Nationalmannschaft Höwedes nach Unfall beim Psychologen

Düsseldorf/St. Martin · Der Schalker war Beifahrer in dem Wagen, der am Rande des DFB-Trainingslagers zwei Männer anfuhr.

Unfall überschattet DFB-Trainingslager
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Foto: dpa, geb jai

Rosmarie Pamer hatte sich gefreut, als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das neugebaute Luxushotel Andreus zum Stammquartier für die erste Phase der WM-Vorbereitung wählte. Stimmungsvolle Bilder und zahlreiche Berichte aus dem Passeiertal sollten perfekte Werbung sein. Nun wünscht sich die Bürgermeisterin der Gemeinde St. Martin, "dass der Unfall nicht im Mittelpunkt der zehn Trainingstage steht".

Ein 63 Jahre alter deutscher Urlauber war bei einem Sponsoren-Dreh für den DFB-Partner Mercedes vom 360 PS starken Auto des DTM-Piloten Pascal Wehrlein angefahren worden. Der Thüringer wurde schwer verletzt, schwebt aber offenbar nicht mehr in Lebensgefahr. "Natürlich war die Situation auch für mich ein Schock. Ich glaube, dass die Bilder noch lange in meinem Kopf bleiben", sagte Benedikt Höwedes. Der Schalker Profi saß neben Wehrlein, als der 19-Jährige zwei Personen anfuhr. Formel-1-Fahrer Nico Rosberg, der mit Julian Draxler als Beifahrer unterwegs war, musste wegen einer vor ihm an der eigentlich abgesperrten Straße, die nass war, aufgetauchten Person stark bremsen. Wehrlein wich aus und erfasste auch noch einen einheimischen Streckenposten. Der Bauer hatte vergeblich versucht, den Thüringer zurückzureißen. Er knallte mit seinem Ellenbogen gegen die Windschutzscheibe. Seine Verletzungen an Rücken und Beinen wurden als "mittelschwer" beschrieben. Mercedes-Sprecherin Claudia Merzbach betonte, dass es sich um kein Rennen gehandelt habe, "es gab keine Zeitmessung, es ging nur darum, die beiden Fahrzeuge vorzustellen".

Höwedes, Draxler und die beiden Rennfahrer setzten sich nach der Rückkehr ins Hotel mit DFB-Psychologe Hans-Dieter Hermann zusammen. Das Geschehene und Gesehene wurde aufgearbeitet. "Mir haben die Gespräche geholfen", betonte Höwedes. Wenig später war der 26-Jährige schon wieder beim Training.

Der Führerschein-Entzug von Bundestrainer Joachim Löw, die "Pinkel-Affäre" von Nationalspieler Kevin Großkreutz und nun der schreckliche Unfall - eine perfekte Vorbereitung sieht anders aus. Bis Samstag ist das Team noch in Südtirol, ist Konzentration auf die tägliche Arbeit gefordert. "Das ist unsere Aufgabe und Arbeit", sagte Sami Khedira. Der Profi von Real Madrid steht am Sonntag (20.30 Uhr) im Team, das in Mönchengladbach auf Kamerun trifft. Gestern waren erstmals die Bayern-Profis Bastian Schweinsteiger (Patellasehnen-Verletzung) und Philipp Lahm (Fußverletzung) wieder an Bord. Vizekapitän Schweinsteiger absolvierte schon Übungen mit dem Ball, Kapitän Lahm vor allem Lauftraining.

Ob der Unfall Konsequenzen für künftige Sponsoren-Aktivitäten haben wird, ließ Oliver Bierhoff offen. "Natürlich kommt so ein Unfall in die Bewertung. Man überlegt, wie es weitergeht", sagte der Manager des Nationalteams. Er machte aber auch deutlich, dass man weiterhin Aktivitäten auch außerhalb des Fußballplatzes anbieten wird. "Wir haben eine Radtour durchgeführt. Da kann man sich auch fragen, ob man die machen kann. Vor vier Jahren ist Thomas Müller bei einer Radtour gestürzt. Man hat im Leben immer ein Restrisiko. Das müssen wir aber so klein wie möglich halten", sagte der 46-Jährige.

(RP)
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