Basketball-Nationalmannschaft Schwierige Vorbereitung für neuen Coach Mutapcic

Bamberg · Emir Mutapcic hatte sich seine erste Vorbereitung anders vorgestellt. Ob Summer League, Vertragsverhandlungen oder Privates: Wochenlang fehlten dem neuen Basketball-Bundestrainer wichtige Stützen.

Deutschland siegt bei Schröders Premiere
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Foto: dpa, woi hak

"Ich habe fast jeden Tag einen neuen Spieler im Training", sagte der Bosnier. Auch wenn er etwas übertreibt: das ständig wechselnde Aufgebot macht den Job des 54-Jährigen nicht gerade leichter.

"Das darf in dieser Form nicht mehr passieren", hatte Mutapcic schon vor dem ersten Sommerlehrgang in Kienbaum gesagt. Nicht einmal ein B-Team stand damals zur Verfügung, erst am vergangenen Wochenende beim Länderspiel gegen Finnland waren (fast) alle Nachzügler dabei. Tibor Pleiß lief auch in Leipzig nicht auf, noch immer ist seine Zukunft ungeklärt. Es gibt wohl keinen DBB-Einsatz bis feststeht, für welchen Klub der beste deutsche Center künftig aufläuft. Niels Giffey fehlt aus "privaten Gründen".

Die Profis stecken in einer Zwickmühle. Sie müssen an ihre Karriere im Verein denken, dafür aber das Nationalteam vernachlässigen. Gerade wenn es um den Traum von Nordamerika geht, rückt für die meisten Spieler alles andere in die zweite Reihe. "Die eine Seite ist die Nationalmannschaft, die andere ist unser Beruf", sagte der frühere NBA-Profi Elias Harris vor dem Finnland-Spiel im MDR: "Jeder Spieler muss für sich entscheiden, was der beste Schritt ist. Für viele war die Summer League in diesem Sommer das Richtige."

Für NBA-Profi Dennis Schröder (Atlanta Hawks) ging es um nichts, aber Harris und vier weitere Nationalspieler zeigten sich den Scouts. Erfolglos, bislang hat kein Klub aus der besten Liga der Welt zugeschlagen. Mutapcic hatte das erwartet. "Mit dem NBA-Gedanken infiziert" sei so mancher, obwohl er "objektiv" schlechte Aussichten habe. Mit den Konsequenzen muss der Verband zurechtkommen.

In diesem Jahr ist es zu verschmerzen, dass die Spieler erst nach und nach eintrafen. Die EM-Qualifikation sollte trotz der holprigen Vorbereitung geschafft werden, die Gegner in der Vierergruppe sind machbar und selbst ein zweiter Platz könnte reichen. Anders sieht die Sache dann aber im nächsten Sommer aus.

Für das große Ziel Olympia 2016 muss die Auswahl des DBB, der sich nach dem Rückzug der Ukraine mit Berlin für die Ausrichtung einer Vorrunde beworben hat, bei der EM 2015 Sechster werden. Nur die Finalisten bekommen ein Ticket für Rio, vier weitere Mannschaften werden zum Qualifikationsturnier eingeladen. Gibt es einen europäischen Weltmeister, reicht für die Hintertür Platz sieben.

Doch das ist schwierig. 2011 wurde Deutschland mit Superstar Dirk Nowitzki in Litauen nur Neunter. Zwei Jahre später kam ohne den Würzburger in Slowenien das Aus nach der Vorrunde.

Dass die aktuellen Probleme verschwinden, ist nicht zu erwarten. "Dieses Summer-League-Thema wird uns in nächster Zeit öfter begleiten", sagt Armin Andres, DBB-Vizepräsident Leistungssport. Es sei zwar "eine Auszeichnung für den deutschen Basketball, dass so viele eingeladen werden", doch "wenn Spieler später kommen, gibt's Probleme".

Ob Mutapcic im nächsten Sommer, dem wichtigsten seit Jahren, noch das Sagen an der Seitenlinie hat, ist offen. Der Bundestrainer denkt dennoch mit Weitsicht: "Die Nationalmannschaft ist nicht nur eine Pflicht."

(sid)
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