Interview mit Box-Weltmeisterin Susi Kentikian "Ich bin bereit für Regina Halmich"

Düsseldorf (RP). Die Hamburger Fliegengewichtlerin Susi Kentikian (21 Kämpfe, 21 Siege, davon 18 durch K.o.) trifft in Düsseldorf auf die Israelin Hagar Shmoulefeld. Im Interview spricht die 20 Jahre alte Box-Weltmeisterin über ihren Kampfnamen und das K.o.-Gefühl.

Boxen: Susi Kentikian - Mary Ortega
10 Bilder

Boxen: Susi Kentikian - Mary Ortega

10 Bilder

Frau Kentikian, Sie nennen sich im Ring "Killer Queen". Alles Show, oder muss man vor Ihnen Angst haben, wenn man die falschen Fragen stellt?

Kentikian (lacht) Probieren Sie es doch einfach mal aus.

Lieber nicht.

Kentikian So schlimm bin ich nun wirklich nicht.

Okay. Sehen Sie sich als die Nachfolgerin von Regina Halmich, die Frauenboxen hier populär gemacht hat?

Kentikian Ich trage zumindest jetzt ihren WM-Gürtel, glaube schon, dass ich langsam auch für Frauenboxen in Deutschland stehe. Regina hat unglaublich viel für diesen Sport getan. Sie ist eine Freundin, ich habe großen Respekt vor ihr.

Würden Sie davor zurückschrecken, mit ihr in den Ring zu steigen, um zu klären, wer die Beste ist?

Kentikian Nein, warum sollte ich? Ich sehe das Ganze sportlich. Egal wann, egal wo - ich bin bereit für einen Kampf gegen Regina.

Also bemühen Sie sich jetzt darum, eine Million Euro aufzutreiben?

Kentikian Eine Million Euro?

Für ungefähr diese Summe würde Frau Halmich, das hat sie mal in einem Interview gesagt, in Erwägung ziehen, ein Comeback zu starten.

Kentikian Ich fürchte, ich müsste noch etwas mehr zusammenbekommen. Vor ein paar Wochen habe ich sie gefragt, ob an den Gerüchten um ein Comeback von ihr etwas dran ist. Sie hat mir gesagt, das sei alles Quatsch. Ich glaube ihr.

Sie gelten im Ring als kompromisslos und haben viele Ihrer Gegnerinnen durch K.o. auf die Bretter geschickt. Was für ein Gefühl ist es, einen anderen niederzuschlagen?

Kentikian Es ist ein großartiges Gefühl. Du denkst dir "Wooow, es hat endlich geklappt". Unbeschreiblich. Dafür trainierst du schließlich hart. Wenn es im Ring dann ernst wird, bist du total angespannt und willst zeigen, was du gelernt hast. Es ist so wie in der Schule.

Sind Sie überzeugt, auch am Freitag (ab 22.25 Uhr) im Düsseldorfer Burg-Wächter Castello die Versetzung gegen die Israelin Hagar Shmoulefeld zu schaffen?

Kentikian Absolut. Es wird aber ein harter Kampf. Sie boxt unorthodox, ihre Schläge kommen von überall.

Shmoulefeld war die Gegnerin von Halmich bei deren letzten Kampf…

Kentikian …und Regina hat nur knapp gegen sie gewonnen. Ja, deshalb ist Shmoulefeld eine gute Gegnerin auch für mich. Danach weiß ich, wo ich stehe.

Sie sind Anfang dieser Woche in Hamburg eingebürgert worden. Warum haben Sie sich für den deutschen Pass entschieden?

Kentikian Weil Deutschland meine neue Heimat ist. Ich lebe hier seit 13 Jahren, habe in diesem Land viele Möglichkeiten bekommen. In meinem Herzen bin ich auch weiter Armenierin. Die Leute dort sind sehr stolz auf mich. Ich behalte ja auch meinen Namen, der sich nicht wirklich deutsch anhört. Ich verheimliche meine Herkunft nicht.

Sie sind in Hamburg auf einem Flüchtlingsschiff groß geworden, Sie mussten nach der Schule in einem Fitnesscenter putzen gehen, um Ihre Familie zu unterstützen. War diese Zeit härter als jeder Ihrer WM-Kämpfe?

Kentikian Es ist Teil meiner Vergangenheit. Ich habe gelernt, für meine Ziele zu kämpfen und mir nichts so schnell wegnehmen zu lassen.

Es gibt viele, die mit Frauenboxen nach wie vor nichts anfangen können. Sie dürfen zum Abschluss etwas Werbung für Ihren Sport machen.

Kentikian Gucken Sie sich einen Kampf von mir an. Danach reden wir weiter. Ich habe schon viele gehört, die getönt haben, dass sie nichts von Frauenboxen halten. Bis sie bei einem Kampf von mir waren.

Gianni Costa führte das Gespräch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort