Basketball NBA-Star Schröder auf Stippvisite in Deutschland

Braunschweig · Basketball-Nationalspieler Dennis Schröder ist zu Besuch in seiner Heimatstadt Braunschweig. Dort bereitet sich der 22-jährige Spielmacher auf die bevorstehende EM-Qualifikation und sein viertes Profi-Jahr in der NBA vor.

Dennis Schröder ist in der Sommerpause zu Besuch in seiner Heimat Deutschland.

Dennis Schröder ist in der Sommerpause zu Besuch in seiner Heimat Deutschland.

Foto: dpa, pst

Als er alle Trikots und Basketbälle unterschrieben, alle Wünsche nach Interviews erfüllt und auch noch ein Autogramm gegeben hat, genießt Dennis Schröder das Ende seines Auftritts in seiner Heimstadt Braunschweig in einem Liegestuhl. Der Mann im zweiten Sitzmöbel auf dem Rasen des Hotelparks ist Liviu Calin. "Er hat mich diszipliniert. Er hat einen Mann aus mir gemacht. Dass meine Familie und ich so ein Leben haben, haben wir ihm zu verdanken", hatte Schröder seinen Jugendtrainer, zu dem er immer noch engen Kontakt hält, zuvor gelobt.

Schröder zieht eine Zwischenbilanz seiner Karriere, die bislang stets nach oben führte und deren Ende noch nicht abzusehen ist. 22 Jahre ist er jung. Als er die Fragen beantwortet, ist nichts zu spüren von jenem Dennis Schröder, den man auf dem Spielfeld kennt. Ruhig, überlegt, witzig - so gibt sich der deutsche Nationalspieler, der in seinem dritten Jahr in der nordamerikanischen Profiliga einen weiteren Entwicklungsschritt geschafft hat.

Als "Zündkerze, die den Atlanta Hawks einen glühend heißen Wettbewerbsvorteil verschafft", beschrieb das US-Basketballmagazin "Slam" unlängst den 1,85 Meter großen Profi, auf dessen Oberarmen großflächige Tattoos zu sehen sind. Schröder spricht oft von Wahnsinn. Etwa, dass er es geschafft hat, ein Teil der NBA zu sein, die seine Leistung zuletzt mit 1,8 Millionen Dollar honorierte. Was er nicht betont, ist, dass er schon zu den besten Spielgestaltern gehört. Schon in der zurückliegenden Saison, als Atlanta in der zweiten Play-off-Runde an Cleveland scheiterte, setzte ihn Trainer Mike Budenholzer immer häufiger in der so genannten "crunch time" ein - der Schlussphase eines Spiels, in der es um Sieg oder Niederlage geht. Noch ist Jeff Teague die Nummer eins als Spielmacher, aber "mein Ziel ist, so schnell wie möglich zur Startformation zu gehören", sagt Schröder.

Die Äußerung klingt nicht überheblich, wie seine Spielweise oft beschrieben wird, oder arrogant, wie sein Auftreten früher interpretiert wurde. Schröder ist gereift. Er hat Ziele, die er abarbeiten will. Erst mit 16, als sein Vater Axel überraschend an einem Herzinfarkt starb, nutzte er sein Talent und machte sich auf, ein Basketballer der Extraklasse zu werden. Er hatte seinem Vater versprochen, es in die NBA zu schaffen - und er hielt Wort. Nun will er sich einen Stammplatz erkämpfen, was vielleicht früher als erwartet passiert. Denn Konkurrent Teague könnte im Sommer den Klub verlassen. "Meinen Wurf, meinen Abschluss am Korb", beschreibt er sein Verbesserungspotenzial. Wenn es läuft, kann er schon jetzt als einer der wenigen Spieler sein Team offensiv wie defensiv besser machen, wenn er eingewechselt wird.

Und er will 2020 zu den Olympischen Spielen nach Tokio. Im vergangenen September beim Aus in der EM-Vorrunde in Berlin hatte Schröder schon die Rolle des Anführers erhalten - und das von NBA-Superstar Dirk Nowitzki, der sich als Edelhelfer des damals 21-Jährigen präsentierte. Schröder machte vieles gut, aber auch einiges falsch. Doch er lernte schnell. "Ich habe mit allen Kontakt gehabt", sagt er mit Blick auf das Nationalteam, auf das ab Ende August die EM-Qualifikation gegen Dänemark, Österreich und die Niederlande wartet. Eine lösbare Aufgabe. "Wir sind jung, und wir haben Potenzial. Wenn wir zusammenbleiben, ist einiges möglich", unterstreicht Schröder.

Eine Woche noch hat er frei. Dann kommen zwei Trainer aus Atlanta, die mit Schröder in Braunschweig die Grundlagen für die kommende Saison legen wollen. "Es wird ein anstrengender Sommer", sagt der Profi. Ab 4. August darf er dann zur Nationalmannschaft stoßen, für die er so lange spielen will, wie er fit ist. Früher erlauben es die NBA-Regeln nicht. Doch er hat nicht nur den Sport im Kopf.

Mit seinem Bruder Che (27), der sich vor einem Jahr bis 2023 von seinem Arbeitgeber Volkswagen freistellen ließ, betreibt Dennis Schröder ein Modelabel. Auch die dritte Kollektion gibt es nur im Internet auf seiner Homepage, doch demnächst wollen die Brüder auf den offenen Markt. Bald wird er ständig in Atlanta präsent sein. Seit April betreiben die beiden die Restaurant-Bar "DS17-Lounge" (17 ist Schröders Trikotnummer). Ein Bamberger Bildhauer hat eine große Marmorstatue von Schröder hergestellt, die in der Lounge stehen wird.

Schröder genießt es, wenn er um Autogramme gebeten wird oder man Fotos mit ihm schießen will. In Deutschland ist das eher weniger der Fall, weil sich "viele wohl auch nicht trauen. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn du siehst, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat". Er versucht, ein Vorbild zu sein für die Kids, die ihm vielleicht nacheifern wollen und so begeistert sind, wie er es einst von Nationalspieler Heiko Schaffartzik war.

Drei Häuser sucht er noch - eines in Atlanta, eines in Braunschweig und eines in Gambia, der Heimat seiner Mutter Fatou. Dreimal Heimat, dreimal Orte, in denen er seinen Familiensinn ausleben kann. Noch aber will er auf dem Basketballfeld zeigen, dass er seine Ziele erreichen kann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort