Basketball-Nationalmannschaft Durch die Hintertür zu Olympia

Düsseldorf · Nach der EM 2015 trat Dirk Nowitzki zurück. Der Machtkampf zwischen Fiba und Euroleague könnte für ein Comeback sorgen.

Dirk Nowitzki verbeugt sich vor Berliner Publikum
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Nowitzki verbeugt sich vor Berliner Publikum

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Foto: dpa, lus kno

Zwei Tage lang diskutierten die Vertreter der 18 Basketball-Bundesligisten in Gießen. Der Termin stand schon lange fest, hatte aber durch die jüngste Zuspitzung im Machtkampf zwischen europäischem Verband (Fiba Europe) und Euroleague an Brisanz gewonnen. "Wir lassen uns nicht drängen", teilte BBL-Mediendirektor Dirk Kaiser nach dem Treffen mit. Damit ist weiter offen, ob die deutschen Klubs in der kommenden Saison an der von der Fiba neu geschaffenen Champions League teilnehmen oder am Eurocup. In diesem Fall droht dem Deutschen Basketball Bund (DBB) wie schon 14 anderen Verbänden das Aus für die EM 2017.

Am Montag hat der DBB bei der Fiba sein Interesse bestätigt für den Fall, dass durch die bislang verhängten oder angedrohten Sperren ein Platz in den drei Olympia-Qualifikationsturnieren frei wird. "Es würde wohl keiner verstehen, wenn wir diese Chance nicht nutzen", sagte DBB-Generalsekretär Wolfgang Brenscheidt. Sportlich hatte die Männer-Nationalmannschaft die Qualifikation durch ihr Scheitern in der EM-Vorrunde verpasst. Jetzt könnte sogar Dirk Nowitzki noch einmal ins Nationalteam zurückkehren, nachdem er in Berlin seinen Rücktritt erklärt hatte. Ob es dazu kommen kann, stellt sich wohl am Wochenende heraus. Dann tagt der Fiba-Weltrat. Er könnte entscheiden, die derzeit nur für Europa geltenden Suspendierungen weltweit auszudehnen.

Seit vergangenem Herbst spitzt sich der Streit zwischen Euroleague und Fiba Europe zu. Statt miteinander zu reden, sind längst Anwälte, Gerichte und die EU-Kommission gefordert. Dort haben beide Parteien Klage wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens eingereicht.

Seit 2001 hat die Fiba die privat organisierte Euroleague Commercial Assets als eigenständige Organisation toleriert. Sie beschränkte sich auf den drittklassigen Europe Cup und ließ dem Konkurrenten die gleichnamige Königsklasse und den Eurocup. Die nationalen Ligen konnten nach ihren Kriterien entscheiden, in welchen Wettbewerben ihre Klubs antraten. Das ist nun Geschichte. Mit ihrer Champions League, für die sich 32 Klubs nach sportlichen Kriterien qualifizieren können, will die Fiba den Eurocup ersetzen.

Doch da spielt der Konkurrent nicht mit. Deshalb drohte die Fiba Ende März erst und sperrte dann vor wenigen Tagen jeden Verband, aus dem Eurocup-Starter kommen. Dorn im Auge des Basketball-Puristen ist auch der Umstand, dass in der Königsklasse "Euroleague" künftig 16 Top-Mannschaften spielen, von denen Mitte November elf die sogenannte A-Lizenz unterschrieben. Damit haben sie in der fast geschlossenen Gesellschaft ein garantiertes Startrecht für zehn Jahre erworben. Der Vorwurf: ein Wettbewerb zum Vorteil weniger Klubs, die immer reicher würden und die Tür anderen Klubs und Investoren zuschlagen.

"Wir müssen die bestmögliche Lösung für den Basketball finden. Dabei hat der Schutz des nationalen Spielbetriebs oberste Priorität", sagte Wolfgang Brenscheidt. Verband und Liga, deren Klubs sich einerseits die sportliche Qualifikation wünschen, andererseits aber auch gegen die spielstärksten Gegner antreten wollen, arbeiten eng zusammen.

Daran soll der Machtkampf möglichst nichts ändern. Ausgelöst wurde er durch die neue Struktur des Wettkampfkalenders, die den Nationalteams mehr Raum einräumt. Sechsmal neun Tage sind im Zeitraum zwischen der WM 2017 und der WM 2019 vorgesehen. Bislang trat die Nationalmannschaft nur im Sommer in Aktion. Nachdem die NBA erklärt hatte, sich nicht an den Terminplan zu halten, muckte auch die Euroleague auf und beendete die Zusammenarbeit mit der Fiba.

"Die Lage ist weiter unübersichtlich und inhaltlich wie rechtlich schwer zu beurteilen", sagt Liga-Mediendirektor Dirk Kaiser. Doch eine Entscheidung muss bald fallen.

(RP)
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