Die Explosion und mögliche Folgen

Wenn Jupp Heynckes im Zusammenhang mit der öffentlichen Kritik von Matthias Sammer an der Mannschaft des FC Bayern von "Populismus" spricht und Franz Beckenbauer von "ersten Zerwürfnissen", dann ist das Verhältnis zwischen Trainer und Sportvorstand nachhaltig gestört. Dann ist etwas explodiert im Innenleben dieses Klubs. Sammer hatte gute Gründe, am vergangenen Wochenende nach dem Bundesligaspiel in Bremen (2:0) vor Nachlässigkeit und Schlendrian zu warnen. Die Münchner hatten ihn gerade auch deshalb zu Saisonbeginn geholt, damit der frühere DFB-Sportdirektor den Finger in Wunden legt, wenn er dies für geboten hält. Rechtzeitig, bevor das Team vom Erfolgskurs abweicht.

Heynckes sieht in Sammers Vorstoß eine Einmischung in seine Arbeit. Das ist aus seiner Sicht verständlich, auch wenn man die Worte des Sportvorstands für passend hält. Bitter für den erfahrenen Fußballlehrer aus Mönchengladbach ist auch, dass Uli Hoeneß eindeutig für Sammer Partei ergreift – schließlich sind der Präsident und Heynckes seit langem gute Freunde. Nicht zu vergessen: Im August stellte sich Heynckes gegen Hoeneß, als dieser Bayern-Stürmer Mario Gomez kritisiert hatte. Der Trainer damals wörtlich: "Manchmal gilt das Sprichwort: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold."

Der bayerische Frieden könnte sich rasch als brüchig erweisen – insbesondere, wenn sich die Bayern nach der peinlichen 1:3-Niederlage in der Champions League gegen Bate Borissow weitere Blößen geben. Ist die Zusammenarbeit von Heynckes und Sammer anhaltend gereizt, kann man nicht mehr ausschließen, dass der Coach sich auf Machtkämpfe nicht einlassen mag – und dass er seine Arbeit in München schon vor Ablauf der Vertragszeit (2013) beendet.

(RP)
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