Bronze-Medaille noch möglich Final-Traum geplatzt – Deutschland unterliegt Spanien

Düsseldorf · Bitteres Ende des deutschen EM-Märchens: Die deutschen Basketballer haben das Finale verpasst. Gegen Spanien verlor das DBB-Team mit 91:96. Im Spiel um Platz drei geht es nun um die erste Medaille seit 17 Jahren.

Basketball-EM​ 2022, Halbfinale: Deutschland gegen Spanien - die Bilder des Spiels​
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Deutschland - Spanien: die Bilder des Spiels

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Foto: AFP/TOBIAS SCHWARZ

Der Traum vom Heim-Titel ist geplatzt. Die deutschen Basketballer haben das EM-Finale knapp verpasst. Und wieder einmal erwiesen sich die Spanier als Spielverderber. Im Halbfinale musste sich das DBB-Team den Iberern mit 91:96 (51:46) geschlagen geben.

Dennoch besteht am Sonntag (17.15 Uhr/RTL und MagentaSport) im Spiel um Platz drei gegen Polen, die im ersten Halbfinale von den Franzosen mit 54:95 (18:34) demontiert wurden, immer noch die Chance auf die angepeilte EM-Medaille. 1993 hatte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) in München zum bislang einzigen Mal triumphiert. Auch 2005 stand das Team im Finale der EuroBasket, damals gab es in Belgrad Silber. Jetzt winkt zumindest die dritte Medaille.

„Das hätten wir auf jeden Fall gewinnen können. Wir haben uns um die Position gebracht. Die Spanier waren echt tough und haben sehr gut gespielt“, sagte der erneut herausragende Dennis Schröder. Einen Tag nach seinem 29. Geburtstag war der Kapitän vor 14.073 Fans in der ausverkauften Arena in Berlin, darunter auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), mit 30 Punkten deutscher Topscorer. „Das Turnier ist nicht vorbei, wir haben noch ein Spiel.“ Die Option auf eine Medaille sei noch da. Auch Dirk Nowitzki richtete per Twitter direkt aus: „Kopf nicht hängen lassen, Jungs! Holt Euch Bronze!“

Das Selbstvertrauen war vor der Partie groß. Inzwischen sind aber auch die Erwartungen gestiegen. „Vor der EM war eine Medaille das Ziel. Natürlich wollen wir jetzt Gold“, sagte Center Daniel Theis und unterstrich damit das Anspruchsdenken, dass sich das Team erarbeitet hat. Zudem „schulde“ man den Spaniern noch was von der EM von vor fünf Jahren. Bei der Europameisterschaft 2017 hatten die Iberer Deutschland im Viertelfinale rausgeworfen. Überhaupt hatte das deutsche Team zuletzt gegen Spanien immer den Kürzeren gezogen (neun Niederlagen in Serie). Der letzte Erfolg gelang 2005 – im EM-Halbfinale.

„Der Druck ist jetzt natürlich etwas da. Aber wir sind bereit. Das wird wieder ein Fest werden“, sagte die vor drei Jahren abgetretene Basketball-Ikone Nowitzki, der bei RTL als Gast an der Seitenlinie stand. Der Sender aus Köln zeigte das Spiel erneut im Free-TV.

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Foto: dpa/Brian Snyder

Es wurde das erwartet schwere Spiel, auch wenn der dreimalige Europameister einen Umbruch vollzogen hat. Nicht ohne Grund hatte Kapitän Schröder gewarnt: „Die sind physisch, ein gutes Team. Die haben viele gute Rollenspieler, die auch wirklich 20 Punkte auflegen können.“ Um sie zu stoppen, so forderte es Bundestrainer Herbert, sei es wichtig, „über 40 Minuten gut zu verteidigen“.

Wie schon gegen Griechenland startete das deutsche Team energisch und mit viel Zug zum Korb. Der Weltmeister hielt physisch dagegen. Mitte des ersten Viertels schnellte der Lärmpegel nach einem Dreier von Daniel Theis erstmals in die Höhe, kurz darauf vollendete er einen Pass von Schröder mit einem Dunk zum 16:16-Ausgleich. Spanien ließ sich davon aber keineswegs beeindrucken, blieb geduldig - und punktete. Dank eines spektakulären Dreiers von Maodo Lo lag das deutsche Team Ende des ersten Viertels nur knapp zurück (24:27).

Im zweiten Viertel sah sich Bundestrainer Herbert schnell zu einer Auszeit gezwungen. Bei den Deutschen reihte sich Fehlwurf an Fehlwurf, was Oldie Rudy Fernandez nutzte - und die spanische Neun-Punkte-Führung besorgte (24:33). Auch in der Folge bekam das DBB-Team das spanische kollektiv nicht gestoppt, agierte zu passiv und musste seinerseits für jeden Punkt kämpfen. Einmal mehr war es Schröder (19 Punkte, fünf Assists) der Verantwortung übernahm - und das Team anführte. Und das gelang eindrucksvoll. Ein sensationeller 14:0-Lauf machte aus einem 32:41 ein 46:41. Plötzlich war Deutschland da. Und auch Andreas Obst fand immer mehr seinen Rhythmus, drei seiner fünf Dreier fanden ihr Ziel.

„Wir müssen die Defensive so beibehalten“, forderte Lo, der sich zudem von Schröders Auftritt angetan zeigte. Bei der Schnelligkeit gebe es niemanden, der den Kapitän stoppen könne, sagte er in der Halbzeit bei Magentasport.

Doch das deutsche Team erwischte einen schwachen Start in Hälfte zwei, musste die effektive Offensive der Iberer zunächst gewähren lassen. Einen bekamen die Spanier aber weiter nicht in den Griff: Schröder. Trotz der Schwächephase ging Deutschland mit einem 71:65 ins Schlussviertel.

Es blieb jedoch ein Krimi, weil Spanien zu keiner Zeit aufsteckte, denn Ball zirkulieren ließ und gnadenlos Punkte. Allen voran Lorenzo Brown (29 Punkte) überragte. Das Momentum kippte immer mehr zugunsten der erfolgsverwöhnten Spanier. Seit 2007 hat das Team immer eine EM-Medaille geholt, es gab dreimal Gold (2009, 2011, 2015), einmal Silber und zweimal Bronze. Vier Minuten vor dem Ende lag das DBB-Team mit sechs Punkten hinten. Zu viel. Der offensive Rhythmus der Deutschen war gebrochen.

Deutschland - Spanien 91:96 (24:27,27:19,20:19,20:31)

Punkte Deutschland: Schröder (Vereinslos) 30, Obst (FC Bayern München) 15, Wagner (Orlando Magic) 15, Theis (Indiana Pacers) 10, Lo (Alba Berlin) 9, Thiemann (Alba Berlin) 6, Weiler-Babb (FC Bayern München) 4, Voigtmann (ZSKA Moskau) 2
Spanien: Brown 29, W. Hernangómez 16, J. Hernangómez 13, Diaz 10, Lopez-Arostegui 7, Fernandez 6, Brizuela 5, Garuba 4, Pradilla 4, Saiz 2

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