Boxkampf um WM-Titel Don King sorgt für Eklat bei Brähmer-Comeback

Neubrandenburg · Bei der beeindruckenden Rückkehr von Jürgen Brähmer auf den WM-Thron brachte Promoter-Legende Don King Publikum, Veranstalter und TV-Macher in Rage.

 Don King war vor dem Boxkampf guter Laune.

Don King war vor dem Boxkampf guter Laune.

Foto: dpa, Bernd Wüstneck

Der erste große Auftritt des Abends gehörte Don King. Der legendäre Promoter mit der Starkstrom-Frisur bestand darauf, dass sein Schützling Marcus Oliveira beim Einlauf als Letzter in den Ring steigt. Der Ablauf musste umgestellt werden, die TV-Macher gerieten ins Schwitzen, die Zuschauer pfiffen - nur der frühere Manager von Muhammad Ali wedelte grinsend mit seinen Fähnchen.

"Oliveira liegt in der Weltrangliste vor Brähmer. Deshalb musste ich darauf bestehen", erklärte der 82-Jährige die 15-minütige Verspätung. Der Großmeister der Boxkampf-Inszenierung hatte wieder mal allen gezeigt, wie man Aufsehen erregt. "Ich habe gehört, dass die Live-Übertragung ein Erfolg war. Daran hatte ich meinen Anteil", sagte King.

Nicht ganz so erfreut war der Impresario über die Vorstellung seines Kämpfers Marcus Oliveira im Ring. Der Indianer vom Stamm der Menominee in Wisconsin/USA fand im WM-Kampf gegen Lokalmatador Jürgen Brähmer kein Mittel und verlor den WBA-Fight um den vakanten WM-Titel im Halbschwergewicht einstimmig nach Punkten (112:115, 110:117, 110:117).

Brähmer souverän

Brähmer war an diesem Abend nicht zu bezwingen. Der 35-jährige Schweriner, der vor zweieinhalb Jahren seinen WM-Gürtel wegen mehrerer Verletzungen hatte abgeben müssen, war auf den Punkt vorbereitet und zeigte mit seinem immensen Repertoire an Schlägen, warum er einst als Jahrhundert-Talent galt. "Er hat Oliveira regelrecht ausgeboxt", lobte Ex-Champion Arthur Abraham.

Brähmer gab zwölf Runden Vollgas und ließ sich auch von der gefürchteten Rechten des indianischen K.o.-Schlägers nicht einschüchtern. In den letzten Runden wurde es regelrecht dramatisch, weil Oliveira den Lucky Punch suchte, Brähmer sich aber nicht versteckte. Am Ende feierte der neue Champion seinen 42. Sieg im 44. Profikampf. Oliveira kassierte im 27. Kampf die erste Niederlage.

"Es war ein grandioses Jahr", sagte Brähmer hinterher. "Ich habe vier Kämpfe gewonnen und bin zum Abschluss Weltmeister geworden." Rückschläge mit diversen Haftstrafen scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören. "Wir sind stolz auf ihn. Er war heute weltmeisterlich", sagte Manager Kalle Sauerland.

Für die Verzögerungstaktik von Don King zeigte Brähmer wenig Verständnis. "Das ist doch Kindergarten", sagte der Junioren-Weltmeister von 1996. Dass er schließlich als Erster einmarschieren musste, sei aber kein Problem für ihn gewesen. Nur Sauerland war stinkig auf Don King. Auf die Frage, ob Oliveira einen Rückkampf erhalte, sagte der Promoter mit Verweis auf das Theater vor dem Kampf: "Nein!"

Wie es weitergeht, war Brähmer völlig egal. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich jetzt einen Weihnachtsbaum und so einen Käse besorgen muss", verriet der Champion. Wahrscheinlich wird er im März/April einen freiwilligen Herausforderer boxen, ehe es im Sommer gegen den Kasachen Beibut Schumenow in einem Vereinigungskampf um den Titel des Superchampions der WBA geht.

(sid)
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