Basketball-EM Niederlage in letzter Sekunde

Berlin · Die deutschen Basketballer halten gegen Vizeweltmeister Serbien lange gut mit - dann entscheidet Nemanja Bjelica das Spiel.

Basketball-EM, Deutschland - Serbien: die Bilder des Spiels
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Deutschland - Serbien

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Der Wurf ist nicht einfach, den sich Nemanja Bjelica vorgenommen hat. Über den 2,18 Meter langen Tibor Pleiß fliegt der Ball und senkt sich in den Korb zur 68:66-Führung für Serbien. Nur 0,9 Sekunden bleiben den deutschen Basketballprofis, die Niederlage gegen den Vizeweltmeister noch abzuwenden. Vergeblich, der letzte Angriffsversuch verpufft. Als die EM-Vorrundenpartie vor 13.050 Fans in Berlin beendet ist, schlägt Milos Teodosic die Hände vors Gesicht. Ausdruck purer Erleichterung und zugleich ein Kompliment an den Gegner, der dem serbischen Spielgestalter und seiner Mannschaft alles abverlangt hatte.

"Natürlich hatten wir alle die Köpfe unten, obwohl es eigentlich keinen Grund gab. Es war ein Superspiel mit einer wahnsinnigen Stimmung in der Halle", sagte Dirk Nowitzki. Bei der Suche nach Ursachen wollte sich Heiko Schaffartzik nicht mit Einzelheiten aufhalten. Der Aufbauspieler, nach seinem Wechsel von Alba Berlin zum FC Bayern an der Spree eigentlich ein ungeliebter Gast, hatte mit seinem Dreipunktewurf zum 66:66 nur 23,4 Sekunden vor Schluss die Zuschauer mitgerissen. "Es ist nicht die eine oder die andere Situation", sagte er "Wir alle hatten unsere Möglichkeiten."

Die Serben, am Vortag beim 80:70 gegen Mitfavorit Spanien stark gefordert, trafen schlecht. Nur 48 von 130 Versuchen landeten im Korb, jenseits der Dreipunktelinie waren es nur vier von 30. Doch das Team von Bundestrainer Chris Fleming konnte davon nicht profitieren. Es schaffte in der ersten Halbzeit (38:39) nur, die Partie offen zu halten, aber nicht, sich abzusetzen. Grund war die schwache Arbeit unter dem eigenen Korb. Immer wieder schnappten sich die Serben die ins Spielfeld zurückspringenden Bälle, hatten somit eine zweite, mitunter auch eine dritte Chance.

"Wir haben viel vergeben. Es ist bitter, auf diese Art und Weise zu verlieren", sagte Fleming nach einer Leistung, die seinem Team nach dem mühsamen 71:65 gegen Island kaum jemand zugetraut hatte. Der Ausfall des verletzten Robin Benzing fiel kaum auf. Leidenschaftlich, flink auf den Beinen, mutig beim Zug zum Korb: so überraschten die Gastgeber den Favoriten.

Mann der ersten Halbzeit war Dirk Nowitzki. Zwölf seiner 15 Punkte erzielte der Star der Dallas Mavericks in den ersten 20 Minuten. Da füllte er die Rolle des Mannes aus, der den Unterschied machen kann. Nach dem Wechsel fielen nur noch zwei von 13 Würfen aus dem Spiel heraus in den Korb. Dennis Schröder deutete erneut an, dass er das Spiel lenken und punkten kann. Doch zu oft wollte er zu viel, versuchte Anspiele, die seine Teamkollegen überraschten.

Nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Island überzeugte Tibor Pleiß. Der Center kam wie Nowitzki auf 15 Punkte. Schaffartzik, am Samstag noch erfolglos, versenkte drei "Dreier". Am Ende standen für den 31-Jährigen elf Punkte zu Buche - so viele wie für Schröder.

Bundestrainer Fleming setzte auch seine zweite Garde ein. Aufbauspieler Maodo Lo etwa, der an der Columbia University studiert und in seinem Elf-Minuten-Einsatz die Spielmacherrolle selbstbewusst ausfüllte. Alex King verschaffte Nowitzki die benötigten Ruhepausen. Als es ernst wurde, standen aber die Stars auf dem Feld. Den 50:56-Rückstand siebeneinhalb Minuten vor Schluss hatte das deutsche Team in eine 62:59-Führung verwandelt, Doch das Happy End blieb aus. Schröders Wurf war fast drin, als der Ball wieder herauskugelte, Nowitzki traf nur einen von zwei Freiwürfen. Und dann kam der Auftritt von Bjelica, der in der neuen Saison in der NBA bei Minnesota spielen wird.

"Es ist eine Niederlage in einer schweren Gruppe. Deshalb hat uns das Ergebnis zurückgeworfen", sagte Nowitzki mit Blick auf die kommenden Spiele gegen die Türkei, Italien und Spanien.

(RP)
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