Wright und van Barneveld raus Favoritenstürze bei Darts-WM

Düsseldorf/London · Nach Peter Wright ist auch Raymond van Barneveld aus dem wichtigsten Darts-Turnier ausgeschieden. In Max Hopp und Gabriel Clemens sind noch zwei deutsche Spieler dabei.

Raymond van Barneveld (li.) schleicht nach einer misslungenen Aufnahme vom Board, Darius Labanauskas bereitet sich auf den Wurf vor.

Raymond van Barneveld (li.) schleicht nach einer misslungenen Aufnahme vom Board, Darius Labanauskas bereitet sich auf den Wurf vor.

Foto: dpa/Steven Paston

Mit gesenktem Haupt verließ Raymond van Barneveld die Bühne des Alexandra Palace. An dem Ort, an dem er am ersten Januar 2007 in dem legendären Finale der Weltmeisterschaft Großmeister Phil Taylor mit 7:6 bezwungen hatte, erlebte er eine der bittersten Stunden seiner langen Karriere. Großmeister Phil Taylor mit 7:6 bezwungen hatte Gegen einen Kontrahenten, der nicht einmal unter den besten 100 Spielern in der Rangliste zu finden ist.

Da half es dem Niederländer auch nicht, dass er im Durchschnitt drei Punkte mehr pro Aufnahme erzielte, denn seine Würfe auf die entscheidenden Doppelfelder landeten zu häufig daneben. Die Körpersprache, die bei ihm in schlecht laufenden Spielen häufig ein Problem ist, sprach Bände: Immer wieder schüttelte der Niederländer den Kopf und konnte anscheindend selbst nicht glauben, was er für eine Leistung ablieferte. Weil im Darts die Weltrangliste die vergangenen zwei Jahre mit in die Wertung eingehen, wird van Barneveld, der vor zwei Jahren das WM-Halbfinale erreichte, in der Rangliste deutlich abrutschen.

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Das Aus von van Barneveld ist allerdings nicht die einzige Überraschung der noch jungen Weltmeisterschaft. Den Weltranglistendritten Peter Wright hatte es bereits am Sonntag erwischt. Das Weihnachtsmannoutfit brachte dem 48-jährigen Schotten kein Glück, der bunte Vogel des Dartszirkus bestätigte die schwankende Form, die er in den vergangenden Wochen und Monaten an den Tag gelegt hatte und schied mit 1:3 gegen den Spanier Toni Alcinas aus.

Modisch auffällig, doch nicht erfolgreich: Peter Wright kann es nicht glauben.

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Was auf den ersten Blick nach einer deutlichen Angelegenheit klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung allerdings als eine durchaus enge Partie. Denn der Spanier gewann insgesamt nur ein Leg, also einen Durchgang von 501 Punkten auf null, mehr als Weihnachtsmann Wrigth. Hier kommt aber die Besonderheit der Weltmeisterschaft zum Tragen: der Satz-Modus. Denn auf der Tour wird in der Regel im Leg-Modus gespielt, also so lange, bis ein Spieler eine bestimmte Anzahl erreicht hat. Bei dem Satz-Modus hingegen können sich die Spieler bei längeren Distanzen auch mal eine Schwächephase leisten und sind dann trotzdem noch in der Lage, leichter in das Spiel zurückzukommen.

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Und es ist möglich, dass ein Spieler, der mehr Legs für sich entscheidet, trotzdem als Verlierer von der Bühne geht. Das musste der Engländer Josh Payne schmerzlich erfahren. In seinem Zweitrundenspiel gegen Dave Chisnall führt der 25-Jährige in nahezu allen Statistiken und gewann auch ein Leg mehr als Chisnall, nur in einem Punkt lag „Chizzy“ am Ende vorne: bei den gewonnen Sätzen.

Von den vier deutschen Spielern, die an den Start gegangen sind, mussten Martin Schindler und Robert Marijanovic nach ihrem ersten Auftritt schon wieder die Heimreise antreten. Debütant Gabriel Clemens und der deutsche WM-Rekordteilnehmer Max Hopp, der schon seine sechste Weltmeisterschaft spielt, sind weiterhin im Rennen. Hopp, als Nummer 32 der Weltrangliste in Runde zwei gesetzt, sorgte durch seinen 3:0-Erfolg über Danny Noppert für einen weiteren Rekord: Noch nie stand ein Deutscher in der dritten Runde der WM. Dorthin würde gerne auch Clemes kommen, der bei seinem ersten Spiel im Alexandra Palace Aden Kirk mit 3:0 schlug. Auf ihn wartet am Freitagnachmittag der Schotte John Henderson, die aktuelle Nummer 22 der Welt.

Hopp hingegen steht am Samstagabend in seinem Drittrundenspiel vor der wohl größtmöglichen en Herausforderung im Darts. Er trifft auf den Weltranglistenersten Michael van Gerwen, der die Szene seit Jahren mitdominiert. Der Niederländer sehnt sich nach seinem dritten WM-Titel nach den Erfolgen 2014 und 2017. Sein Auftakt in das Turnier war jedenfalls überzeugend, wenn auch nach einer kurzen Schrecksekunde. Kurz vor seinem Einlaufen wurde er von einer Bierdusche erwischt – ein Novum bei sonst äußerst feierwütigen, aber immer friedlichen Darts-Fans.

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