Waldenfels mach weiter - "Fürsten" entmachtet DTB auf neuem Kurs

Bremen (dpa). Georg von Waldenfels hat sich mit seinen revolutionären Vorstellungen durchgesetzt und wird den Deutschen Tennis Bund (DTB) auch in den kommenden zwei Jahren anführen. Der 55- Jährige aus München wurde am Samstag in Bremen mit seinem Präsidium einstimmig im Amt bestätigt. Die "Landesfürsten" folgten geschlossen dem ehemaligen bayrischen Finanzminister und stimmten ihrer eigenen Entmachtung mehr oder minder klaglos zu.

Die so genannte Strukturreform wurde nach zähen Verhandlungen im Vorfeld der Außerordentlichen Mitgliederversammlung verabschiedet. Künftig kontrolliert der Bundesausschuss, in dem die 18 Landespräsidenten sitzen, nur noch die in der Mitgliederversammlung festgelegten Rahmenbedingungen und darf diese dem Präsidium nicht mehr diktieren. "Jetzt haben wir den Rücken frei, um den DTB weiter zu modernisieren", sagte von Waldenfels.

Als der Jurist aus Bayern vor einem Jahr für den gescheiterten Karl Weber angetreten war, den am Boden liegenden DTB wieder zu beleben, hatte er sich drei Ziele gesetzt: Mit seinen ebenfalls einstimmig für eine weitere zweijährige Amtsperiode wiedergewählten Präsidiums-Kollegen Walter Knapper (Sportwart), Ulrich Kroeker (Finanzen), Günther Lang (Recht), Peter Gorka (Breitensport) und Lothar Schlögel (Jugend) sollten die Nachwuchsförderung forciert, die Finanzen konsolidiert und vor allem die Verbandsstruktur professionalisiert werden. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte Waldenfels nach der nur 90 Minuten langen Versammlung.

Der größte Stolperstein wurde in der Hansestadt lautlos und - zumindest nach außen hin - friedlich geregelt. Die in der Ära von Präsident Claus Stauder übermäßig verwöhnten Landesverbände, die dank der Erfolge der Wimbledonsieger Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich von den reichlich fließenden Millionen kräftig bedient wurden, haben die Zeichen der Zeit offenbar erkannt. Der Gürtel muss enger geschnallt werden, hat ihnen Waldenfels klar gemacht. Und dass mit ihm ein anderer Weg nicht zu gehen ist. Angesichts dieser Drohung, die er allerdings "nicht einmal" habe aussprechen müssen, beugten sich die "Landesfürsten".

Dass Wohl und Wehe des Verbandes von den sportlichen Erfolgen der Aushängeschilder abhängt, ist allen klar. Gleichwohl spielt auch der Breitensport eine große Rolle. Der Mitgliederschwund müsse gestoppt werden. "Tennis ist so attraktiv wie früher. Nur gehen Viele nicht mehr in die Vereine. Das müssen wir ändern", so von Waldenfels. Mit Nachdruck soll auch der Nachwuchs gefördert werden. "Wir haben Konzepte erstellt und sind dabei, sie umzusetzen", sagte Sportwart Walter Knapper.

Die positive Wandlung der Herren-Nationalmannschaft, die sich bei Olympia in Sydney in ungeahnter Harmonie präsentierte, hat die DTB- Spitze optimistisch gestimmt. Ob Thomas Haas, Nicolas Kiefer oder David Prinosil - alle wüssten, dass sie alleine keinen Erfolg haben können, meinten Waldenfels und Knapper. "Wir haben eine gute Ausgangsposition." Die Nagelprobe für das Team von Kapitän Carl-Uwe Steeb steht vom 9. bis 11. Februar in der ersten Daviscup-Runde gegen Rumänien an. Der Ort ist seit Sonntag auch bekannt: In Braunschweig wird gespielt; in einer Halle für gut 5 000 Zuschauer. Denn beim DTB werden neuerdings kleinere Brötchen gebacken.

(RPO Archiv)
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