Leverkusen Ballack bekommt Spielpraxis

Leverkusen · Jedes Profifußballspiel hat seinen Marktwert. Dieser ergibt sich in der Regel aus der Konstellation der betreffenden Partie und äußert sich in der Stadionauslastung sowie den Einschaltquoten im Fernsehen. Bayer Leverkusen muss daher schon einiges anstellen, um den Marktwert seines heutigen Heimspiels (19.05 Uhr) in der Europa League hochzuhalten.

Die Werkself tritt an im sperrigen "Sechzehntelfinale", der weithin unbekannte Gegner Metalist Charkow kommt aus der Ukraine, und das Hinspiel vor einer Woche gewann Bayer 4:0. Um dennoch nicht vor mehrheitlich leeren roten Sitzschalen antreten zu müssen, erlaubt der Werksclub jedem Besucher mit Dauer- oder Tageskarte für die Partie, eine zweite Person gratis mitzunehmen. Zwei für eins also – die Europa League als "Happy Hour". Rund 15 600 Zuschauer kamen im Schnitt zu den bisherigen vier Heimauftritten auf internationalem Parkett in die BayArena. Selbst namhafte Gegner wie Atletico Madrid oder Rosenborg Trondheim konnten kaum Zugkraft entwickeln. Und jetzt kommt Charkow.

Der Anstand gebietet es dann aber doch, dass Jupp Heynckes am Tag vor dem Wiedersehen mit den Ukrainern Fragen wie die, ob Neapel oder Villareal der schwere Gegner in der nächsten Runde sei, wenigstens höflich zurückweist. "Im Hinspiel hat sich Metalist unter Wert geschlagen", sagt Leverkusens Trainer. Und außerdem müsse man im Europapokal in jeder Partie "volle Kraft und 100 Prozent" geben. Torhüter René Adler gesteht dann schon eher ein, dass er natürlich ab und an über den heutigen Abend hinaus denke. "Ich ertappe mich selbst schon mal bei Träumereien", sagte der 26-Jährige. Und die imaginäre Europacup-Saison wird dabei wohl auch nicht in Neapel oder Villareal, sondern möglichst erst in Dublin enden. Dort findet am 18. Mai das Endspiel statt. Ob es ihm persönlich wichtiger sei, die Europa League zu gewinnen oder sich in der Bundesliga für die Champions League zu qualifizieren, will ein ukrainischer Journalist von Heynckes wissen. "Beides ist wichtig", sagt dieser – und schmunzelt. Schnell wird aber wieder ernst. Erst einmal gehe es um das Rückspiel. "Ich möchte, dass wir gut spielen, gewinnen und den Schwung dann mit nach Bremen mitnehmen." Bei kriselnden Werderanern beendet Bayer am Sonntag (17.30 Uhr) die zweite Englische Woche in Folge.

Klar ist in jedem Fall, dass Heynckes, der das Thema Vertragsverlängerung weiterhin ausklammert ("Ich lasse mich nicht drängen!") die heutigen 90 Minuten dazu nutzen wird, um denjenigen Akteuren Spielpraxis zu verschaffen, die sonst hinten an stehen. Wie ein Michael Ballack. Der könnte so seinem Konto von bislang 93 Europapokalpartien eine weitere hinzuzufügen. Bei der Happy Hour.

(RP)
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