Bayern setzen auf die Primärtugenden

München/Düsseldorf (pet) Fünfmal hat der FC Bayern München in dieser Saison bereits verloren. Fünfmal hatte er keine Antwort auf eine ähnliche Taktik des Gegners. Die späteren Sieger machten dem Rekordmeister durch eine flexible Abwehr das Spiel zäh, kamen gegen ungeduldig aufrückende Defensivkräfte der Münchner zu einfachen Kontertoren. Und sie profitierten von verblüffenden Fehlern des Weltklasse-Torwarts Manuel Neuer. Das sah einfach aus. Viel zu einfach für den Geschmack der Münchner.

Es passt so gar nicht zur Selbsteinschätzung der erklärten deutschen Ausnahme-Mannschaft. Und es soll natürlich auch nicht so bleiben. Zur Rückkehr in den Rang, der ihnen auch von den Mitbewerbern um die Meisterschaft öffentlich so gern zugestanden wird, wollen die Bayern nicht nur ihre spielerische Klasse mobilisieren. Sie erinnern sich nach dem Fehlstart in Mönchengladbach nun auch auffällig oft an die professionellen Primärtugenden. Vor allem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge tut das. "Man konnte in Gladbach den Eindruck gewinnen, dass uns Leidenschaft, Biss, Aggressivität – wichtige Attribute des Fußballs – gefehlt haben", sagt der ehemalige Weltklassespieler, "unser Ziel, die deutsche Meisterschaft, können wir nur erreichen, wenn wir genau auf diese Attribute in den kommenden Monaten seriös und konzentriert setzen." Die Meisterschaft bezeichnet Rummenigge ganz ausdrücklich als "unser Brot- und Butter-Geschäft". Und er wendet sich damit gegen all jene Wegbegleiter des Klubs, die schon feurig dem Finale der Champions League in der Münchner Arena entgegenfiebern. Kein Zweifel: Die Niederlage in Mönchengladbach hat den Branchenführer nervös gemacht.

Dabei könnte der Blick zurück auf den Saisonstart im Sommer die Bayern schon jetzt wieder ruhiger schlafen lassen. Schließlich stolperten sie auch da in eine Niederlage gegen die Gladbacher, die damals noch dazu gerade so eben in der Relegation dem Abstieg entgangen waren. Es schloss sich eine Serie von sechs Siegen und acht Spielen ohne Gegentor an. Nicht nur die besonders abergläubischen Münchner träumen von einer Wiederholung. Zuvor, so lautet Rummenigges strenger Auftrag, habe die Mannschaft "eine Reaktion zu zeigen". Erwartet wird sie im Heimspiel gegen das Wolfsburger Team, das deren Trainer-Manager Felix Magath im Wintereinkaufs-Bummel so richtig schön verändert hat.

Verteidiger Holger Badstuber formuliert schon mal den Münchner Wunschzettel. "Wenn wir wieder zur alten Form kommen, und da bin ich mir sicher, dass wir da einen guten Schritt nach vorne gemacht haben, dann wird das Selbstvertrauen wieder steigen. Dann tut man sich wieder leichter, und dann hoffe ich, dass wir so eine Serie starten können wie in der Hinrunde." Ein Beitrag mit erstaunlich viel "Wieder-Worten". Und ein Plan, der ganz leicht klingt. Fast so leicht wie das taktische Konzept der Bayern-Besieger.

(RP)
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