Präsident Biden empört über Strafe US-Basketballerin Griner in Russland zu neun Jahren Haft verurteilt

Chimki/Washington · US-Basketballspielerin Brittney Griner soll Marihuana nach Russland geschmuggelt haben. Ein russisches Gericht hat sie deshalb nun wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt. Die USA reagieren mit Empörung auf das Urteil. Hinter den Kulissen bemüht sich die US-Regierung um einen Austausch.

 Brittney Griner wartet im russischen Gerichtssaal auf das Urteil.

Brittney Griner wartet im russischen Gerichtssaal auf das Urteil.

Foto: AP/Evgenia Novozhenina

Der Fall „Griner“ genießt im Weißen Haus höchste Priorität. Wie hoch, das lässt sich an der Geschwindigkeit ablesen, in der Joe Biden auf die drakonische Strafe für Griner reagierte - neun Jahre Haft für den Besitz von einem Gramm Cannabis-Öl, das Zöllner in ihrem Gepäck fanden. „Russland hält Brittney zu Unrecht fest“, erklärte der US-Präsident, der die Inhaftierung als „inakzeptabel“ bezeichnete. „Ich fordere Russland auf, sie sofort freizulassen, damit sie mit ihrer Frau, ihren Lieben, Freunden und Teamkollegen zusammen sein kann.“

Auch Außenminister Anthony Blinken wartete nicht lange mit seiner Stellungnahme. „Nichts an der heutigen Entscheidung ändert etwas an unserer Position, dass Brittney Griner zu Unrecht inhaftiert ist“, erklärte Blinken, der am Freitag mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow über den Fall gesprochen hatte. Wie bei dem als „offen und direkt“ beschriebenen Gespräch, verlangte der US-Außenminister auch die Freilassung des US-Bürgers Paul Whelan, der eine 16 Jahre lange Haftstrafe in Russland wegen Spionage verbüßt. Ein Vorwurf, den die USA zurückweisen.

Lawrow beschwerte sich über die Handhabung der Verhandlungen über einen möglichen Gefangenenaustausch. Er riet Blinken „stark an“, zur „stillen Diplomatie“ zurückzukehren, statt die Öffentlichkeit mit spekulativen Informationen zu füttern. Die US-Medien hatten in den vergangenen Tagen über ein „substanzielles Angebot“ der US-Regierung für einen möglichen Gefangenenaustausch berichtet. Dieses sei von Biden abgesegnet und beinhalte die angestrebte Freilassung und Ausreise Griners und Whelans.

Die USA signalisierten laut Medienberichten ihre Bereitschaft, den Waffenhändler Viktor Bout auszutauschen, der bereits einen Teil seiner Haftstrafe von insgesamt 25 Jahren in den USA verbüßt hat. Moskau habe auf den Austausch einer zweiten Person bestanden und den Hacker Roman Seleznev ins Gespräch gebracht. Dieser war zu 27 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

CNN berichtete dann exklusiv über die Anfrage des russischen Geheimdienstes FSB durch einen inoffiziellen Kanal. Demnach hätten die Russen gefordert, den erst im Dezember vergangenen Jahres zu lebenslanger Haft in Deutschland verurteilten „Tiergarten-Mörder“, Vadim Krasikov, in den Gefangenenaustausch einzuschließen. Das Weiße Haus habe in Berlin vorgefühlt, ob es eine Bereitschaft dazu gebe, berichtete der Sender weiter, und sei abschlägig beschieden worden.

Eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats bestätigte vergangenes Wochenende indirekt den CNN-Bericht. „Zwei zu Unrecht inhaftierte Amerikaner als Geiseln für die Freilassung eines russischen Mörders in Gewahrsam eines Drittlandes ist kein ernsthaftes Gegenangebot", erklärte Adrienne Watson. Dies sei ein „böswilliger Versuch“ Russlands, das ernsthafte Angebot der USA zu umgehen.

Da das Ansinnen über einen informellen Kanal übermittelt worden war, betrachtet es das Weiße Haus als gegenstandslos. Biden steht unter starkem öffentlichen Druck, die schwarze Athletin nach Hause zu bringen, die in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebt. Mehr als 1.200 prominente, schwarze Frauen hatten in einem offenen Brief an Biden verlangt, sich für die Rückkehr Griners einzusetzen. „Sie erleidet unmenschliche Bedingungen“, schreiben die Unterzeichner. Die Forderung wird von mehr als 40 US-Organisationen unterstützt.

Der Präsident telefonierte wiederholt mit Griners Ehefrau Cherelle und antwortete der 31-jährigen Basketballerin auf einen persönlichen Brief aus der Untersuchungshaft.

Griner war wenige Tage vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Die Behörden hatten in ihrem Gepäck Kartuschen mit Cannabis-Öl für E-Zigaretten entdeckt. Die Sportlerin wollte eigentlich nach Jekaterinburg weiterreisen. Dort stand sie während der Spielpause der amerikanischen Basketballliga unter Vertrag des von Oligarchen gesponserten Erfolgsteams „UGMK Jekaterinburg“. Dem Vernehmen nach verdiente Griner in dem lukrativen Nebenjob rund eine Million Dollar.

Zu Beginn des Gerichtsverfahrens hatte die Basketballerin den Besitz des Cannabis-Öls eingestanden. Sie habe es beim Packen versehentlich eingesteckt. Ihr Anwalt erklärte in dem Prozess, das Öl sei ihr von einem Arzt als Schmerzmittel verordnet worden. Sie habe es selbst in den USA nur „selten“ gebraucht. In Russland steht auch der Besitz von medizinischem Marihuana unter Strafe.

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