Österreicher Eberharter auf Rang zweiSki alpin: Kjus gewinnt erste Abfahrt in Kitzbühel
Kitzbühel (rpo). Auf der berühmt-berüchtigten "Streif" ließ Routinier Lasse Kjus die Konkurrenz hinter sich: Der Norweger hat die erste von zwei geplanten Weltcup-Abfahrten in Kitzbühel gewonnen. Kjus hat sich zum erstenmal in seiner langen Karriere zum "König von Kitz" gekrönt. Mit der Startnummer 17 raste der 33-jährige Norweger am Donnerstag in einem Hundertstel-Krimi auf der "Streif" zu seinem 16. Weltcup-Sieg und eroberte damit auch noch die Führung im Gesamt-Weltcup zurück. In 1:58,78 Minuten lag Kjus am Ende der spektakulärsten Abfahrt der Welt nur eine Hundertstelsekunde oder 28 Zentimeter vor dem Österreicher Stephan Eberharter (1:58,79), der das Rennen mit der Startnummer 30 erst auf den letzten Metern der 3.312 m langen Strecke am Hausberg verlor. Dritter wurde Vorjahressieger Daron Rhalves (USA/1:58,98). Österreichs Ski-Held Hermann Maier musste sich in 1:59,26 Minuten mit dem undankbaren vierten Platz begnügen, war aber dennoch "sehr, sehr zufrieden." Er habe "durch die vielen Absagen zuletzt den Rythmus verloren", sagte der Doppel-Olympiasieger von 1998: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute so weit nach vorne komme." Die deutschen Abfahrer spielten im Konzert der Großen nur eine Statistenrolle. Florian Eckert, der erstmals seit seiner schweren Knieverletzung vor 26 Monaten wieder in Kitzbühel startete, landete mit 3,88 Sekunden Rückstand auf Rang 45, Stefan Stankalla war sogar noch langsamer als der deutsche Rekonvaleszent und kam mit 5,11 Sekunden Rückstand auf Rang 52. Eckert nicht zufriedenTrotz der leichten Steigerung gegenüber Gröden, wo er bei seinem Comeback vor sechs Wochen mit über vier Sekunden Rückstand auf dem 53. und letzten Platz gelandet war, haderte Eckert mit sich und der Welt. "Die Fahrt war ganz okay, aber mit der Zeit bin ich nicht zufrieden. Das nervt." Schon am Freitag im Super-G und am Samstag bei der klassischen Hahnenkamm-Abfahrt hat der 24-jährige Bad Tölzer die Gelegenheit, den nächsten Schritt auf dem Weg zur alten Stärke zu tun. "Was mir fehlt, sind Rennkilometer. Die Form wird noch kommen, aber ich muss geduldig sein." Ganz oben auf dem Podest feierte dafür Lasse Kjus seinen zweiten Saisonsieg. Schon 1999 hatte der "alte Wikinger" auf der "Streif" gewonnen, aber nur auf einer verkürzten Sprintabfahrt in zwei Durchgängen. "Kitzbühel ist eines der größten Rennen, die es gibt. Hier zu gewinnen, ist ein Wahnsinns-Gefühl und eines der größten Dinge, die man im Skisport erreichen kann", sagte der Doppel-Weltmeister von 1999 und grinste sich eins: "Endlich bin ich vollkommen gesund. Ich fühle mich frei, so macht es Spaß. Da kann man richtig attackieren." Nur eine Hundertstel fehlte Stephan Eberharter zum Sieg, dennoch war auch der Zweite zufrieden. "Ich habe schon so oft das Glück auf meiner Seite gehabt, heute eben nicht. Ich kann zwar nicht sagen, wo ich das Rennen verloren habe, aber mit dem zweiten Platz kann ich gut leben", meinte der zweimalige Gesamt-Weltcupsieger. Nur einmal in der Geschichte der Hahnenkamm-Abfahrt gab es eine noch knappere Entscheidung: 1978 teilten sich Sepp Ferstl aus Hammer und der mittlerweile gestorbene Österreicher Sepp Walcher zeitgleich den Sieg. Spitze übernommenMit nunmehr 695 Punkten übernahm Kjus zugleich die Spitze im Gesamt-Weltcup. Auf Rang zwei folgt der Österreicher Benjamin Raich (689), der sich in der Abfahrt mit Rang 22 zufrieden geben musste, Dritter ist weiterhin Hermann Maier (605). Der Kampf um die "große Kristallkugel" ist so spannend wie schon lange nicht mehr. Auch der Amerikaner Bode Miller, der als Siebter auf der Streif sein bestes Resultat erzielte, hat mit 533 Punkten noch gute Chancen, zumal der Doppel-Olympiasieger von 2002 nun als Favorit für die Kombination gilt. Am Freitag steht in Kitzbühel ein Super-G auf dem Programm, am Samstag die klassische Hahnenkamm-Abfahrt und am Sonntag der Slalom. Lasse Kjus bewies nach den zahllosen Absagen der letzten Zeit wieder einmal gute Nerven. Zum einen war dem Wikinger kurz vor dem Start eine Schnalle am Schuh gebrochen, die erst in letzter Sekunde von seinem Servicemann ("der war nervöser als ich") gerichtet werden konnte. Zum anderen erforderte das Rennen am Donnerstag viel Geduld. Dreimal war die Abfahrt zuvor in Bormio sowie in den Ersatzorten Chamonix und Wengen ausgefallen. "Schön, dass ich Bormio jetzt doch noch gewonnen habe, nachdem ich dort gar nicht hingefahren bin", scherzte Kjus. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte der Norweger wegen eines Darmvirus noch pausiert. Ski alpin, Weltcup, 6. Abfahrt der Männer in Kitzbühel/Österreich:1. Lasse Kjus (Norwegen) 1:58,78 Minuten,2. Stephan Eberharter (Österreich) 0,01 Sekunden zurück,3. Daron Rahlves (USA) 0,20, 4. Hermann Maier 0,48, 5. Hans Knauß (beide Österreich) 0,50, 6. Ambrosi Hoffmann (Schweiz) 0,65, 7. Bode Miller (USA) 0,84, 8. Hannes Trinkl 0,85, 9. Fritz Strobl (beide Österreich) 1,05, 10. Bruno Kernen (Schweiz) 1,06,... 45. Florian Eckert (Lenggries) 3,88, ...52. Stefan Stankalla (Partenkirchen) 5, 11 Stand im Abfahrtsweltcup (nach 6 von 12 Rennen):1. Michael Walchhofer (Österreich) 345, 2. Eberharter 331,3. Kjus 292, 4. Maier 289,5. Rahlves 275,6. Knauß 244, 7. Antoine Deneriaz (Frankreich) 211, 8. Andreas Schifferer (Österreich) 201, 9. Fritz Strobl 167, 10. Johann Grugger (Österreich) 138, ... 33. Max Rauffer (Leitzachtal) 29 Stand im Gesamtweltcup (nach 20 von 40 Wettbewerben):1. Kjus 695, 2. Raich 689, 3. Maier 605, 4. Eberharter 538, 5. Miller 533, 6. Knauß 499, 7. Walchhofer 483, 8. Kalle Palander (Finnland) 464,9. Schifferer 431, 10. Solbakken 383, ... 64. Alois Vogl (Lohberg) 55, ... 74. Felix Neureuther (Partenkirchen) 45,... 82. Rauffer 29,... 120. Stankalla 6.