Basketball-Pläne BBL-Boss: "Mehr Joko und Klaas und mehr Youtube"

Stefan Holz ist seit Anfang September neuer Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga. Der Nachfolger von Jan Pommer soll die Liga vor allem im Marketingbereich weiter voranbringen.

Stefan Holz soll das Vermarktungspotenzial der BBL steigern.

Stefan Holz soll das Vermarktungspotenzial der BBL steigern.

Foto: dpa, nar pzi

Früher arbeitete Stefan Holz mit Thomas Gottschalk zusammen. Jetzt soll er als neuer Geschäftsführer die Basketball-Bundesliga als Nummer zwei hinter dem Fußball positionieren. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Holz über seine Pläne und Ideen und darüber, was die BBL vom Erfolgsformat "Wetten, dass..?" lernen kann.

Herr Holz, wie waren die ersten Wochen als neuer Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga?

Holz Ich habe keine großen Überraschungen erlebt. Ich bin ja auf einen fahrenden Zug aufgesprungen. Die Entwicklung der Liga in den vergangenen Jahren war gut bis hervorragend bis fantastisch. Jetzt müssen wir gucken, wo wir hinwollen. Wir haben uns durch unsere Vision 2020 einen Rahmen gesteckt und in diesem Rahmen bewegen wir uns und haben noch einiges vor.

Wie war denn zuvor ihr Bezug zum Basketball?

Holz Ich komme zwar nicht aus der Basketball-Branche, aber gleichwohl habe ich eine hohe Affinität zu diesem Sport. Ich bin klassisch sportinteressiert. Basketball war zusammen mit dem Fußball immer meine Nummer eins. In der Schule hatte ich einen Sportlehrer, der uns immer hat Basketball spielen lassen. Von daher bin ich schon recht früh damit in Berührung gekommen. Und wenn man dann den Job als Geschäftsführer einer solchen Liga wie der BBL angeboten bekommt - diese Chance gibt es nur einmal im Leben. Dann darf man da nicht lange überlegen. Das ist eine fantastische Aufgabe.

Sie waren in der Vergangenheit unter anderem für die Vermarktung von "Wetten, dass..?" verantwortlich. Was kann die BBL denn von Deutschlands erfolgreichster Unterhaltungssendung lernen?

Holz Ich glaube, wir müssen es schaffen, dass wir für große Unternehmen interessanter werden. Das ist uns bei "Wetten, dass..?" gelungen. Wir haben schon tolle Partner, aber müssen versuchen, da noch mehr zu finden. Wir suchen weitere große Partner, die auch ihre PS auf die Straße bringen. Wenn diese selbst ebenfalls Millionen von Kunden haben, können wir diese dann zu Basketballleuten konvertieren. Mir geht es da vor allem um eine gemeinsame Überzeugung, ein "Commitment", den deutschen Basketball in den nächsten fünf Jahren entscheidend nach vorn zu bringen.

Sie haben von ihrem Vorgänger die Vision 2020 geerbt, das heißt, dass die BBL bis dahin die beste Liga Europas sein will. Was halten Sie von diesem Leitmotiv?

Holz Der Leitspruch ist für mich gültig, das ist ja ganz klar. Es ist vom Prinzip her auch richtig, dass man sich ein ehrgeiziges Ziel setzt, dass man Visionen hat. Aber wir können am Ende ja nicht sagen, wir sind die Besten, weil wir die meisten TV-Pixel in HD ausstrahlen oder weil wir die größte Hallenauslastung haben. Am Ende ist - neben der sportlichen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Liga insgesamt - natürlich auch der sportliche Erfolg in der Spitze eine wichtige Visitenkarte. Es muss schon auch mal gelingen, in das Final Four der Euroleague zu kommen. Und da sind wir als Liga gefordert, die Voraussetzungen hierfür zu schaffen.

Was sind denn die Hauptfelder, die Sie in nächster Zeit besonders bearbeiten wollen?

Holz Ich bin für Marketing- und Vertriebsthemen geholt worden. Zum einen ist es das Thema TV-Reichweiten. Wir müssen da draußen mehr Leute erreichen, die TV-Reichweiten insgesamt erhöhen. Wir müssen als Liga unserem Partner, der Deutschen Telekom, helfen wo wir können, das fantastische Angebot Telekom Basketball noch bekannter zu machen.
Das zweite Thema ist das Sponsoring. Da gibt es noch Luft. Wenn ich ein Wort am meisten hasse, dann ist es das Wort "ausvermarktet". Es gibt noch viele Möglichkeiten, Firmen anzudocken. Wir brauchen weitere große Partner und denen werden wir auch attraktive Möglichkeiten bieten. "Ausvermarktet" sind wir noch lange nicht.

Was gibt es sonst zu tun?

Holz Das dritte Thema ist die Digitalisierung. Wir machen zu wenig digitalen Umsatz. Wir müssen die digitale Reichweite, die wir haben, stärker kommerzialisieren und monetarisieren. Außerdem müssen wir kommunikativer werden. Es gibt zum einen die großen Basketballfans, die sich jedes Spiel anschauen und jede Statistik kennen. Und dann gibt es die Leute, die schauen mal die BBL, ohne Experten zu sein. Das sind die sehr stark Interessierten. Wir müssen mehr Leute mit der Faszination Basketball in Kontakt bringen.

Wie gelingt das?

Holz Wir müssen dahin, wo unsere Zielgruppe ist. Unsere Zielgruppe ist jung, männlich, relativ einkommensstark und städtisch. Also mehr Joko und Klaas und warum nicht auch zu den Youtube-Stars. Und das fünfte Thema ist unsere Positionierung. Ich glaube, wir sind nicht scharf genug positioniert. Da geht es um unser Alleinstellungsmerkmal. Das ist mir noch nicht klar genug herausgearbeitet. Wir müssen Gesichter der Liga aufbauen. Fragen Sie doch heute einmal auf der Straße nach drei Nationalspielern, die nicht in der NBA spielen. Da wird es bei den allermeisten schon eng.

Wenn Sie in einem Jahr Bilanz ziehen. Mit welcher Situation der BBL wären Sie dann zufrieden?

Holz Ich hätte in einem Jahr gerne weitere große Unternehmenspartner an Bord und die Bewegtbild-Reichweite signifikant gesteigert. Und ich würde mir wünschen, dass wir öffentlich-rechtlich öfter und vielleicht sogar auch planbarer stattfinden.

(dpa)
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