12. Paralympics in Athen/Vier Gold-Medaillen Deutsches Frauenpower in Athen

Athen (rpo). Schon nach dem ersten Tag der XII. Paralympicsspiele in Athen sind die deutschen Teilnehmer auf dem besten Wege, die Ergebnisse ihrer nichtbehinderten Sportkollegen in den Schatten zu stellen. Am Wochenende gab es bereits vier Mal Gold.

Ungebremste Frauenpower, Bundespräsident Horst Köhler als "Herzensbotschafter" des Behindertensports und ein optimaler Start der deutschen Mannschaft bei den 12. Paralympics in Athen mit vier Goldmedaillen am ersten Wochenende: Schützin Manuela Schmermund aus Niederaula gewann gleich den ersten von 519 Wettbewerben und versetzte 209 Teamkollegen, mitgereiste Fans und den ersten Mann im Staat in Hochstimmung.

"Ich bin hellauf begeistert. Es war mir ein Bedürfnis, nach meinem Olympiabesuch zu den Paralympics zu kommen. Wir brauchen im Behindertensport noch professionellere Unterstützung durch Trainer und Betreuer in den Vereinen", forderte Köhler. Gemeinsam mit seiner Frau hatte das Staatsoberhaupt am Samstagnachmittag beim Gold-Triumph von Judoka Susann Schützel (Frankfurt/Oder) auf der Tribüne gesessen, mitgefiebert und anschließend mit Stolz die Medaillen überreicht.

"Es war toll, wie Susann Schützel gekämpft hat. Man konnte ihr den Siegeswillen von Beginn an ansehen", sagte Köhler, der auch durch die Erblindung seiner Tochter Ulrike eine besonders innige Beziehung zu Menschen mit Behinderung hat. Beim Treffen mit Teilnehmern des Jugendlagers des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) kündigte Köhler dem Nachwuchs bereits volle Unterstützung für die Zukunft an: "Eines ist sicher: Ich werde auch bei den nächsten Paralympics dabeisein. Und ihr müsst zeigen, dass ihr gewinnen wollt. Gewinnen wollen ist gut." Dieses Motto beherzigte am Sonntag auch Ramona Brussig aus Schwerin an. Sie besiegte im Judo-Finale ihre spanische Kontrahentin Marta Arce Payno nach nur 43 Sekunden mit Ippon.

Ein Gegengewicht zum Frauenpower

Zu soviel Frauenpower setzte Radfahrer Michael Teuber in der 3000-m-Einzelverfolgung wenige Minuten später im Velodrom ein Gegengewicht. Der 32 Jahre alte Diplom-Kaufmann aus München, der auch den Weltrekord hält, setzte sich im Finale gegen den Spanier Juanjo Mendez souverän durch und überrundete dabei seinen Gegner. In der ausverkauften Radsporthalle sicherte sich zudem Hans Peter Beier (Rottweil) hinter dem Topduo die Bronzemedaille. Wenig später holte sich der 20 Jahre alte Youngster Sebastian Graf aus Freiburg über die gleiche Distanz in einer anderen Schadensklasse Silber.

Auch bei den Schwimmern platzte gleich am ersten von einer Weltrekordflut gezeichneten Wettkampftag der Knoten. Die Regensburgerin Annke Conradi gewann Silber über 100-m-Freistil. Auch auf den Matten der Judo-Halle wurde noch weiteres Edelmetall gewonnen. Silke Hütter (bis 63 kg) aus Kempen verlor erst im Finale gegen die Russin Nadina Kazakowa. Sebastian Junk (bis 81 kg) aus Neuwied gewann Bronze gegen den Russe Anatoli Wlasow.

Die Schützinnen, bei denen Sabine Brogle (Altdorf) hinter Schmermund und der seit 1992 ungeschlagenen Koreanerin Myung Sook Her noch Bronze gewann, schwelgten nach einem nervenzehrenden Wettkampf in Glücksgefühlen. "Wir waren beide nur noch am Flennen. Manuela hatte einen konstanten Wettkampf. Ich hatte Probleme und habe mich noch vorgekämpft. Im Finale bin ich immer eiskalt", berichtete Brogle.

Im "siebten Himmel"

Mit dem Kleinkaliber gehören die Schieß-Asse ab Montag erneut zum Favoritenkreis. Im doppelten Sinne im "siebten Himmel" waren die weiblichen Judoka, die in Athen ihre Olympia-Premiere erlebten. "Das ist die Krönung", sagte Schützel. Mit Silber durch Silke Hütter (Kempen) und Bronze durch Astrid Arndt (Leverkusen) und Sebastian Kunk (Neuwied) zeigte sich "Team Germany" auf den Punkt fit.

"Das war ein exzellenter Auftakt und die erhoffte Steigerung gegenüber Sydney. Bundespräsident Köhler ist mit dem Herzen dabei und hat sich schon als Glücksbringer erwiesen. Ich hoffe, er ist noch bei vielen Entscheidungen dabei", sagte der deutsche Teamchef Karl Quade: "Wie man sieht, sind unsere Frauen sehr stark, und ich freue mich besonders, dass Sportler bei ihrer Premiere gleich Medaillen gewonnen haben."

Nach dem enttäuschenden Abschneiden in Sydney mit 15 Goldmedaillen und Platz 10 in der Nationenwertung wird der Leistungssport mit einem neuen Konzept gefördert, das vor allem in der Zukunft Früchte tragen soll.

(sid)
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