Vierschanzentournee: Drittes Springen Deutsche in Innsbruck seit 17 Jahren ohne Sieg

Innsbruck (dpa). Diese Schanze wird von manchen verehrt, von einigen gehasst und von vielen gefürchtet. Die Skispringer sehen vom Schanzentisch des Bergisel aus nur den Innsbrucker Friedhof; manch einer musste hier seine Hoffnungen auf den Gesamtsieg der Vierschanzentournee begraben. Martin Schmitt jedoch geht unbefangen an die dritte Tournee-Station heran: "Ich habe keine Angst vor Innsbruck, springe sogar ganz gerne dort." Im vergangenen Jahr wurde der Weltcupsieger in der Tiroler Metropole trotz einer Bronchitis Zweiter. Andreas Widhölzl gewann damals als erster Tiroler seit der Schlacht von Nationalheld Andreas Hofer 1809 gegen die Franzosen

Die Beziehung zwischen dem Bergisel und den Springern des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) ist keine ungetrübte. Zwar hält Dieter Thoma (Hinterzarten) seit 1997 mit 120 m den Schanzenrekord, der letzte deutsche Sieg liegt jedoch schon 17 Jahre zurück. 1984 gewann der Oberwiesenthaler Jens Weißflog in Innsbruck. "Innsbruck hat ein Problem: Der Schanzentisch ist so kurz, dass viele Athleten Probleme haben. Absprunggenauigkeit ist hier wie auf keiner anderen Schanze gefragt", urteilte Bundestrainer Reinhard Heß.

Die altmodischste der vier Tournee-Schanzen erlebt das letzte Springen im alten Outfit. Im Frühjahr rollen die Bagger an. Mit einem mehr als 21 Millionen Mark (150 Millionen Schilling) teuren Umbau - geplant von der Stararchitektin Zaha Hadid - soll 2002 die Anlage modernisiert werden. Dann sollen Weiten über 130 Meter möglich sein.

Die Austragungsstätte der olympischen Sprungwettbewerbe 1964 und 1976 ist seit Jahren hoffnungslos veraltet: Weder das Schanzenprofil noch die Infrastruktur entsprechen den gewachsenen Anforderungen. "In der Schanze gibt es zwar Toiletten, aber kein Handwaschbecken", beklagte sich beispielsweise Martin Schmitt.

Fast hätte das traditionsreiche Springen am Bergisel, wo sich deutsche und österreichische Anhänger immer ein lautstarkes Fanduell liefern, nicht stattfinden können. Der Internationale Ski-Verband (FIS) wollte Innsbruck schon aus dem vorläufigen Saisonkalender streichen, scheute jedoch den Eklat und erteilte zum zweiten Mal in Folge eine Ausnahmegenehmigung. Eigentlich hätte die Schanze schon lange umgebaut sein müssen, doch eine gewisse Trägheit der Organisatoren und noch laufende juristische Verfahren verzögerten den Baubeginn.

Im Dezember 1999 waren bei einem von 40 000 Zuschauern besuchten Snowboard-Festival vier Menschen ums Leben gekommen. Als Folge des Unfalls dürfen in diesem Jahr nur 13.000 Zuschauer ins Stadion. Zusätzlich erteilte auch die FIS den Organisatoren strenge Auflagen. Um ein nur einigermaßen modernes Sprungprofil zu erhalten, wurden Baustämme und 400 Lkw-Ladungen Schnee in einer Höhe von 130 Zentimetern auf den Hang aufgetragen.

(RPO Archiv)
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