Breitensport darf langsam wieder hochfahren DFB-Präsident Keller hätte sich „mutigere Öffnungsschritte“ gewünscht

Zarte Perspektiven, noch kein grünes Licht: Der Breitensport darf nach dem monatelangen Corona-Stillstand nur ganz langsam wieder hochfahren. Für den DFB gehen die in Aussicht gestellten Lockerungen der Bund-Länder-Konferenz nicht weit genug.

 Ein Fußball liegt auf dem Rasen.

Ein Fußball liegt auf dem Rasen.

Foto: dpa/Tobias Hase

DOSB-Präsident Alfons Hörmann sieht einen "ersten Hoffnungsschimmer", Fußball-Boss Fritz Keller hätte sich "mutigere Öffnungsschritte" gewünscht: Der Amateur- und Breitensport darf nach dem monatelangen Corona-Stillstand langsam wieder hochfahren, doch die beschlossenen Lockerungen lösten an der Basis keine Jubelstürme aus.

"Ein erster Schritt ist gemacht. Der organisierte Sport kann bei aller weiterhin gebotenen Vorsicht allmählich wieder in Bewegung kommen und damit aktiv dazu beitragen, dass wir gemeinsam durch diese schwere Zeit kommen", sagte DFB-Präsident Keller. In Bezug auf die 24.500 Fußball-Klubs hätte er sich aber mehr Mut von der Politik gewünscht. "Klare, umsetzbare Regelungen" seien nun nötig, um dem gesamten Amateurfußball "wieder flächendeckend eine Perspektive aufzuzeigen".

Auch Hörmann sah in der Bewertung der Beschlüsse des Corona-Gipfels keinen Grund zur Euphorie. "Jetzt kommt es entscheidend darauf an, dass die Länder und die jeweiligen Kommunen die gebotenen Freiheitsgrade auch im Sinne des Sports nutzen", so der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Es sind tatsächlich nur zarte Perspektiven, die von dem am Mittwochabend festgezurrten Stufenplan ausgehen. So dürfen ab kommendem Montag bei einer regional stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen wieder bis zu zehn Personen in kleinen Gruppen unter freiem Himmel Sport treiben. In einem weiteren Schritt könnten bei einer stabilen Inzidenz von unter 50 nach 14 Tagen auch wieder Kontaktsport im Freien wie Fußball sowie kontaktloser Sport im Innenbereich wie Turnen ermöglicht werden.

"Für das langfristige Überleben der Vereine ist eine zeitnahe und unbürokratische Rückkehr auch zum Indoor-Sport zwingend notwendig", heißt es in einer Stellungnahme des Deutschen Turner-Bundes (DTB), hinter dem DFB der mitgliederstärkste deutsche Sportverband.

Zwei Wochen nach einem möglichen Start des Fußballs soll gemäß aktueller Beschlüsse bei gleichbleibenden oder sinkenden Werten auch Kontaktsport in der Halle wieder erlaubt sein. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 kann zumindest "Individualsport alleine oder zu zweit und Sport in Gruppen von bis zu 20 Kindern bis 14 Jahren im Außenbereich" ermöglicht werden.

"Die ersten Schritte hin zum ordentlichen Trainingsbetrieb für alle werden für die Zuversicht und Aufbruchsstimmung sorgen, die wir dringend benötigen", sagte Keller. Noch müssen sich Klubs und Verbände, vor allem aber die vielen Sportlerinnen und Sportler jedoch gedulden. Länder und Kommunen müssen die Beschlüsse erst noch umsetzen und grünes Licht geben.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht in den neuen Öffnungsschritten eine große Gefahr und warnt eindringlich vor einer dritten Welle. Er geht davon aus, dass die Beschlüsse "fast gar nicht zum Tragen" kommen werden, weil die "Inzidenz steigen wird und dann ab Anfang April spätestens über 100 liegen wird".

Der Sport, mit seinen Topverbänden DFB und DOSB an der Spitze, drängt seit Wochen auf Lockerungen seitens der Politik. Noch kurz vor den entscheidenden Beratungen hatte der DOSB in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten "eine Perspektive" für den "vereinsbasierten Sport" gefordert, dafür sei es "höchste Zeit". Schließlich habe der Breitensport "mit hoher Solidarität die verschiedenen Maßnahmen und Einschränkungen in der gesamten Pandemie-Phase vollumfänglich mitgetragen."

Vor allem beim Amateur- und Breitensport hat die lange Phase des Lockdowns Spuren hinterlassen. Vereine und Landessportbünde berichteten über deutliche Mitgliederverluste, die Zahl der ehrenamtlich Engagierten nehme ab.

Seit Mittwochabend gibt es wieder einen "Hoffnungsschimmer". Mehr nicht.

SID cs cp

(old/sid/dpa)
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