71:75 gegen Niederlande Fleming lässt NBA-Legionär Pleiß auf der Bank schmoren

Oberhausen · Innerhalb einer Woche wurde Basketball-Nationalspieler Tibor Pleiß in der NBA erst transferiert und dann entlassen. Auch in der Auswahl des Deutschen-Basketball-Bunds (DBB) läuft es für den dreifachen deutschen Meister derzeit nicht rund.

Das ist Tibor Pleiß
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Foto: dpa/Marius Becker

In der Nationalmannschaft spielt Tibor Pleiß eine wichtige Rolle - zumindest im Normalfall. "Er ist unser Anker", beschreibt Bundestrainer Chris Fleming den 2,18 Meter langen und 112 Kilo schweren Basketballer, dessen Hauptaufgabe als Center darin besteht, unter den Körben aufzuräumen. Der in Bergisch Gladbach geborene Profi versucht derzeit, mit seinen Kollegen aus der Nationalmannschaft die Qualifikation für die EM-Endrunde 2017 zu schaffen.

In Oberhausen gab es jetzt allerdings einen herben Dämpfer für Pleiß und die Mannschaft von Trainer Chris Fleming. Gegen die Niederlande verlor das DBB-Team vor 4686 Zuschauern überraschend - aber verdient - mit 71:75. Zuvor hatte es in Kiel gegen Dänemark (101:78) und auf den letzten Drücker in Österreich (61:59) gewonnen. Zwar ist Trainer Fleming noch immer "hundertprozentig davon überzeugt, dass wir die Qualifikation schaffen." Eine Leistungssteigerung in den verbleibenden drei Partien wird jedoch nötig sein, um die Endrunde sicher zu erreichen.

Und auch von Tibor Pleiß dürfen die Fans eine bessere Leistung erwarten, als er sie in Oberhausen gezeigt hat. Gerade mal zwei mickrige Punkte brachte der Riese aufs Parkett, ließ sich von den international bestenfalls zweitklassigen Niederländern ein ums andere Mal düpieren. Von seinen vier Würfen aus dem Feld brachte er in nicht einmal 15 Minuten Spielzeit keinen im Korb unter. Kein Wunder, dass Trainer Fleming ihn in der Schlussphase der Partie nicht mehr einsetzte, sondern stattdessen Johannes Voigtmann spielen ließ.

Nur 19 Punkte in 82 Minuten

Im Verein läuft es derzeit nicht viel besser für den 26-Jährigen. Sein Versuch, sich in der nordamerikanischen Profiliga zu behaupten, scheint gescheitert. Im Sommer 2015 hatte er bei den Utah Jazz einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Doch während die Stammspieler in der regulären Saison auf maximal 82 Einsätze kamen, war Pleiß gerade zwölf Mal dabei. Insgesamt trug er 82 Minuten das Jazz-Trikot und erzielte insgesamt 19 Punkte.

Deutschland - Niederlande 71:75
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Gleich fünfmal wurde er zu den Idaho Stampede geschickt. Im Farmteam der Jazz, das in der zweitklassigen D-League spielt, zeigte der Nationalspieler gute Leistungen. Diese aber reichten nicht, die Klub-Verantwortlichen zu überzeugen. Am 26. August gaben die Utah Jazz den Center im Tausch gegen Aufbauspieler Kendall Marshall an die Philadelphia 76ers ab, die in der zurückliegenden Saison das schlechteste aller 30 Teams stellten. Doch auch dort hatte man für den langen Kerl aus Deutschland keine Verwendung. Die Folge: Entlassung.

Über Spanien in die USA

Tibor Pleiß, dem aus seinem Dreijahresvertrag für die kommende Saison ein Gehalt von drei Millionen Dollar (2,7 Millionen Euro) zusteht, ist nun auf Vereinssuche. Die Chance, doch noch in der NBA unterzukommen, sind sehr schlecht. Eine Option sind Spitzenklubs in Europa. Auch dort kann man viel Geld verdienen. Pleiß hat Auslandserfahrung. Nach seinen Bundesliga-Jahren in Köln (2006 bis 2009) und Bamberg wechselte er 2012 nach Spanien. Zwei Jahre lang gehörte er zum Kader von Laboral Kutxka, ab Sommer 2014 trug er dann den Dress des FC Barcelona.

Dort kam er aber meistens nur als Ersatzmann für Stammcenter Ante Tomic zum Einsatz. Im Februar kündigte Pleiß seinen Vertrag, nachdem sich die Utah Jazz mit einem Spielertausch die Rechte am 2,18-Meter-Mann gesichert hatten. Nun erlebte Pleiß, wie schnell man in der NBA seinen Arbeitsplatz verlieren kann.

Einer von vier Legionären

In der Nationalmannschaft ist der 26-Jährige eine feste Größe und neben den "Spaniern" Robin Benzing (27/Saragossa), Johannes Voigtmann (23/Vitoria beide Spanien) und Paul Zipser (Chicago Bulls) einer von vier Legionären. Ihr Auftrag ist eindeutig: die Qualifikation schaffen, ungeachtet der zahlreichen Absagen im Vorfeld der Qualifikation.

Die Kritik nach dem Österreich-Spiel passte Chris Fleming nicht. Von Blamage war die Rede. "Das ist respektlos gegenüber meinen Spielern und dem Gegner", meinte der Bundestrainer. Natürlich hatte er auch die Schwächen gesehen, aber auch die starke Abwehrarbeit, die den Gastgebern in den letzten 9:45 Minuten nur vier Punkte erlaubte. "Die besten Jahre dieser Generation kommen noch, aber im Moment zählt nur die erfolgreiche Qualifikation", betonte Fleming. Er stellte aber klar: "Unser Anspruch ist, jedes Spiel zu gewinnen."

(RP)
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