Basketball-Euroleague Alba Berlin mischt Europa auf

Berlin/Düsseldorf · Der achtmalige Meister kann morgen als erste deutsche Mannschaft das Viertelfinale der Basketball-Euroleague erreichen. Das wäre ein riesiger Erfolg. Im höchsten europäischen Vereinswettbewerb wurden deutsche Teams jahrelang nur belächelt.

Alba Berlin siegt bei Maccabi Tel Aviv
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Alba siegt überraschend in Tel Aviv

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Es war um kurz nach Mitternacht, als Bundesligist Alba Berlin vor knapp einer Woche in einem sozialen Netzwerk das Foto teilte, über das sich ganz Basketball-Deutschland freute. Das Bild zeigte die erschöpfte, aber glückliche Mannschaft des achtmaligen Deutschen Meisters im Bus nach der Euroleague-Partie beim Basketball-Schwergewicht Panathinaikos Athen, die die Berliner kurz zuvor mit 68:66 für sich entschieden hatten. Unter dem Foto häuften sich schon nach Sekunden Glückwünsche von Fans aus der gesamten Bundesliga. Sogar Anhänger der ärgsten Konkurrenten aus Bamberg und München beglückwünschten die Mannschaft aus der Hauptstadt. Bamberg gratuliert Berlin. Das ist für viele so, als würde sich der FC Bayern über einen Erfolg der Dortmunder Fußballer in der Champions League freuen.

Zur Einordnung: Schon der bloße Erfolg gegen die mit Topstars gespickte griechische Mannschaft ist eine kleine Sensation. Noch vor wenigen Jahren hätte in Berlin und auch sonst nirgends irgendjemand auch nur einen Pfifferling auf eine deutsche Mannschaft gesetzt, wenn es gegen ein europäisches Spitzenteam ging. Alba hat mit dem Sieg aber noch mehr erreicht. Es hat sich eine historisch gute Ausgangsposition erarbeitet. Kein deutsches Team war je näher dran am Viertelfinale.

Mit einem Sieg im morgigen, letzten Gruppenspiel gegen Titelverteidiger Maccabi Tel Aviv in eigener Halle (20 Uhr, Sport1) kann sich der deutsche Pokalsieger für die Runde der letzten acht Mannschaften in Europa qualifizieren. Seit der Neugründung der Euroleague, dem Pendant zur Champions League im Fußball, im Jahr 2000 hat das keine deutsche Mannschaft geschafft. Gewinnt Alba, ist das ein Sieg für den gesamten deutschen Basketball.

Auf internationalem Parkett waren Mannschaften aus Deutschland in den vergangenen Jahren meistens nur Kanonenfutter. Erstmals erreichten mit Bamberg und Berlin vor drei Jahren beide deutsche Mannschaften im Starterfeld das Achtelfinale. Basketball-Deutschland feierte das, was in anderen Nationen niemanden vom Hocker reißt, wie eine mittlere Sensation. Das war es auch. Damals noch mehr als heute liegen deutsche Vereine beim Etat weit hinter Spitzenteams wie dem FC Barcelona, ZSKA Moskau oder eben Panathinaikos und Tel Aviv zurück. Zum Vergleich: Alba hat einen geschätzten Gesamtetat von knapp zehn Millionen Euro, der von ZSKA Moskau soll bei 44 Millionen Euro liegen.

Der Erfolg der Berliner ist eng mit dem Namen Sasa Obradovic verknüpft. Der serbische Trainer, der das Team 2012 übernommen hat, ist ein Disziplinfanatiker. Von seinen Mannschaften verlangt er größten Einsatz - insbesondere in der Verteidigung. Nicht zufällig sind die Berliner dort Spitze: In 13 Euroleague-Spielen kassierten sie erst 958 Punkte, Tel Aviv schon 1008.

Das größte Verdienst des 46-Jährigen ist aber ein ganz anderer. Obradovic gibt zunehmend einheimischen Spielern Spielzeit - auch in entscheidenden Momenten. Zum Beispiel dem zweifachen Collegewettbewerb-Sieger Niels Giffey, der das Basketballspielen im Kindesalter in der Alba-Jugend lernte.

Das tun in der Bundesliga nur wenige Teams. Die Liga bleibt aufgrund loser Quoten (nur sechs von zwölf Spielern brauchen einen deutschen Pass) amerikanisch geprägt. Anführer sind auch bei Alba die US-Profis Jamel McLean, Alex Renfroe, Reggie Redding und Cliff Hammonds. Aber auch die Einheimischen Spieler tragen zum Erfolg der Mannschaft bei. Und die Rolle des Außenseiters liegt Alba. Vielleicht schwappen der jungen Mannschaft auch deswegen so viele Sympathien entgegen.

(RP)
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