Leichlingen/Herning Dicker Brocken für deutsche Handballer

Leichlingen/Herning · In der Qualifikation zur WM 2015 in Katar muss sich die deutsche Mannschaft gegen den härtesten Gegner, den sie bekommen konnte, durchsetzen. Die Polen werden vom gebürtigen Leichlinger Michael Biegler trainiert.

Das ist eine Aufgabe ganz nach dem Geschmack von Bob Hanning. Der mit reichlich Selbstvertrauen gesegnete Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes trompetete gleich los, als bekannt war, dass sich die deutsche Nationalmannschaft in der Qualifikation zur WM im kommenden Jahr mit Polen auseinandersetzen muss. "Das ist sicher der härteste Gegner, den wir bekommen konnten – aber genau der richtige für uns. Jetzt können wir gleich schauen, ob wir das nötige Niveau haben. Wenn wir Polen schlagen, haben wir auch die Chance, bei der WM in Katar ein gutes Ergebnis zu erreichen." Die Spiele gegen Polen sind für ihn eine Durchgangsstation auf dem Weg zum großen Ziel: zu Olympia-Gold 2020 in Tokio.

Bundestrainer Martin Heuberger und seine Mannschaft stehen in den beiden Qualifikationsbegegnungen, die im Juni stattfinden, unter größtmöglichem Druck. Die Europameisterschaft in Dänemark, die gestern zu Ende gegangen ist, fand ohne das Mutterland des Handballs statt. Auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London fehlte das deutsche Team. 2015 droht nun eine Weltmeisterschaft ohne Deutschland. Und wenn der Sprung nach Katar nicht gelingt, wäre damit auch die Olympia-Teilnahme im Jahr darauf in Rio de Janeiro nicht mehr möglich.

Mit Blick auf die beiden Partien gegen Polen sagt Bundestrainer Heuberger, der bei einem Aus gegen Polen nicht mehr im Amt zu halten wäre: "Das werden zwei große Spiele mit großen Herausforderungen." Er muss jetzt die Manager und Trainer der Bundesligisten davon überzeugen, dass sie ihre Nationalspieler viele Tage für Lehrgänge bei ihm freistellen.

In weiser Voraussicht hatte Hanning schon vor der Auslosung der Qualifikationstermine Magdeburg als Schauplatz des Rückspieles (14. oder 15. Juni) ins Auge gefasst. Die Atmosphäre in der Bördelandhalle ist schon in der Bundesliga immer besonders hitzig. "Das werden zwei harte Spiele, die eigentlich einer WM würdig sind", meint Bernhard Bauer, der Präsident des Deutschen Handball-Bundes, "schade, dass diese Teams bereits in der Qualifikation aufeinandertreffen. Polen hat bei dieser Europameisterschaft hervorragend gespielt und besitzt ein großes Team."

Die Polen standen vor sieben Jahren in Köln im WM-Finale gegen Deutschalnd. In Dänemark belegten sie gerade den sechsten Rang. Sie befinden sich allerdings in der Aufbauphase für die EM 2016 im eigenen Land. Auch die polnische Liga gewinnt an Bedeutung. Viele ehemalige Bundesligaprofis sind in den vergangenen Jahren in die Heimat zurückgekehrt: der frühere Hamburger Krzysztof Lijewski zum Beispiel.

Eine besondere Note hat der Vergleich mit Polen, weil Michael Biegler (52) die Verantwortung für die Mannschaft trägt. Der gebürtige Leichlinger wurde 1996 erstmals Cheftrainer, als er beim VfL Gummersbach Heiner Brand ablöste. Zuvor war er Assistent von Arno Ehret als Co-Trainer des deutschen Nationalteams. Zu seinen Stationen gehörten auch Dormagen, Großwallstadt und Magdeburg.

"Ich habe die Nachricht ganz entspannt entgegengenommen", sagte Biegler bei "Sport 1". Einen Nachteil der deutschen Mannschaft sieht er darin, dass sie zuletzt nur Freundschaftsspiele austrug und nicht die Stresssituationen einer EM bestehen musste.

(beils)
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