Boxen Abraham trotzt Schmerzen im WM-Kampf

Berlin · Der Supermittelgewichtler verschwieg vor dem WM-Kampf einen Haarriss in der Schlaghand. Nach der ersten Runde gegen Sjekloca waren die Schmerzen da. Den gefürchteten "Abrahammer" konnte der 34-Jährige nicht einsetzen.

Sieg über Stieglitz: Abraham holt sich WM-Titel zurück
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Foto: dpa, jew

Selbst das Händeschütteln nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung verursachte bei Box-Weltmeister Arthur Abraham Schmerzen. "Wenn man zu fest drückt, tut es richtig weh", sagte der Supermittelgewichtler und verzog beim Blick auf seine stark geschwollenen Finger das Gesicht. Tief in der Nacht zu Sonntag nahm der 34-Jährige die Glückwünsche nach seinem glanzlosen Sieg gegen den Montenegriner Nikola Sjekloca aber gerne an. Abraham bestritt den Fight in Berlin mit einer lädierten Hand, erlitt womöglich einen Handbruch - und musste für seine Unvernunft Kritik einstecken.

"Ich konnte zwar mit rechts nicht schlagen, aber ich bin keine Memme, sondern ein harter Junge", betonte Abraham nach dem einstimmigen Punktsieg (116:113, 116:112, 119:110), der ein wenig zu hoch ausfiel. Der gebürtige Armenier war bereits mit einem Haarriss in der rechten Hand in den Kampf gegangen, hatte das aber verheimlicht. Schon nach der ersten Runde sagte er Trainer Ulli Wegner: "Die Hand ist durch." Seinen berüchtigten "Abrahammer" konnte er gegen Sjekloca nicht auspacken und erarbeitete sich mit der linken Führhand den 40. Sieg im 44. Profikampf.

Schön anzuschauen war der WBO-Titelkampf nicht, doch der "einhändige" Abraham war froh, dass er seinen WM-Gürtel 61 Tage nach der Rückeroberung gegen Robert Stieglitz behalten konnte. "Bei jedem Schlag mit der rechten Hand hat es meinen ganzen Körper durchgeschüttelt. Das war wie ein Stromschlag", sagte Abraham, der sich nach eigenen Angaben zwei Finger gebrochen hat: "Die haben bei jeder Berührung weh getan."

Die Verletzung soll noch aus dem Stieglitz-Kampf Anfang März stammen: "Am Montag wird es eine genaue Analyse und eine Röntgenuntersuchung geben." Während Wegner ("Es gab keinen Anlass, den Kampf abzusagen") von der Blessur wusste, wurden die Chefs von Abrahams Sauerland-Boxstall nach dem Fight von den Problemen überrascht - und waren nicht glücklich. "Ich würde niemals jemanden in den Ring lassen, der nicht 100 Prozent fit ist", sagte Promoter Wilfried Sauerland. Sohn Kalle Sauerland meinte: "Wenn jemand vor dem Kampf schon eine gebrochene Hand hat, rechtfertigt das zumindest einen Anruf."

Doch den gab es nicht. Abraham wollte den Kampf, den 3,62 Millionen Zuschauer in der ARD verfolgten, in seiner Wahlheimat offenbar unter keinen Umständen absagen. Nun muss er aber eine Zwangspause einlegen. "Ich brauche jetzt Ruhe und Zeit", sagte er. Kritik daran, Abraham trotz der Verletzung in den Ring zu schicken, wollte Trainer Wegner nicht zulassen. "Der Junge wollte boxen, hat es gut gemacht und verdient gewonnen", sagte der 72-Jährige: "Sicher war das für mich keine leichte Entscheidung, aber es geht immer mal was kaputt beim Boxen." Champion Abraham lehnte den Einsatz von Schmerzmitteln ab: "Ich wollte das nicht, ich habe einen harten Trainer und bin Schmerzen gewohnt."

(SID)
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