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Neues Buch über verstorbenen Boxer „Rocky“ Rocchigianis Leben zwischen Drogenexzessen, Eskapaden und Knast

Düsseldorf · Graciano Rocchigiani war der schillerndste deutsche Boxer. Nach seinem Tod erscheint am 3. Dezember ein neues Buch über den gebürtigen Duisburger.

Es gibt über Graciano Rocchigiani so viele Geschichten. Es sind lustige. Es sind traurige. Es sind Episoden aus einem Leben, das so darum bemüht war, allerlei Klischees zu bedienen, das die Grenzen fließend waren zwischen Realität und dem Kunstprodukt „Rocky“, wie man den Boxer Rocchigiani schon früh taufte. Er gilt als einer der prägenden Charaktere seines Sports. Drogenexzesse, Eskapaden und Knast. Am 1. Oktober wurde er auf einer Schnellstraße bei Belpasso auf Sizilien sturztrunken von einem Kleinwagen erfasst und erlag seinen Verletzungen. Er wurde 54 Jahre alt.

Ein Säufer, der die Kontrolle über sich verloren hat? Damit täte man ihm Unrecht. Er war mehr. „Nach seinem tragischen Tod, ist es mir wichtig, dass mein Papa in Ehren gehalten wird. Und zwar so, wie er wirklich war“, sagt Janina Michalke, seine Tochter. Die 33-Jährige gehört zu einem Team von 40 Autoren, die an der erweiterten Autobiografie ihres Vaters mitgewirkt haben, die am 3. Dezember erscheint.

Vor ein paar Jahren hatte „Rocky“ ein Gym, eine Trainingshalle im Duisburger Stadtteil Neudorf. Versuch einer Kontaktaufnahme mit ihm vorab per Telefon. Auf der anderen Seite der Leitung hebt eine Frau ab. „Rocky’s Gyyyyyyym“, krakeelt sie in den Hörer. „Ist Herr Rockygiani zu sprechen?“ Kurze Pause, dann fängt sie an zu lachen. „Du meinst Rocky? Der Champ sitzt mal wieder auf dem Klo!“ Im Hintergrund ist eine wütende Stimme zu hören, kurz danach ist Graciano Rocchigiani am Hörer.

Im Buch „Rocky – Unbeugsam bis zur letzten Runde“ gibt es viele Geschichten aus Sicht von Rocchigiani zu lesen, Vieles davon kann man nicht einfach so zitieren, weil Rocchigiani immer sehr deutliche Worte wählte. Es kommen aber auch Weggefährten wie Henry Maske zu Wort, deren Wege sich immer wieder gekreuzt haben. „Ich bin überzeugt, dass ich einen Großteil von seinem Leben überhaupt nicht kenne. Ich habe einen ganz wichtigen Teil von ihm kennengelernt“, sagt Maske. „Es war aber noch mehr Platz für ganz viele Dinge, über die Graciano auch selbst gesagt hat, dass man auf Vieles nicht stolz gewesen sein kann.“

Für seine Vaterrolle war Rocchigiani bei Janina nur selten bereit. „Als Janina 15 Jahre alt ist, sitzt sie am Ring. Sie drückt ihrem Vater die Daumen. Ein schönes Gefühl. Anschließend folgt die längst überfällige Aus­sprache. Doch uns beiden wird schnell klar: Die verlorenen Jahre sind weg. Im Sommer 2006 macht mich Janina zum Großvater. Bereits zum zweiten Mal. Opa Rocky, daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Janina, falls du das hier irgendwann lesen solltest, ich wünschte, ich hätte dir so ein guter Vater sein können, wie es mein eigener für mich immer gewesen ist.“ Seine Tochter hat es gelesen. Tränen sind ihr übers Gesicht gekullert. Sie schreibt: „Ich würde dir so gerne noch sagen können, dass ich deine späte Liebe und Zuneigung genossen habe.“

Das Leben hatte einen anderen Plan.

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