"Junge Wilde" mit Perspektive Deutsche Fechter bei der EM im Soll

Funchal/Madeira (dpa). Auch der "zweite Anzug" passt. Die ohne die Olympia-Starter angetretene Mannschaft des Deutschen Fechter- Bundes (DFeB) erfüllte bei den Europameisterschaften in Funchal auf Madeira die Erwartungen des Verbandes. Mit drei Medaillen lag das junge Team bei zwei noch ausstehenden Wettbewerben am Sonntagabend im Soll. Am Samstag gewann die Degenmannschaft mit Sven Schmid (Tauberbischofsheim), Oliver Lücke (Bonn), Fabian Schmidt und Patric Draenert (beide Heidenheim) Bronze durch ein 45:37 über Polen. Zuvor hatten sich Johannes Krüger (Koblenz) mit Silber im Herren-Florett und die Degen-Damen (Bronze) ebenfalls Edelmetall gesichert.

"Wir waren ohne Medaillen-Prognosen oder -Vorgaben her gekommen", sagte DFeB-Präsidentin Erika Dienstl. "In einem Olympia-Jahr liegen die Prioritäten ein wenig anders als üblich. Umso mehr freut es mich, beobachten zu können, welche Opfer die Clubs brachten, wie sich unser Nachwuchs entwickelt und er sich bei großen Wettbewerben stabilisieren kann", stellte die DFeB-Chefin zufrieden fest.

Die Gemeinsamkeit fast aller deutschen Fechter in den einzelnen Waffen ist das Alter. Die Degen-Damen warten mit einem Durchschnitts- Alter von gerade mal 20 Jahren auf. Auch Florettfechter Krüger, der mit einem Sieg gegen Weltmeister Sergej Golubitsky (Ukraine) überraschte und erst im Finale Titelverteidiger Salvatore Sanzo (Italien) 11:15 unterlag, ist erst 20. Einzig Patric Draenert, Europameister von 1993, fällt mit seinen 30 Jahren aus dem Rahmen.

"Sehr beeindruckt" war Dienstl vom Herren-Degenteam, das auf dem Weg zu Bronze auch die starken Esten mit dem neuen EM-Zweiten Kaido Kaaberma an der Spitze ausstach. "Was wir geleistet haben, in dieser Waffe und in anderen Disziplinen, lässt für die Zukunft hoffen", so die Fecht-Präsidentin. "Ich glaube, wir müssen uns um den deutschen Fechtsport keine Sorgen machen. Selbstverständlich werden wir weiter hart arbeiten. Immerhin sind wir im nächsten Jahr EM-Gastgeber."

Wie viele von den "Jungen Wilden" dann im Kader stehen werden, hängt von deren Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten ab. Dienstl stellte allerdings klar: "In Koblenz werden wir mit dem bestmöglichen Team teilnehmen, das sind wir uns bei einer Heim-EM schuldig." Dann könnte der sich hoffnungsvoll entwickelnde Nachwuchs wieder in die zweite Reihe verdrängt werden. Lediglich ein Sportler ist sich heute bereits sicher, in Koblenz anwesend zu sein: Johannes Krüger ficht für Koblenz-Königsbacher und sagt: "Ich bin dabei, wenn nicht auf der Planche, dann zumindest auf der Tribüne."

(RPO Archiv)
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