Ewgeni Pluschenko dominiert Männerkonkurrenz Deutsche Eiskunstläufer kommen nicht auf die Kufen

Gelsenkirchen (rpo). Beim Saisonauftakt der Eiskunstläufer in Gelsenkirchen blieben die deutschen Vertreter deutlich hinter den Erwartungen zurück. Besonders deutlich wurden die Schwächen in der Männerkonkurrenz am Sonntag.

"Ich habe keine Wunder erwartet, aber ich bin enttäuscht, dass einige Sportler ihre Reserven nicht abgerufen haben", bilanzierte Reinhard Mirmseker den Saisonauftakt in Gelsenkirchen. Einzig der dritte Platz der Berliner Eistänzer Kati Winkler/René Lohse stimmte den neuen Präsidenten der Deutschen Eislauf-Union (DEU) zufrieden. Aber: "Es gibt nichts zu beschönigen. Um aus dem Keller herauszukommen, müssen wir von vorn anfangen", fand Mirmseker klare Worte und nahm vor allem die Trainer in die Pflicht.

Besonders deutlich wurde der Abstand zur Weltelite in der Männer- Konkurrenz, wo der Olympia-Zweite Ewgeni Pluschenko den deutschen Läufern eine Lektion erteilte. Mit seiner schwierigen Kombination aus Vierfach-Toeloop/Dreifach-Toeloop glänzte der Russe in der Kür am Sonntag und meldete Ansprüche auf seinen zweiten WM-Titel nach 2001 an. Zu dürftig war die Vorstellung des gebürtigen Russen Andrejs Vlascenko (München), der nur Siebter wurde. Zwei Stürze von Silvio Smalun (Oberstdorf) und Rang neun dokumentierten die Misere der DEU.

DEU will Aufwärtstrend bis zur WM 2004

"In diesem Verband wurde zu lange Tralala gemacht, aber für richtigen Leistungssport muss man sich quälen", sagte der 52-jährige DEU-Chef. Denn bis zur Weltmeisterschaft 2004 in Dortmund will die DEU zumindest einen Aufwärtstrend vorweisen. Gerade vor dem Hintergrund des neuen Wertungssystems, das nach dem olympischen Paarlauf-Skandal für mehr Gerechtigkeit sorgen soll, fordert er eine Aufbruchstimmung unter den deutschen Kufenstars.

Vorbild für den Neuaufbau der einstigen Prestige-Sportart soll der frühere Paarlauf-Weltmeister Ingo Steuer sein. In Eva-Maria Fitze und Rico Rex präsentierte der ehrgeizige Jungtrainer ein neues Paar, das schon bei der Europameisterschaft im Januar in Malmö an die kontinentale Spitze heranlaufen kann. In einem von den chinesischen Weltmeistern Xue Shen/Hongbo Zhao angeführten Top-Feld wurden die Chemnitzer bei ihrer Premiere nach einem halben Jahr Training schon Siebte. "Ich will Weltmeisterin werden", sagte die zweifache Einzelmeisterin Eva-Maria Fitze, die als Paarläuferin mit ihrem Sprungrepertoire aufhorchen lassen will. "Was den Paarlauf betrifft, haben wir noch viele Reserven", meinte Mirmseker leicht optimistisch.

Winkler/Lohse mit einer futuristischen Kür

Zusammen mit den Olympia-Achten Winkler/Lohse, die mit ihrer futuristischen Kür in diesem Winter eine internationale Medaille holen könnten, stehen die Chemnitzer für das Umdenken der DEU. Nicht wie früher mit der Gießkanne, sondern gezielt soll gefördert werden. Nach dem Desaster in der olympischen Saison stehen auch weit weniger Bundesmittel zur Verfügung. Als Folge des Misserfolgs hat der Verband seine Trainerfinanzierung komplett umgestellt, es wird nur noch nach Höchstleistung bezahlt.

So fordert der Verband vor allem in den Einzeldisziplinen bessere Ergebnisse. Geradezu trostlos sieht es bei den Damen aus, weil die talentierten Läuferinnen seit Jahren nicht mit dem Wettkampfdruck fertig werden. Bestes Beispiel ist die zweifache Meisterin Susanne Stadlmüller (Stuttgart), die in Gelsenkirchen als Siebte nur einen Bruchteil ihres Potenzials abrief. "Wenn wir bei den deutschen Meisterschaften dieses Niveau nicht überschreiten, werden wir die EM nicht beschicken", so Mirmseker.

(RPO Archiv)
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