Drama-Show gegen Litauen Franz Wagner führt DBB-Team zum nächsten Coup

Update | Köln · Die deutschen Basketballer schweben weiter auf einer Euphoriewelle. Dank einer Gala-Vorstellung von Franz Wagner besiegt das DBB-Team Litauen nach zweimaliger Verlängerung - und steht im EM-Achtelfinale.

Basketball-EM 2022​: Litauen gegen Deutschland - die Bilder des Spiels
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Litauen - Deutschland: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Ein wie entfesselt aufspielender Franz Wagner hat die deutschen Basketballer zum dritten Sieg im dritten Spiel bei der Europameisterschaft geführt. Beim 109:107 (46:41)-Erfolg nach zweimaliger Verlängerung gegen Mitfavorit Litauen, die ihre dritte Niederlage kassierten, war der NBA-Profi von den Orlando Magic mit 32 Punkten der überragende Mann auf dem Parkett. Auch Dennis Schröder (25 Punkte und acht Assits), Maodo Lo (21) und Daniel Theis (11) zeigten bei der Drama-Show eine starke Leistung. Für Litauen erzielte Jonas Valanciunas 34 Zähler.

Bundestrainer Gordon Herbert sprach von einem „richtig guten Basketball-Spiel und 50 packenden Minuten“. Durch den Sieg ist das Ticket zur Endrunde nach Berlin (ab 10. September) ist bereits gelöst - nach dem 78:74-Sieg der Franzosen über Ungarn waren am Sonntagabend auch letzte mathematische Zweifel beseitigt.

Spannend blieb es aber auch nach dem Spiel: Litauen legte Protest ein, weil nach einem technischen Foul eines deutschen Spielers ein Freiwurf nicht ausgeführt wurde. Das sorgte schon während der Partie für heftige Diskussionen der Litauer mit dem Schiedsgericht. „Keine Ahnung was da noch kommt“, sagte der vor allem in der Verlängerung wieder starke Lo. „Ich denke, wir haben verdient gewonnen.“ Der Protest wurde in der Nacht zu Montag als unzulässig abgewiesen, da er außerhalb der vorgegebenen 60-Minuten-Frist eingereicht worden sei. Das gab der europäische Verband FIBA Europe bekannt.

Schon im Vorfeld der Partie gegen Litauen war allen Beteiligten im deutschen Team klar, dass man nicht nur auf ein „sehr talentiertes Team“ treffen würde, wie Bundestrainer Herbert den Mitfavoriten bezeichnete, sondern es auch auf der Tribüne eng zugehen würde. Die ersten zwei Spiele hatten gezeigt, dass Litauen laute und stimmgewaltige Fans dabei hat, die Deutschland den Heimvorteil streitig machen wollten. Ebenjener Vorteil, der das deutsche Team gegen Frankreich und Bosnien-Herzegowina zum Sieg getragen hatte. „Litauen wird nochmal ein sehr harter Gegner, der auch viele Fans mitbringt“, sagte Kapitän Dennis Schröder – und er sollte Recht behalten.

Erstmals richtig laut wurde es bereits kurz vor dem Anwurf. Als das deutsche Team vorgestellt wurde, hallte ein gellendes Pfeifkonzert durch die Kölner Lanxess Arena. Es war ein Vorgeschmack darauf, was das DBB-Team im dritten Gruppenspiel gegen Litauen erwarten würde. Beeindrucken ließ sich Deutschland davon zunächst aber nicht, hielt körperlich dagegen. Die erste Führung besorgte Franz Wagner nach knapp vier Minuten (9:7). In der Folge entwickelte sich das erwartet enge und kampfbetonte Spiel, mit Ballverlusten, Fouls und starken Defensiv-Aktionen auf beiden Seiten. Einen Impuls erhielt das DBB-Team dann erneut von der Bank: Maodo Lo stellte mit einer starken Einzelaktion auf 13:10. Der Aufbauspieler übernahm komplett die Verantwortung, und kam Ende des ersten Viertels auf acht Punkte. 19:19 hieß es nach zehn Minuten.

Im zweiten Viertel sah die litauische Offensive zunächst nicht gut aus. Deutschland verteidigte aggressiv und ermöglichte den Litauern so kaum freie Würfe. Das zerrte an den Nerven. Nach einem technischen Foul durfte Johannes Voigtmann an die Freiwurflinie. Mit einem 6:0-Run baute Deutschland die Führung auf 25:19 aus. Erst nach dreieinhalb Minuten gelang Litauen die ersten Punkte. Doch das DHB-Team ging weiter konzentriert zu Werke, Schröder und Andreas Obst erhöhten auf 30:21. Danach fanden die Litauer angeführt von NBA-Profi Jonas Valanciunas (New Orleans), der es unter dem Korb immer wieder mit Theis zu tun bekam, wieder ihren Rhythmus. Doch gegen einen überragend aufspielenden Wagner wusste die litauische Defensive keine Antwort. Wagner traf aus der Mitteldistanz, attackierte den Ring und übernahm auch von der Dreierlinie. Auch dank seiner 18 Punkte führte Deutschland zur Pause mit 46:41.

Und auch im dritten Viertel machte Wagner da weiter, wo er kurz zuvor aufgehört hatte. Mit einem Dunk sorgte er für die ersten deutschen Punkte. Auch Schröder und Theis, der sich unter dem Korb ein Privat-Duell mit Valanciunas lieferte, zeigten ihre Qualitäten. Das Offensivspiel der Deutschen verteilte sich auf mehrere Schultern. Der Vorsprung schmolz dennoch, Valanciunas verkürzte vier Minuten vor dem Schlussviertel auf 56:57. Das Momentum schien dem DBB-Team ein wenig aus den Händen zu gleiten, auch aufgrund vieler Pfiffe der Unparteiischen wodurch Litauen immer wieder zu Freiwürfen kam. Ein Dreier von Lo sicherte die knappe 66:65-Führung.

Die hatte aber nicht lange Bestand. Mit dem ersten Angriff im Schlussviertel stellte Litauen auf 68:65. In einer engen Partie ging es nun hin und her. Doch vor allem einer zeigte sich davon unbeeindruckt und spielte weiter groß auf: Wagner. Sein Dreier brachte dem DBB-Team eine Vier-Punkte-Führung (76:72). Und auch in der Defensive zeigte der 21-Jährige mit einem Steal, acht Rebounds und einem spektakulären Block sein ganzes Repertoire. „Das Paket ist unglaublich, es gibt nichts, was er nicht kann. Dreier, Defense - der Junge ist unglaublich“, schwärmte der ehemalige Basketball-Profi Per Günter bei Magentasport. Anschließend zeigte Theis bei einem Dunk zum 84:78 noch einmal seine ganze Klasse. Entschieden war die Partie damit aber noch nicht, sieben Sekunden vor dem Ende glich Litauen aus - 89:89. Deutschland nahm nochmal eine Auszeit. Nicht Wagner, sondern Schröder bekam die Chance zum Sieg - und vergab.

Auch in der Verlängerung verließ das DBB-Team ein wenig das Wurfglück. Die ersten vier Punkte gehörten den Litauern (93:89). Doch Deutschland kämpfte, versuchte alles – und belohnte sich. Ein Drei-Punkte-Spiel von Schröder brachte den erneuten Ausgleich. Weil Litauen sechs Sekunden vor dem Ende vergab, bekam die deutsche Mannschaft noch eine Chance. Dieses Mal durfte Wagner ran, doch auch er vergab.

Die Drama-Show blieb weiter spannend. Mit fünf Punkten in Folge kam das DBB-Tam dieses Mal allerdings gut aus den Startlöchern (101:96). Angefeuert vom lautstarken Publikum, das jeden Korb frenetisch feierte, reichte die Führung. Einen großen Anteil daran hatte Lo, der zwei Dreier in Folge verwandelte.

Damit geht es am Dienstag (20.30 Uhr/MagentaSport) gegen Europameister Slowenien um NBA-Superstar Luka Doncic um die Vorentscheidung im Kampf um den Gruppensieg.

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