Manfred Wolke Der Philosoph unter den Box-Trainern wird 75

Frankfurt/Oder · Manfred Wolke feiert am Sonntag seinen 75. Geburtstag. Der ehemalige Star-Trainer holte mit Henry Maske das Profiboxen in den 90er Jahren aus der Schmuddelecke.

 Manfred Wolke (links) umarmt Henry Maske nach dessen Sieg über den US-Amerikaner Virgil Hill am 31. März 2007 in der Olympiahalle in München.

Manfred Wolke (links) umarmt Henry Maske nach dessen Sieg über den US-Amerikaner Virgil Hill am 31. März 2007 in der Olympiahalle in München.

Foto: dpa, Andreas Gebert

Henry Maske muss nicht lange überlegen. Als der frühere Gentleman-Boxer nach den Qualitäten seines langjährigen Trainers gefragt wird, sprudelt es nur so aus ihm heraus. "Manfred Wolke war der Philosoph unter den Trainern, der Feingeist. Er konnte seinen Boxern mit viel Sachverstand glaubhaft machen, was sie zu tun haben und was nicht", sagte der ehemalige Profi-Champion dem SID über den Jubilar.

Am Sonntag feiert Wolke im engeren Familienkreis seinen 75. Geburtstag, er blickt auf eine große Karriere zurück. Der Potsdamer war selbst erfolgreicher Faustkämpfer, holte 1968 bei Olympia in Mexiko-Stadt Gold im Weltergewicht. Vier Jahre später bei den Sommerspielen trug er die Fahne der DDR ins Münchner Olympiastadion, seinen Erfolg konnte er aber nicht wiederholen.

Der breiten Masse ist Wolke aber als Trainer in Erinnerung, an der Seite von Henry Maske. Erst formte er aus dem jungen Amateur einen Olympiasieger (1988) und Weltmeister (1989), dann wechselte das Duo gemeinsam ins Profifach und feierte nach der Wende glanzvolle Erfolge.

"Viele haben uns gewarnt, dass Henry bei den Profis nicht mithalten kann", erinnerte sich Wolke, "dass wir nach ein paar Wochen auf der Straße liegen würden." Es kam anders. Zehnmal verteidigte Maske seinen WM-Titel im Halbschwergewicht, bis zu 18 Millionen Zuschauer lockte das Duo bei RTL vor die Fernseher - Quoten, die heutzutage undenkbar sind.

Neben Maske betreute Wolke, der wegen seines breiten Brandenburger Dialekts ("Janz ruhig Henry, et läuft") oft parodiert wurde, auch Axel Schulz. Fast hätte Wolke aus dem heutigen TV-Experten den ersten Schwergewichtsweltmeister aus Deutschland seit Max Schmeling geformt, doch Schulz unterlag am 5. November 1994 in Las Vegas Altmeister George Foreman in einem legendären Fight unverdient nach Punkten.

Wolke konnte auch anecken. Zu DDR-Zeiten wurde der besessene Trainer in den Jugendbereich zwangsversetzt, ehe ihn Maske zurückholte. Als Promoter Wilfried Sauerland 2009 die langjährige Zusammenarbeit mit Wolkes Außenstelle in Frankfurt/Oder aufkündigte, grollte der Coach und kündigte einen Alleingang an, zumal er kurz zuvor erst eine neue Boxhalle an der Oder hatte bauen lassen.

Doch die Jahre des Top-Trainers Manfred Wolke waren gezählt. Neue Talente geschweige denn Kandidaten für einen WM-Kampf konnte der Altmeister nicht mehr herausbringen. Es wurde ruhig um den Coach. Mittlerweile genießt er seinen Lebensabend, oft auch in seinem Ferienhaus in Prerow auf dem Darß.

2007 hatte Wolke noch einen großen Auftritt. Maske feierte nach elf Jahren ein Comeback gegen den US-Amerikaner Virgil Hill, der ihm als Profi die einzige Niederlage beigebracht hatte. Zunächst setzte Maske auf US-Starcoach Teddy Atlas, doch als Wolke frei wurde, schwenkte Maske um und feierte mit seinem langjährigen Trainer in der Ecke eine umjubelte Rückkehr für einen Kampf.

2012 bedankte sich Maske auf seine Weise für die jahrzehntelange Partnerschaft. Als dem Ex-Champ im Berliner Adlon-Hotel die Goldene Sportpyramide, in Deutschland die wichtigste Auszeichnung fürs Lebenswerk, überreicht wurde, gab er den Preis an Wolke weiter. Für Maske nur logisch: "Ohne Manfred Wolke hätte ich das alles nicht erreicht."

(sid)
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