"Ich packe es noch einmal an" DSB-Präsident von Richthofen kandidiert zum dritten Mal

Hamburg (rpo). Für einige Stunden schien es am Dienstag so, als werde sich der Deutsche Sportbund (DSB) einen neuen Präsidenten suchen müssen. Doch am Ende eines Tages mit Zweifeln und langen Gesprächen stand für Manfred von Richthofen fest: "Ich packe es noch einmal an."

Somit ist so gut wie sicher, dass der mit 28 Millionen Mitgliedern größte deutsche Personenverband noch bis 2006 von dem Freiherrn aus Berlin angeführt wird. Richthofen wird im kommenden Jahr zum dritten Male kandidieren, seine Wiederwahl erscheint sicher. Der nach Willi Daume (1950 bis 1970), Wilhelm Kregel (bis 1974), Willi Weyer (1986) und Hans Hansen (1994) fünfte DSB-Präsident wäre bei seinem Ausscheiden nach 12-jähriger Präsidentschaft 72 Jahre alt.

So wird denn im deutschen Sport wohl alles beim Alten bleiben. Zwar sagt Walther Tröger: "Es bleibt dabei, ich werde mich nach den Winterspielen in Salt Lake City entscheiden, ob ich noch einmal kandidiere." Doch intern hat der deutsche NOK-Präsident schon zu verstehen gegeben, dass er die deutsche Olympia-Bewerbung für die Spiele 2012 noch gern im Amt begleiten würde. Das Internationale Olympische Komitee (IOC), dessen Mitglied der 72-Jährige ist, entscheidet darüber 2005. Ende November will Tröger sich auch noch einmal in das Exekutivkomitee der Vereinigung der europäischen NOKs (ENOC) wählen lassen.

Richthofen hat "lange gezweifelt, ob man noch einmal die Aufgaben schultern sollte. Ich hätte mir einen ruhigeren Lebensabend vorstellen können". Noch Anfang des Jahres hatte er eine Kandidatur ausgeschlossen. Doch dann hätten ihn "ganz wesentliche Verbände wie der Deutsche Fußball-Bund nachdrücklich aufgefordert, erneut zu kandidieren, nach dem Motto: In schwieriger Zeit soll man nicht die Pferde wechseln". Zudem sieht Richthofen noch viel Unvollendetes. So will er "den Umbruch im Leistungssport und den Umbau im Kampf gegen das Doping fördern" und die Vier-Jahres-Kampagne "Sport tut Deutschland gut" mit Bundespräsident Johannes Rau als Schirmherrn und Kanzler Gerhard Schröder als Unterstützer zu einem Erfolg führen. Dabei ist sich Richthofen auch der Begrenztheit seines künftigen Wirkens bewusst: Ausgeprägter Föderalismus als Fehlen von zentralen Durchgriffsmöglichkeiten, Mangel an Führungspersonal und Professionalität auf vielen Ebenen des Sports.

Die Sitzung mit den Landessportbünden am Wochenende in Erfurt hatte Richthofens Entscheidung zum Weitermachen noch einmal ins Wanken gebracht. Dort bekam er nur sieben unterstützende Stimmen, acht enthielten sich. Dies wurde als Quittung für zwei Bedingungen verstanden, die er zuvor via dpa gestellt hatte: Erneute Kandidatur nur dann, wenn die Landessportbünde Strukturveränderungen im Leistungssport unterstützen und dem DSB Garantien auf unveränderte finanzielle Zuwendungen gewähren. Richthofen schmollte und dachte wieder an Rückzug.

Der DSB-Präsident hat sich in seinen bisherigen sieben Jahren im Ehrenamt allseits Respekt als der Sprecher des Sports verdient. Das gilt für die Politik mit dem Innenminister Otto Schily als wichtigstem Gesprächspartner, aber auch für die Gliederungen des Sports. Reibungsverluste entstanden jedoch immer wieder durch Auseinandersetzungen mit Tröger, die schließlich in ein Duell mündeten. Es wurde vom NOK-Präsidenten gewonnen. Er widersetze sich mit Erfolg dem Begehren Richthofens, das NOK in einer großen Strukturreform unter das Dach des DSB zu bringen.

(RPO Archiv)
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