Trauerfeier für Ali Erdogan darf nicht aus Koran vorlesen und bricht Besuch ab

Louisville · Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat seinen Besuch bei der Trauerfeier für Box-Legende Muhammad Ali in Louisville am Freitag vorzeitig abgebrochen. Das bestätigte ein türkischer Offizieller, ohne Gründe für diese Entscheidung zu nennen. Es sei aber nicht unüblich für den Präsidenten, dass er seinen Zeitplan ändere. Die türkische Delegation sei inzwischen auf der Rückreise in ihr Heimatland.

Bewegende Trauerfeier für Muhammad Ali in Louisville
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Bewegende Trauerfeier für Muhammad Ali

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Foto: ap, JVR

Die türkische Nachrichtenagentur Dogan berichtete, dass Erdogan die Möglichkeit verweigert worden sei, aus dem Koran zu zitieren. Der Präsident und der Leiter der staatlichen Religionsbehörde, Mehmet Görmez, wollten zudem ein Kleidungsstück aus Mekka am Sarg von Ali niederlegen, meldete Dogan.

Mit einem Trauerzug durch die Heimatstadt der gestorbenen Box-Legende Muhammad Ali haben Hunderte Menschen in Louisville Abschied von ihrem Helden genommen. Ein Konvoi startete am Freitagmorgen (Ortszeit) in der Stadt im US-Staat Kentucky zu Orten, die in der Kindheit und frühen Karriere des Champions bedeutend waren. Fans reihten sich am Straßenrand mit T-Shirts und Fotos des dreifachen Weltmeisters im Schwergewicht auf.

Nach dem Trauerzug sollte Ali im privaten Kreis auf dem historischen Friedhof Cave Hill Cemetery beigesetzt werden. Für die anschließende Trauerfeier hatten die Veranstalter ganz nach dem Willen Alis kostenlose Tickets vergeben. Die 15.000 Freikarten waren nach einer Stunde vergriffen. Louisville begleitet den Tod des Boxers, der am vergangenen Freitag im Alter von 74 Jahren in Phoenix (Arizona) gestorben war, mit zahlreichen Trauerveranstaltungen.

"Er ist der Größte", rief eine Frau am Muhammad Ali Boulevard, wo sich Hunderte bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel versammelt hatten, um den Trauerzug vorbeifahren zu sehen. Das kleine Haus im Westen der Stadt, wo Ali aufgewachsen war, hatte sich seit dem Tod des Boxers vor einer Woche zu einer Pilgerstätte verwandelt.
Dort hing ein rotes Paar Boxhandschuhe über der Gedenktafel vor dem rosafarben gestrichenen Haus. Auch Blumen, Fotos und Plüschtiere hatten Fans niedergelegt. Viele schrieben Botschaften auf Poster, um dem herausragenden Sportler, der sich auch lange nach dem Ende seiner Karriere für politische und soziale Ziele einsetzte, für sein Engagement zu danken.

Neben Alis Witwe Lonnie, seiner ältesten Tochter Maryum und weiteren Verwandten kamen laut Medienberichten auch Jordaniens König Abdullah II. in die Stadt. Ali, der in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung vielen Afroamerikanern als Leitfigur diente und sich offen gegen Rassismus aussprach, wurde nach seinem Übertritt zum Islam im Jahr 1964 auch zu einer starken Stimme der muslimischen Gemeinde weltweit.

Bei der Gedenkzeremonie wurden am Freitag Trauerreden von Witwe Lonnie, Alis langjährigen Freund John Ramsey sowie Ex-Präsident Bill Clinton, Komiker Billy Crystal und Sportjournalist Bryant Gumbel erwartet. Am Donnerstag hatte der kalifornische Imam und Gelehrte Zaid Shakir bereits einen muslimischen Gottesdienst für Ali abgehalten.

Nowitzki würdigt Ali

Der deutsche Basketball-Superstar Dirk Nowitzki würdigte Ali vor dessen Beerdigung in Louisville. "Er war ein Pionier, eine Inspiration", sagte der Würzburger im Rahmen der Vorbereitung auf sein alljährliches Charity-Baseballspiel in Frisco/Texas.

"Manchmal war er kontrovers, stellte sich aber immer hinter das, woran er glaubte. In diesem Sinne war er ein absolutes Vorbild", so Nowitzki (37). Ali hatte Nowitzki nach dessen NBA-Titelgewinn mit den Dallas Mavericks 2011 ein Päckchen geschickt.

"Darin war ein Boxhandschuh mit der Aufschrift: 'You are the greatest' (du bist der Größte, Anm. d.Red.)", erklärte Nowitzki damals: "Ich war glücklich und habe Ali einen goldenen Basketball mit ähnlicher Widmung zurückgeschickt."

(seeg/dpa)
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