Düsseldorf Die Grenzen der Belastbarkeit

Düsseldorf · Fußball-Bundesligist SC Freiburg beschwert sich über enge Spielansetzungen. Im Handball und Basketball ist das üblich.

 Hendrik Pekeler beim Wurf.

Hendrik Pekeler beim Wurf.

Foto: dpa, kdg

Der Eintrag bei Facebook fiel auf. "5 Spiele in einem Monat und zwei davon innerhalb von 55 Stunden. Darüber beschwert ihr euch? Ehrlich jetzt?", schrieb Handball-Nationalspieler Hendrik Pekeler am Monatsanfang. Adressat war der SC Freiburg. Erstmals seit 1986 muss ein Fußball-Erstligist, damals der KFC Uerdingen, innerhalb von drei Tagen zweimal spielen. Die Mannschaft von Trainer Christian Streich tritt am 10. Dezember in Köln an und erwartet am 12. Dezember die Mönchengladbacher.

Für Nationalspieler Pekeler, beim deutschen Meister Rhein-Neckar aktiv, ist dies nicht die Herausforderung. Doch was wie die Klage über eine zu große Belastung aussieht, ist eher die Kritik der im Abstiegskampf auf jeden Punkt angewiesenen Freiburger daran, dass sie als einziger Bundesligist dieses Programm aufgebürdet bekommen. "Uns zwei Tage nach Köln ein weiteres Spiel einzubrocken, ist harte Kost", klagte Stürmer Nils Petersen.

Zwei Spiele an drei Tagen sind für Profis körperlich machbar. Pekelers Mannschaft musste unlängst innerhalb von 25 Stunden zweimal ran - erst in Leipzig (29:23), dann in Barcelona (26:26), wo auch der zweite Anzug passte. Dazwischen lagen Busfahrten, Übernachtungen im Hotel, Warten auf dem Flughafen, die Flüge - all die Dinge, die den Stress der Profis vergrößern, weil sie die Regeneration erschweren oder verhindern. Herausforderungen für den für die Flug- und Hotelbuchungen zuständigen Teammanager und die von der medizinischen Abteilung unterstützten Athletiktrainer.

Extrem gefordert sind die Bamberger Basketballprofis. Der deutsche Champion bestreitet praktisch zwei Meisterschaften: die Liga mit 34 Spielen und die Euroleague mit 30 Begegnungen. Das führt dazu, dass die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri seit dem 25. Oktober innerhalb von 25 Tagen elf Spiele bestreiten muss. Zwischen den Partien in Malaga und gegen Vitoria, in Belgrad und in Braunschweig, gegen Barcelona, in Mailand und in München lag zudem immer nur ein (Reise)-Tag.

Für die Übungsleiter der in europäischen Wettbewerben geforderten Klubs ist dies keine leichte Aufgabe, bleibt doch kaum Zeit, "normal" zu trainieren. "Unsere Spielweise ist auf Teamplay angelegt. Das fordert das Einstudieren von Systemen und ständige Wiederholungen. Das neue Format der Euroleague in Kombination mit der Liga kommt dem Rhythmus der NBA näher und erfordert Spielertypen, die schnell lernen, sich dem Team unterordnen, aber auch individuell kreieren können", sagt Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer.

Die Belastungen durch Rotation dosieren, aber auch erfolgreich sein, das ist die Kunst. "Wichtig ist, dass wir am Saisonende unseren besten Basketball spielen", sagt Beyer. Doch die Euroleague erlaubt keine Aufwärmphase, will man eine Chance aufs Viertelfinale haben, das noch kein Bundesligist erreicht hat. In der Liga geht es darum, sich möglichst weit oben unter den acht Teams zu platzieren, die in die Play-offs kommen. Da die Königsklassen im Hand- und Basketball noch vergrößert werden (sollen), wird der Druck noch zunehmen. "Wir müssen auch über eine Reduktion der BBL von 18 auf 16 oder 14 Vereine nachdenken", sagt Beyer. Im Handball hat der europäische Verband auf die Klagen der Bundesliga reagiert. Er will die Zahl der deutschen Klubs von drei auf einen reduzieren.

(RP)
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