Biedermann gewinnt WM-Bronze

Schanghai (sid) Paul Biedermann ist bei der WM in Schanghai so schnell wie nie zuvor ohne seinen Wunderanzug über 400 m Freistil geschwommen. Und doch musste der 24-Jährige aus Halle an der Saale seinen Titel zum Auftakt der Becken-Wettkämpfe einem anderem überlassen – dem südkoreanischen Olympiasieger Park Tae Hwank (3:42,04 Minuten). Der deutsche Schwimmstar holte die Bronzemedaille (3:44,14), Zweiter wurde der chinesische Jungstar Sun Yang (3:43,24).

Als Biedermann den WM-Titel nicht verteidigen konnte, tröstete er sich zunächst selbst und dann auch noch seine Freundin Britta Steffen, die mit der Staffel ebenfalls Platz drei belegte. "Ich habe Bronze gewonnen, das ist okay", sagte Biedermann. "Es war meine beste Zeit mit der Hose, und den Weltrekord habe ich auch noch."

69 Minuten später plagten Doppel-Olympiasiegerin Steffen nach dem dritten Rang ernste Zweifel. "Ich habe die Zeit gesehen und dachte, ich hätte mich verguckt", sagte die Doppel-Weltmeisterin von 2009, die als Startschwimmerin in 54,51 Sekunden weit hinter ihren eigenen Erwartungen blieb. "Damit bist du nur noch Mittelklasse, wahrscheinlich kann man damit nicht mal ins Finale kommen", erklärte sie mit Blick auf ihre Titelverteidigung über 100 m Freistil, "ich bin sehr enttäuscht."

Biedermann selbst fand schneller Trost. Eine halbe Stunde nach seinem Rennen strahlte der Hallenser bei der Siegerehrung wieder über das ganze Gesicht und scherzte bei der Ehrenrunde mit dem neuen Weltmeister Park. Der Südkoreaner war für ihn einfach zu schnell gewesen. "Nach 250 Metern habe ich gewusst, der WM-Titel ist weg", sagte der deutsche Schwimmstar. "Er ist auf der Außenbahn sein eigenes Rennen geschwommen und war nicht mehr einzuholen." Immerhin arbeitete sich Biedermann auf den letzten 100 Metern noch vom siebten auf den Bronzerang vor.

Heute beginnt Teil zwei der Doppel-Titelverteidigung. Vorlauf und Halbfinale über 200 m leiten die WM-Revanche mit US-Superstar Michael Phelps ein. Der Rekord-Olympiasieger, der zum Auftakt mit Bronze in der 4x100-m-Freistilstaffel eine herbe Enttäuschung erlebte, ist heiß auf das Duell mit Biedermann. "Ich hasse es zu verlieren, und er hat mir eine richtig große Niederlage zugefügt", sagte Phelps über den Deutschen. Biedermann hatte dem Amerikaner bei der WM 2009 in Rom sowohl den Titel als auch den Weltrekord über 200 und 400 m Freistil geraubt.

Steffen, die erst ab Donnerstag ihre Titel über 50 und 100 m verteidigt, konnte als Startschwimmerin der 4x100-m-Freistilstaffel nicht die erhoffte starke Zeit vorlegen. Silke Lippok, Lisa Vitting und Daniela Schreiber belegten in 3:36,05 Minuten Platz drei hinter dem alten und neuen Weltmeister Niederlande und den USA. Ein wenig Aufmunterung gab es nach dem ernüchternden Comeback nach fast zweijähriger Pause von Bundestrainer Dirk Lange. "Das war sicher nicht so, wie wir und sie selbst es erwartet haben, aber sie muss erst wieder zurückfinden. Jetzt ist nach dem ersten Tag der Druck weg."

(RP)
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