Trauer beim Jubilar statt großer Feier Beck wird am Donnerstag 65

Frankfurt/Tauberbischofsheim (sid). Es hätte ein Jubiläum mit Glanz und Gloria werden können, doch wenn Emil Beck am Donnerstag 65 Jahre alt wird, werden keine großen Geburtstagsfeiern für den einstigen "Medaillenschmied" des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) stattfinden. Der gesundheitlich angeschlagene Beck hat alle offiziellen Anlässe abgesagt und ist auch zu Stellungnahmen zu seinem Ehrentag nicht bereit. Zu sehr hat ihn der Machtverlust der vergangenen Monate getroffen, der mit dem Rücktritt als Leiter des Olympiastützpunktes (OSP) Tauberbischofsheim am 31. Juli den Schlusspunkt findet.

Inspiriert durch den Film "Die drei Musketiere" begann der damalige Friseur 1951, aus dem Nichts ein weltweit angesehenes Fecht-Mekka an der Tauber aufzubauen. Mit 163 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften rückte Beck die Randsportart fast im Alleingang in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. 1995 erhielt er in Anerkennung seiner Lebensleistung das Große Bundesverdienstkreuz.

Doch statt auf einem Denkmal zu stehen, hat sich Beck selbst demontiert. Ähnlich wie der von ihm verehrte und immer unterstützte Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl hat sich Beck vieles kaputtgemacht, weil er sich im DFeB und im OSP für unentbehrlich hielt.

Ohne die Pleite der erfolgverwöhnten deutschen Fechter bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996, wo nur einmal Bronze gewonnen wurde, wäre vielleicht alles anders gekommen. "Mit nur einer Medaille tritt ein Emil Beck nicht ab", erklärte der Cheftrainer damals. Krönender Abschluss sollten die Spiele in Sydney sein.

So ging Beck das schwache Abschneiden bei der WM 1998 mit lediglich zwei Einzelmedaillen mächtig gegen den Strich. Der Workaholic verstärkte die Kontrollen im OSP, kehrte im Frühjahr 1999 gegen den Rat der Ärzte selber als Trainer auf die Planche zurück und forderte schließlich am 29. Juni vor versammelter Mannschaft seine einstigen Ziehsöhne Matthias Behr und Alexander Pusch wegen mangelnder Arbeitseinstellung zum Rücktritt auf.

Doch der Befreiungsschlag erwies sich als Rohrkrepierer. Nach einer Welle der Solidaritätsbekundungen von Sportlern, Trainern und Funktionären musste Beck klein beigeben. Zunächst verzichtete er auf die WM 1999 in Seoul. Nach dem Gewinn von sechsmal Edelmetall unter dem neuen Teamchef Matthias Behr war klar, dass er in Sydney nicht mehr auf seinen Posten als Cheftrainer zurückkehren wird. Schließlich räumte er Ende November auch den Posten als OSP-Chef, was unter anderem an Ermittlungen gegen seine Person wegen angeblichen Betrugs und Urkundenfälschung im Fechtzentrum lag. Das Verfahren wurde Anfang des Jahres gegen Zahlung von 12.000 Mark eingestellt.

Als einen letzten Erfolg Becks könnte man den Umstand werten, dass auch zwei Wochen vor seinem Ruhestand noch immer kein Nachfolger feststeht. Die Kandidaten entsprechen offenbar nicht dem gewünschten Profil, nachdem der designierte neue OSP-Leiter Matthias Behr im März seine Bewerbung zurückgezogen hat. Behr hatte diesen Schritt mit den verkrusteten Strukturen im OSP begründet, an denen Beck maßgeblichen Anteil hatte. Inzwischen hat sich Beck bereiterklärt, seine Vorstandsämter im Fechtclub Tauberbischofsheim vorerst ruhen zu lassen, um dem Neuanfang nicht im Wege zu stehen.

(RPO Archiv)
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