"Kampf des Jahrhunderts" Pacquiao kann mit Außenseiter-Rolle gut leben

Las Vegas · Manny Pacquiao präsentiert sich vor dem "Boxkampf des Jahrhunderts" ruhig und bescheiden und ist damit genau das Gegenteil von Großmaul Floyd Mayweather. Mit dem möchte er nach dem Kampf über Gott reden.

Boxen: Manny Pacquiao und Floyd Mayweather in Las Vegas angekommen
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Pacquiao und Mayweather in Las Vegas angekommen

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Foto: dpa, mn ks

Selten sah man einen Boxprofi so tiefenentspannt. Manny Pacquiao sitzt im gebügelten Sommerhemd am Steuer seines Autos, vom Beifahrersitz lächelt seine Frau Jinkee in die Kamera. "Auf dem Weg zur Kirche. Gott segne Euch", schrieb der fünffache Familienvater noch unter sein Facebook-Foto.

Kein Protzen, kein Glamour: Pacquiao ist nach Abstürzen mit Alkohol, Frauen und Glücksspiel seit 2011 geläutert - auch dank seines Glaubens. Der Filipino glaubt an Gott und verachtet das Luxus-Leben von Floyd Mayweather, mit dem er in der Nacht zu Sonntag zum "Kampf des Jahrhunderts" (Sky/05.00 Uhr MEZ) in den Ring von Las Vegas steigt.

Dabei hätte der "Pac Man" allen Grund, auf die Pauke zu hauen. Sportlich ist der 36-Jährige ein Phänomen. Kein anderer Boxer wandelte so zwischen den Gewichtsklassen wie der nur 1,69 m große Haudrauf. Er startete 1995 als Profi im Fliegengewicht (50,802 kg) und stieg bis ins fast 20 Kilo höhere Super-Weltergewicht (69,85)
auf. Gegen Mayweather gehts wieder runter ins Weltergewicht (66,67).

Der Ruhm ließ nicht lange auf sich warten. Als erster Boxer wurde Emmanuel Dapidran Pacquiao Weltmeister in sieben Gewichtsklassen und galt von 2006 bis 2009 als bester Pound-for-Pound-Champion des Erdballs. Ein Höhepunkt war 2008 sein Triumph gegen den zehn Zentimeter größeren Oscar de la Hoya. Der "Golden Boy" gab nach acht Runden deprimiert auf und beendete seine Karriere.

Im Ring wird Asiens Superstar zum Tier. Er bringt alles mit. Technik, Speed, Kondition und den Punch. Dazu seine für viele Gegner immer noch gefährliche Rechtsauslage. Perfektioniert wurde sein Stil von Freddie Roach. Viele halten den an Parkinson erkrankten Roach für den besten Trainer der Welt. "Die beiden sind wie füreinander geschaffen", sagte Schauspieler Mickey Rourke, der unter Roach selbst zu einem respektablen Boxer wurde.

Mittlerweile hat der am 17. Dezember 1978 in Kibawe/Philippinen geborene Pacquiao allerdings auch Prügel bezogen. Fünf seiner 63 Profikämpfe gingen verloren, 2012 sogar zwei in Folge. Auch deshalb gilt der Offensiv-Boxer gegen Mayweather nur als leichter Außenseiter. "Mit dieser Rolle kann ich sehr gut leben", sagte der derzeit drittbeste Pound-for-Pound-Boxer.

Die Unterstützung aus der vielleicht wichtigsten Ecke ist ihm jedenfalls gewiss. Der "Größte" hält zu ihm. Muhammad Ali zeigte sich dem Team Pacquiao verbunden, "weil er so viel außerhalb des Ringes leistet und so eine karitative Person ist", wie Alis Tochter Rasheda der Website TMZ bestätigte.

In seiner Heimat ist Pacquiao längst ein Volksheld. Er lässt Schulen und Straßen bauen, unterstützt Projekte gegen Prostitution. Er selbst wuchs in ärmlichsten Verhältnissen auf, ließ als Jugendlicher seine Familie zurück und setzte alles aufs Boxen.

Die Filipinos lieben ihn. Er ist überall präsent - im Fernsehen, im Radio. Wenn der "Pac Man" boxt, geht auf dem Inselstaat die Kriminalitätsrate zurück. Seine politischen Ambitionen sind bekannt. Im Mai 2010 gewann Pacquiao die Kongresswahlen in der Provinz Sarangani und wurde deren Regierungschef. Kein Filipino zweifelt daran, dass der Super-Boxer irgendwann Staatspräsident wird.

Kein Verständnis hat der Gutmensch für die 100 Luxusautos und die ständigen Protz-Inszenierungen seines Gegners. "Für Mayweather ist Geld das Wichtigste. Er wird nie genug davon bekommen. Er wird an seiner Gier, seiner Selbstsüchtigkeit nochmal ersticken", sagte Pacquiao der Welt am Sonntag.

Trotzdem aber schreibt der "Pac-Man" seinen Kontrahenten noch nicht ab. Auf die Frage, was er als erstes nach dem Kampf tun wolle, sagte er: "Ich möchte mit Mayweather über Gott sprechen, warum wir ihn brauchen. Vielleicht bewirkt es was in ihm."

(sid)
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