Ex-Boxer in Köln verhaftet "Kein Kavaliersdelikt" – Felix Sturm am Tiefpunkt

Köln · Der ehemalige Box-Weltmeister Felix Sturm ist in seinem Leben nach einer Reihe von Fehltritten am Tiefpunkt angelangt. Am Freitag wurde Sturm in Köln verhaftet.

Das ist Felix Sturm
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Schwerer Schlag für Felix Sturm: Der frühere Profi-Boxweltmeister und Publikumsliebling ist nach einer Reihe von Fehltritten am Tiefpunkt seines Lebens angelangt. Der 40-Jährige wurde festgenommen. Das bestätigte die Kölner Polizei auf SID-Anfrage. Es soll um Steuerhinterziehung gehen.

Zur Festnahme war es nach Informationen des Express am Freitag auf der Fitness-Messe FIBO in Köln gekommen. Sturm hatte sich seit 2016 vorwiegend in Bosnien aufgehalten, der Heimat seiner Familie, und war für die Beamten nicht zu greifen. Der fünfmalige Titelträger stattete der FIBO offenbar einen Besuch ab, weil er für einen Sportgerätehersteller wirbt. Dabei ging er den Beamten ins Netz.

Die Staatsanwaltschaft wollte keine genauen Angaben über die Höhe der Summe machen, um die es bei der Steuerhinterziehung gehen soll. Wahrscheinlich aber handelt es sich um einen stattlichen Betrag, wenn die Beamten in aller Öffentlichkeit zugreifen. Sturm hatte zunächst noch ein Foto von sich auf der FIBO auf Facebook gepostet, unter dem sich schnell höhnische Kommentare wiederfanden. Das Bild wurde später entfernt.

Schon seit geraumer Zeit war es für den technisch versierten Faustkämpfer nicht mehr nach Wunsch gelaufen. 2015 war gegen den Leverkusener, der bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney als Amateur unter seinem Geburtsnamen Adnan Catic angetreten war, wegen versuchter Anstiftung zu einem Tötungsdelikt ermittelt worden. Das Verfahren wurde später eingestellt.

Zuletzt war der Supermittelgewichtler wegen einer positiven Dopingkontrolle in die Schlagzeilen geraten. Sturm war nach seinem Sieg am 20. Februar 2016 in Oberhausen in der WM-Revanche gegen den Russen Fjodor Tschudinow in A- und B-Probe positiv auf die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol getestet worden.

Ein Prozess gegen Sturm platzte allerdings, die 8. Große Strafkammer in Köln lehnte im Januar die Eröffnung des Hauptverfahrens ab, da kein hinreichender Tatverdacht gegen den Ex-Champion bestanden habe. Weder der Weltverband WBA, noch der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) hatten Sturm gesperrt. Der Boxer legte seinen Titel im Oktober 2016 aber nieder.

Zuletzt wurden auch wieder Gerüchte um einen neuen Kampf laut. Gegner sollte Ex-Champ Arthur Abraham sein. Der gebürtige Armenier mit Wohnsitz in Berlin bestätigte dem SID am Freitag, dass ein Kampf geplant gewesen sei. "Ja, wenn dann nur Sturm, einen anderen Gegner gibt es nicht", sagte Abraham. "Es gibt schon Gespräche, aber noch keine Details", erklärte Abraham.

BDB-Präsident Thomas Pütz war am Sonntag noch etwas geschockt. "Ob das sein muss, dass er auf einer Messe verhaftet wird, weiß ich nicht. Steuerhinterziehung ist aber kein Kavaliersdelikt", sagte Pütz dem SID. Der Verbandschef war am Wochenende in München ohne Gegenstimme in seinem Amt bestätigt worden.

"Ich habe Felix sportlich immer sehr geschätzt", sagte Pütz zur Qualität des Boxers Sturm. "Ein Kampf gegen Arthur Abraham wäre natürlich eine Riesensache geworden", meinte der 52 Jahre alte Verbandsboss, der wegen der Doping-Affäre keine Bedenken mehr bezüglich einer Rückkehr hatte. "Vom BDB hätte Felix eine Lizenz erhalten."

Sturm hatte vor allem wegen seiner technischen Fähigkeiten viele Fans. 2003 wurde er in Berlin überraschend erstmals Champion der WBO, als er als Ersatzboxer den Argentinier Héctor Velazco besiegte. 2004 verlor er den Titel in Las Vegas gegen sein Idol Oscar de la Hoya. Später holte er noch viermal den Titel. Sturms Kampfrekord steht bei 40 Siegen, fünf Niederlagen und drei Unentschieden.

(eh/sid)
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