Budapest Beckenbauer soll Alternative zu Elfmeterschießen suchen

Budapest · Fifa-Präsident Joseph Blatter hat seine Kritik an Entscheidungen im Elfmeterschießen erneuert. "Fußball kann eine Tragödie sein, wenn es zum Elfmeterschießen kommt. Fußball ist ein Mannschaftssport, und wenn es zum Duell eins gegen eins kommt, verliert er seinen Grundgedanken", sagte der 76 Jahre alte Schweizer beim 62. Kongress des Weltverbandes in Budapest. Mit Blick auf die Task Force Football 2014 unter dem Vorsitz von Franz Beckenbauer sagte Blatter, vielleicht könne sie eine Lösung finden, "vielleicht nicht heute, aber in der Zukunft".

Ein Fifa-Sprecher betonte allerdings, dass Blatter diese Aussage nicht als Aufforderung zur Abschaffung des Elfmeterschießens verstanden wissen wollte. "Seine Einstellung zu diesem Thema ist ja bekannt", sagte der Sprecher.

Dass Beckenbauer an der Spitze der Kommission steht, die eine Alternative zum Elfmeterschießen suchen soll, ist pikant. Als Ehrenpräsident des FC Bayern erlebte er vor einer Woche die Grausamkeit des Elfmeterschießens. Nach einem Fehlschuss von Bastian Schweinsteiger und einem Treffer von Didier Drogba unterlagen die Münchner im Finale der Champions League gegen den FC Chelsea. Beckenbauer äußerte sich zurückhaltend zum Vorstoß Blatters. "Man sollte es lassen, wie es ist", sagte er. Elfmeterschießen bringe Emotionen ins Spiel und sei viel attraktiver als etwa der frühere Münzwurf.

Auch auf einem anderen brisanten Feld des Regelwerks tut sich etwas. Die umstrittene Torlinien-Technologie wird sechs Tage vor Beginn der EM im Länderspiel England-Belgien im Londoner Wembley-Stadion getestet. Das teilte der Weltverband mit. Die sogenannte Hawk-Eye-Technik wird demnach am 2. Juni bei der Generalprobe der Engländer für die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zum zweiten Mal in einem offiziellen Spiel zum Einsatz kommen.

Erster Test der Torkamera war am 16. Mai das Finale des Hampshire FA Senior Cup zwischen Eastleigh FC und AFC Totton in England. Das zweite aktuell von der Fifa getestete System GoalRef wurde in der dänischen Superliga auf seine Tauglichkeit geprüft. Ergebnisse werden vorerst nicht veröffentlicht. Das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (Ifab) will am 2. Juli in Kiew über die mögliche Einführung der Torlinientechnik entscheiden. Während der Partien haben den Fifa-Angaben zufolge nur die zuständigen Beobachter der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) sowie Vertreter von Fifa und Ifab Zugang zu möglicherweise erhobenen Ergebnissen.

"Sollte es zu einer Situation kommen, in der wir die Torlinientechnik anwenden, wird das von den Schiedsrichtern nicht genutzt", hieß es in der Erklärung. Nach gravierenden Fehlentscheidungen bei der WM 2010 änderte Blatter seine Meinung und kurbelte Tests für Chipball oder Torlinientechnik an. Uefa-Präsident Michel Platini ist ein Befürworter von Torrichtern.

(RP)
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