Schiedsricherinnen-Trio Drei Frauen sorgen in der Basketball-Bundesliga für eine Premiere
Düsseldorf · Zum ersten Mal wurde ein Basketballspiel der Ersten Liga von einem Damen-Trio gepfiffen. Zwei der Schiedsrichterinnen kommen aus NRW. Sie erzählen, welchen Herausforderungen sie auf ihrem Weg in einer männerdominierten Sportart begegnet sind.
Aleksandra Pawlik und Danjana Rey haben Basketball-Geschichte geschrieben. Besser gesagt: Männer-Basketball-Geschichte. Sie sind zwei der drei Frauen, die Mitte Januar in der ersten Basketball Bundesliga erstmals als Schiedsrichterinnen-Trio zum Einsatz gekommen sind.
Ein besonderer Moment für die drei, aber vor allem für die Sportart. Und das Ergebnis harter Arbeit, denn Pawlik und Rey, die auch außerhalb des Spielfelds befreundet sind, haben sich mit dem Schiedsrichterinnen-Dasein eine sehr aufwendige Nebentätigkeit ausgesucht. Es war ein langer Weg, bis sie für die erste Liga pfeifen durften. „Ich glaube, dass viele Menschen generell die Arbeit, die dahinter steckt, unterschätzen. Beispielsweise müssen auch wir uns auf die Spiele vorbereiten und diese anschließend nachbereiten“, sagt Rey, die wenn sie nicht gerade auf dem Spielfeld steht, Lehrerin an einer Gesamtschule in Bergisch-Gladbach ist.
Für beide Frauen begann die Liebe zum Basketball schon in früher Jugend. Pawlik wurde bereits mit zehn Jahren Mitglied in der Basketballabteilung des SC Bayer 05 Uerdingen in ihrer Heimatstadt Krefeld. „Mit 17 Jahren habe ich dann meine Schiedsrichterlizenz gemacht. Dazu musste ich mehrere Theorie- und Praxisstunden absolvieren und auch ein Onlineseminar. Anschließend bin ich beim Pfeifen geblieben“, erzählt Pawlik. Bei Rey war es sogar noch früher. Bereits mit 15 Jahren machte sie ihre Lizenz. Zuvor hatte sie beim BBV Opladen in Leverkusen selbst Basketball gespielt. Ursprünglich war sie durch eine Schulmannschaft zu dem Sport gekommen. „Ich erinnere mich noch, dass ich es damals toll fand, wenn die Spiele von Frauen gepfiffen wurden“, sagt sie.
Der Hang zum Pfeifen lag ein wenig in der Familie, denn ihr Opa war Schiedsrichter im Fußball. „Die Position des Schiedsrichters hat mich fasziniert. In gewisser Weise leitet er ja das Spiel“, sagt Rey. Bei Pawlik war es eher Zufall, dass sie Schiedsrichterin wurde, denn es war nie ein konkreter Wunsch. „Ich spielte damals Basketball und es fehlten Schiedsrichter, also habe ich den Schein gemacht. Als erstes habe ich dann Jugendspiele gepfiffen“, erklärt Pawlik. „Anschließend folgt der Aufstieg von Liga zu Liga über Coaching und Bewertung“, ergänzt Rey. „In der Regionalliga stand ich irgendwann vor der Entscheidung zwischen Spielen und Pfeifen. Ich brannte und brenne auch heute noch dafür, Schiedsrichterin zu sein und wollte weiterkommen. So stand die Entscheidung schnell fest“, erzählt sie.
Vorurteile und negative Kommentare in Bezug auf Frauen in Ballsportarten kommen immer wieder vor. Eines der jüngsten Beispiele sind die Bemerkungen des ehemaligen Handball-Profis Christian Schwarzer. Dieser äußerte sich kritisch in Bezug auf den Einsatz der aus Baden-Württemberg stammenden Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz während der Herren-Handball-WM. Aleksandra Pawlik und Danjana Rey sind sich einig, dass sich das Problem im Basketball eher auf die unteren Ligen bezieht. „Paradoxerweise kamen blöde Kommentare dann meist nicht von Coaches oder Spielern, sondern von Zuschauern. Besonders irritiert hat mich einmal, dass es sich bei der betreffenden Person selbst um eine Frau handelte“, erzählt Rey. Pawlik sieht zudem ein generelles Problem im Image der Schiedsrichter, unabhängig von deren Geschlecht. Wie männerbezogen auch der Basketball ist, wird nicht zuletzt durch das Äußere der Schiedsrichterinnen deutlich. „Die Schiedsrichterbekleidung ist ausschließlich auf Männer ausgelegt. Deshalb ist die Schritthöhe so lang“, erklärt Rey.
Das Spiel zwischen den Veolia Towers Hamburg und der BG Göttingen, das die beiden Frauen gemeinsam mit Anne Panther pfiffen, war für beide etwas Besonderes. „Danjana und ich kennen uns seit 20 Jahren. Wir haben Weiterbildungen zusammen gemacht, sind befreundet und kennen uns gut. Anne war mal unsere Mentorin und ist inzwischen auch zur Freundin geworden“, erzählt Pawlik. Wie geschichtsträchtig der Einsatz des Damen-Trios ist, wird nicht zuletzt dadurch deutlich, dass es normalerweise nicht üblich ist, die Unparteiischen bereits Tage vor dem Spiel bekannt zu geben. „Es war ein erster Schritt in die richtige Richtung und auch eine Art Antwort auf die Aussagen von Christian Schwarzer“, sagt Rey. Trotz des Trubels im Voraus sei es ihnen gut gelungen, die Besonderheit etwas nach hinten zu legen. „Sobald wir in der Kabine waren, war es wie immer kurz vor einem Spiel. Da schaltet man in einen anderen Modus“, erklärt Rey. „Schiedsrichter sind dann am besten, wenn sie nicht weiter auffallen und ich denke, das ist uns gut gelungen“, sagt auch Pawlik.
Beide Schiedsrichterinnen hoffen, dass ihr Tun eine Vorbildfunktion für junge Frauen hat. „Ich habe im Nachhinein viele Nachrichten von Frauen bekommen, die es cool fanden und uns beglückwünscht haben“, berichtet Rey. Ein erfreuliches Ereignis in diesem Zusammenhang wird das Top-Vier-Endspiel um den Pokal im März sein. Denn die Damenbasketballliga hat beschlossen, ausschließlich Schiedsrichterinnen und Kommissarinnen einzusetzen.