Basketball-Sensationsaufsteiger Rasta Vechta Eigentlich wollten sie nur nicht absteigen

Vechta/Köln · Rasta Vechta wird der Basketball-Bundesliga langsam unheimlich. Spätestens nach dem Sieg über Meister Bayern München ist klar, dass mit dem unangenehmen Aufsteiger in den Play-offs gerechnet werden muss.

 Vechtas Philipp Herkenhoff (links) und Luc van Slooten freuen sich über den Sieg.

Vechtas Philipp Herkenhoff (links) und Luc van Slooten freuen sich über den Sieg.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Pedro Calles gab sich viel Mühe, die Euphorie rund um Rasta Vechta etwas zu bremsen. "Wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben", appellierte der Trainer des Überraschungsteams, das eigentlich niemanden mehr überraschen kann. Nach dem eindrucksvollen Sieg gegen Meister Bayern München ist auch dem Letzten in der Basketball Bundesliga (BBL) klar, wie gefährlich der Aufsteiger ist.

Anfang Oktober hatten die Bayern schon im Hinspiel über Vechta gestaunt, zwei Minuten vor den Ende lag der haushohe Favorit mit ganzen drei Punkten vorn und gewann nur dank eines Schlussspurts. Diesmal sah die Sache anders aus, Rasta dominierte die deutsche Nummer eins in seiner Halle fast nach Belieben, das 93:75 war eine klare Angelegenheit mit vertauschten Rollen.

"Sie haben gefühlt 20 Dreier getroffen", sagte Bayern-Scharfschütze Petteri Koponen etwas verzweifelt, sparte aber nicht mit Lob: "Sie haben heute gezeigt, warum sie ein Topteam in der BBL sind." Und auch Chefcoach Dejan Radonjic blieb nichts anderes übrig, als sich vor dem Underdog zu verneigen: "Ihr Sieg ist absolut verdient", sagte der Montenegriner und gratulierte nebenbei "zur bisherigen Saison".

München, das erst seine zweite Saisonniederlage kassierte, ist in guter Gesellschaft. Vechta hat auch Brose Bamberg geschlagen, genauso wie Alba Berlin. Die Niedersachsen haben sich auf Tabellenplatz drei festgebissen, und sie werden so leicht nicht loslassen.

Schon jetzt hat Rasta der laufenden Saison seinen Stempel aufgedrückt. Das Saisonziel Klassenerhalt ist erreicht, beim dritten Aufstieg ins Oberhaus nach 2013 und 2016 hat es der Klub endlich geschafft, nicht direkt wieder in die ProA runterzugehen.

Fix in den Play-offs ist Vechta noch nicht dabei, aber wer will daran zweifeln, dass auch dies gelingen wird? Rasta hat 34:12 Punkte auf dem Konto, elf Hauptrundenspiele kommen noch und auf den Plätzen acht bis elf stehen vier Mannschaften mit 22:22 Punkten. Rasta wird es schaffen.

Die Chancen stehen gut, sogar mit Heimrecht ins Viertelfinale zu gehen. Ganz schlechte Nachrichten für jeden potenziellen Gegner, das wurde am Sonntag deutlich. Vor 3140 Zuschauern im ausverkauften Rasta-Dome ließ der David den Goliath ganz alt aussehen.

"Sie haben uns zwischenzeitlich überrannt und wir waren unprofessionell. Wir haben nicht annähernd die Energie gebracht wie sie", sagte Nationalspieler Maodo Lo. Man habe den Gegner aber "auf keinen Fall unterschätzt". Auch die Strapazen durch das Euro-League-Spiel vom Donnerstag dürften "keine Ausrede sein".

Der Spanier Calles genoss den Coup, mit allem drum und dran. "Für mich als Coach war es nicht nur das Spiel, das mir gefallen hat. Die ganze Vorbereitung auf diese Partie war schön. Aber wir müssen weiter so arbeiten, wie sich das für uns gehört."

Der Schlusspunkt passte perfekt zum Spiel. Luc van Slooten, ein erst 16-jähriger Niederländer, klaute Danilo Barthel (27), im Vorjahr MVP der BBL-Finalserie, an der Mittellinie den Ball und stopfe ihn in den Ring. Dann brachen alle Dämme.

(sef/sid)
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