Rekord als jüngster Box-Weltmeister winkt Vincent Feigenbutz kann Geschichte schreiben

Offenburg/Berlin · Vincent Feigenbutz könnte am Samstag dank einer merkwürdigen Fügung jüngster Profi-Weltmeister der deutschen Boxgeschichte werden.

 Vincent Feigenbutz kann mit 20 Jahren schon den Box-Thron besteigen.

Vincent Feigenbutz kann mit 20 Jahren schon den Box-Thron besteigen.

Foto: dpa, bwu wst hak

Im Rekordtempo auf den Thron: "Iron Junior" Vincent Feigenbutz kann am Samstag jüngster Profi-Champ der deutschen Box-Geschichte werden. Der 20-Jährige kämpft in Offenburg gegen den Italiener Giovanni De Carolis um die WM-Krone der WBA und könnte Rekordhalter Graciano "Rocky" Rocchigiani ablösen, der mit 24 Jahren Champion wurde.

"Das ist eine große Sache, ein Lebenstraum - mir fehlen die Worte", sagte "Prince Vince" ungewohnt sanft. Der forsche Draufgänger profitiert von einem kühnen Winkelzug, der wohl nur im Boxen möglich ist. Da die WBA Titelträger Fjodor Tschudinow (Russland) kurzerhand zum Super-Champion ernannt hat, darf Interims-Weltmeister Feigenbutz nach der WM-Krone greifen. Das bestätigte der weltweit älteste Profi-Boxverband auf seiner Website.

"Vincent hat die große Chance, am 9. Januar Boxgeschichte zu schreiben", sagte sein Promoter Kalle Sauerland. Der Berliner Box-Stall will den Youngster mit aller Kraft zum neuen Aushängeschild des angeschlagenen Profi-Boxens in Deutschland machen. Mit seinem spektakulären Boxstil und seiner großen Klappe erfüllt Feigenbutz das Klischee des Vollblut-Boxers. Mike Tyson ist passenderweise sein Vorbild.

Doch ein wenig hat Feigenbutz vor seinem 23. Kampf (21 Siege, davon 19 Knockouts, eine Niederlage) dazugelernt. Die Sprüche sind nicht mehr ganz so schrill. Die mäßige Leistung im ersten Kampf gegen De Carolis im Oktober haben den Youngster vorsichtiger gemacht. Am Ende gewann der Karlsruher höchst umstritten, obwohl er zweimal zu Boden gegangen war.

"De Carolis wird mir alles abverlangen. Er hat schließlich ebenfalls die Chance, Weltmeister zu werden", sagt Feigenbutz und zeigt ungewohnten Respekt vor seinem Gegner. Seine überheblichen Verbal-Attacken nach dem ersten Fight gegen den Italiener ("Ich habe ihm tausend Jabs in die Fresse geballert"), die ihm die Zuschauer in Karlsruhe sehr übel nahmen, bereut Feigenbutz mittlerweile: "Es tut mir leid, was da aus mir herausgeplatzt ist."

De Carolis selbst blieb auf Kampflinie und postete auf seiner Facebook-Seite eine Karikatur, die einen weinenden Feigenbutz zeigt, dem De Carolis den Kopf schert. "Eigentlich geht es mir dabei vor allem darum, Vincent zu zeigen, was Demut bedeutet", sagte der 31-Jährige. Vor dem ersten Kampf hatte Feigenbutz in der Tat ein Lamm geschoren und gemeint: "Und jetzt rasiere ich De Carolis."

Sollte Feigenbutz De Carolis schlagen, winkt ein Kampf um den Titel des Super-Champion gegen den Sieger des Kampfes Tschudinow gegen Felix Sturm (Leverkusen). Der Fight ist für Ende Februar in Oberhausen geplant. Ein rein deutsches Duell im Anschluss um die WBA-Krone zwischen Feigenbutz und Sturm würde die Klasse klingeln lassen.

Auch seine Vorbereitung hat der "K.o.-Prinz" umgestellt. Erstmals ging Feinmechaniker-Azubi Feigenbutz nicht in die slowenischen Berge zum Überlebensraining. Dort musste er in der Vergangenheit in freier Wildbahn übernachten oder mit bloßen Händen Fische fangen. Dieses Mal schwitzte er im heimischen Gym - angesichts der vorherrschenden Temperaturen sicherlich auch die richtige Entscheidung.

(ems/sid)
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