Gegner Kanters sauer Verwirrung um Timo Rosts Box-Urteil

Wuppertal · Ringrichter Mustafa Erenay verkündete erst eine Niederlage des Düsseldorfer Boxprofis, dann das korrekte Unentschieden. Supervisor David Boskovic hatte ihm das Ergebnis der Punktrichter offenbar nur zugerufen und war falsch verstanden worden.

 Timo Rost in seinem Kampf gegen Kanters.

Timo Rost in seinem Kampf gegen Kanters.

Foto: imago images/Moritz Müller/Moritz Müller via www.imago-images.de

So chaotisch hatte sich Timo Rost seine Rückkehr in den Boxring nach fast achtmonatiger Pause sicher nicht vorgestellt. Am Ende eines äußerst schwierigen Kampfs stand für den 28-jährigen ein Unentschieden gegen den bärenstarken Niederländer Gino Kanters – doch bis das endlich unter Dach und Fach war, mussten alle Beteiligten nach dem Ende des Kampfes im Wuppertaler Fightclub erst einmal einige hektische und unübersichtliche Minuten über sich ergehen lassen.

Auslöser war die Ansage von Ringrichter Mustafa Erenay, der Kanters via Hallenmikrofon zum Sieger erklärte und den Arm des Niederländers in die Höhe reckte. Plötzlich wedelte jedoch Supervisor David Boskovic aufgeregt mit den Armen und rief Erenay etwas zu. Das Problem: Wegen der strengen Hygieneregeln aufgrund der Corona-Krise trugen alle Anwesenden Masken, die Punktrichter zusätzlich Kunststoffvisiere, was die Verständigung nicht erleichterte.

Und da lag letztlich der Hase im Pfeffer. Denn der Supervisor hatte dem Ringrichter nach dem Einsammeln der Punktrichterzettel nicht – wie es sonst üblich ist – einen Zettel angereicht, sondern ihm das Ergebnis zugerufen: zwei Richterurteile auf Unentschieden, eines für Kanter. Was nach den Boxregeln ein Unentschieden bedeutet, doch Erenay verstand offenbar den maskengedämpften Zuruf Boskovics falsch, hörte nur „für Kanter“ – und verkündete das falsche Urteil.

Daher das aufgeregte Wedeln des Supervisors, der natürlich schnell zwecks Korrektur eingreifen wollte, doch Rosts Gegner sprang längst jubelnd durch den Ring und feierte mit seiner Ecke den vermeintlichen Sieg. Nun folgte das zweite Problem: Zwar korrigierte Erenay direkt das Urteil und erklärte auch via Mikrofon die Verwirrung. Doch da nur eine Handvoll Zuschauer in der Halle sein durfte, sahen die meisten Fans per Livestream zu – und über dessen Ton waren die Erklärungen nicht zu verstehen.

Fakt ist, dass das Unentschieden tatsächlich den Wertungen der Punktrichter entsprach (die Wertungszettel liegen unserer Redaktion vor). Doch das dämpft Kanters Verärgerung nachvollziehbarerweise nicht. Der Niederländer fühlt sich betrogen und macht nun auf Instagram eine große Welle. „So macht es keinen Spaß“, schreibt der 23-Jährige unter anderem. „Ich werde das bekämpfen.“

Sein Gegner nimmt es gelassen, muss aber erst noch seinen Frieden mit dem sportlichen Ablauf des Abends machen. „Ich bin sehr schwer in den Kampf hineingekommen“, erklärt Timo Rost. „Zwar war ich in Topform, konnte aber nicht wirklich abliefern. Kanters hat uns damit überrascht, dass er einen ganz anderen Kampfstil an den Tag legte, als wir es aufgrund seiner Videos erwartet hatten.“ Statt vergleichsweise träge auf seine Chance zu warten, marschierte der Niederländer ständig nach vorn, machte riesig Druck. „Ich kam gar nicht mehr weg“, sagt der Düsseldorfer. Die Folge: Die ersten beiden Runden verlor er klar.

Dann änderte Trainer Rüdiger May den Plan, Rost kam besser hinein. „Ich lag deshalb in einigen folgenden Runden vorn, musste aber in der fünften zu Boden“, berichtet der Supermittelgewichtler. „Es war zwar keine direkte Schlagwirkung, zählte aber korrekterweise gegen mich, weil ich das Gleichgewicht verloren hatte. Das führte letztlich zum Unentschieden.“

Nicht das erhoffte Ergebnis, aber doch eines, mit dem das Team Rost leben kann. Schließlich erhält er zumindest einige Punkte für die Rangliste, weil Kanters dort 44 Ränge über ihm stand.

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