einzug ins Achtelfinale würde 531 000 Euro in die Vereinskasse fließen lassen. Dazu kämen die Einnahmen aus der nächsten Pokalpartie.

(RP)
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