Stuttgart Mönchengladbach: Jetzt ist alles möglich

Stuttgart · Borussia gewinnt in Stuttgart, die Konkurrenz patzt. Mit noch drei Heimspielen vor der Brust könnte sich die Truppe von Lucien Favre bis zum Winter ein Polster schaffen – oder doch sogar oben angreifen?

Borussia gewinnt in Stuttgart, die Konkurrenz patzt. Mit noch drei Heimspielen vor der Brust könnte sich die Truppe von Lucien Favre bis zum Winter ein Polster schaffen — oder doch sogar oben angreifen?

Marc-André ter Stegen hatte sich schon gefreut. "Es gibt nichts Besseres für einen Fußballer, als Freitag vorzulegen und dann am Wochenende entspannt auf die Konkurrenz schauen zu können", sagte der Torhüter von Borussia Mönchengladbach nach dem 2:0-Sieg seiner Mannschaft beim VfB Stuttgart. Bei seinem Fußballnachmittag am nächsten Tag dürfte der 21-Jährige auf der Couch angesichts der Ergebnisse der anderen Teams frohlockt haben. Denn die Konkurrenz patzte fast geschlossen. Die Konsequenz lautet, dass für die Borussen nun fast alles drin ist.

Zur Ausgangslage: Gladbach feierte in Stuttgart den inzwischen vierten Sieg in Folge und steht mit 25 Punkten auf Platz vier. Dahinter kommen Wolfsburg (22 Punkte), das nur 1:1 in Nürnberg spielte und Schalke (21), das kurz vor Schluss noch ein 3:3 in Frankfurt rettete. Und weil Dortmund gestern gegen die Bayern verlor, ist selbst der BVB auf Platz drei "nur" noch drei Punkte entfernt für die Gladbacher. Eine Situation wie gemacht für die heimstarke Mannschaft von Trainer Lucien Favre, die bis Weihnachten von ihren vier Partien noch stolze drei im heimischen Borussia-Park austragen darf — darunter die Spiele gegen Wolfsburg und Schalke.

Zu Übermut wollen sich die Gladbacher trotz der hervorragenden Aussichten erst gar nicht hinreißen lassen. "Wir dürfen jetzt bloß nicht in die Gefahr geraten, zu denken: Wir haben noch drei Heimspiele, das gibt drei Siege, und dann stehen wir irgendwo", mahnte Sportdirektor Max Eberl. "Das ist keine Schwarzmalerei. Schon das nächste Heimspiel gegen Freiburg wird schwer — das ist alles kein Selbstläufer." Stürmer Max Kruse pflichtete ihm bei seinem Auftritt im "Aktuellen Sportstudio" bei. "Die ersten drei Plätze sind fest vergeben", sagte der 25-Jährige. Aber dahinter mische Borussia munter mit.

Richtet man den Blick nach vorn, sind acht Punkte aus den vier verbleibenden Spielen keine völlig unrealistische Marke — und mit dann mindestens 33 Zählern hätten die Borussen bis zur Winterpause genau so viele Punkte gesammelt wie in der Saison 2011/12, als am Ende die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation stand. "Acht Punkte? Das ist nicht nur machbar, das ist auch realistisch", befand Raffael, in Stuttgart Gladbachs bester Mann auf dem Platz.

Denn das Team wird von Spiel zu Spiel immer besser. Beim 2:0-Sieg in Hamburg vor drei Wochen wackelten die Borussen in der Phase nach der Pause gehörig. In Stuttgart leisteten sie sich eigentlich kaum Schwächen — auch wenn, wie Max Eberl richtig anmerkte, das erste Tor ein wenig die Richtung des Spiels vorgab. Borussia überstand die zerfahrene Anfangsphase schadlos, erarbeitete sich beste Chancen — und ließ selber kaum Gelegenheiten der indes schwachen Gastgeber zu. "Wir waren sehr dominant, das hat richtig Spaß gemacht", sagte Keeper ter Stegen, der nur in der ersten Halbzeit zweimal ernsthaft eingreifen musste, über die starke Leistung seiner Vorderleute. Eberl schob den Leistungsschub teilweise auf die Psyche. "Nach drei Siegen ist das Selbstvertrauen groß", sagte der Sportdirektor. Wie groß ist es dann erst nach dem inzwischen vierten?

Ter Stegen hatte noch eine andere Erklärung parat, woran der Höhenflug liege: "Am Trainer. Er zeigt uns immer Lösungen auf, an uns liegt es dann, sie richtig umzusetzen."

Aktuell scheint dies den Gladbachern hervorragend zu gelingen.

(RP)
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