Von Autobahnanschluss bis ZimmerzahlWelche Bedingungen die Olympia-Bewerber erfüllen müssen
Leipzig (rpo). Bei der Bewertung der Olympia-Bewerber soll kein Detail unberücksichtigt bleiben. Das IOC hat deswegen einen umfassenden Fragebogen erarbeitet. In sieben Themenbereichen werden die Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft.Nach monatelanger Kleinarbeit werden die Antworten der deutschen Olympia-Macher auf die Fragen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am 15. Januar in Lausanne abgeliefert. Über 100 Experten in 10 Arbeitsgruppen waren an dem Schriftstück beteiligt. Kein Detail von Autobahnbau bis Zimmeranzahl wurde unbeachtet gelassen. Schließlich sind die Angaben die Grundlage für die IOC-Entscheidung am 18. Mai, ob der Kandidatenstatus erteilt wird oder nicht. Hier die wichtigsten Fakten zu den sieben Themenkomplexen:I. Motivation, Generalkonzept und öffentliche Meinung Mit dem Slogan "One family" und den Sportstätten im 10-km-Radius wird die Botschaft der deutschen Olympia-Macher deutlich. Im Herzen der Stadt, auf einmalig kleinem Terrain und nah an den Einheimischen, trifft sich die Welt zum friedlichen Sporttreiben. Die olympische Familie würde das gleichberechtigte Zusammenwachsen von Ost und West unterstützen. Eine ostdeutsche Stadt könnte sich wieder zur Metropole entwickeln und die Internationalität gesteigert werden. Die Zustimmung der Bevölkerung für das Unterfangen ist laut verschiedener Umfragen gewaltig. II. Politische Unterstützung Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sowie die Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) für Sachsen und Harald Ringstorff (SPD) für Mecklenburg-Vorpommern gaben ihre Unterschriften unter die finanzielle Garantie für die Bewerbung, in einer gemeinsamen Erklärung wurde die Einhaltung der Olympischen Charta zugesichert und das Ansinnen zur nationalen Aufgabe erklärt. Alle Parteien im Bundestag bekundeten ihre einmütige Unterstützung. Der gesetzliche Schutz der olympischen Symbolik wurde noch im vorigen Jahr auf den Weg gebracht. Deutschland erkennt den weltweiten Anti-Doping-Code an, die Beiträge für die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada sind pünktlich bezahlt. III. Finanzplanung für Spiele und Infrastruktur Das Bewerbungsbudget beträgt 31,5 Millionen Euro, rund die Hälfte davon für die Application-Phase bis November. Der Gesamt-Haushalt für die Spiele setzt sich aus drei Posten zusammen. Die reinen Olympiakosten (OCOG) betragen rund 1,3 Milliarden Euro - diese werden durch Marketing, TV, Ticketverkauf, Merchandising, Münzprogramm, Lotterie und Briefmarken gedeckt. Die nicht olympiabedingten Kosten (NON-OCOG) pegeln sich bei 2,8 Milliarden Euro - für Olympiastadion, Olympia-S-Bahn-Tunnel oder das Stadtwohnungen-Hotel-Programm. Ein Fünftel wird etwa privat finanziert. Rund 5 Milliarden Euro werden außerdem für Maßnahmen angesetzt, die unabhängig von den Sommerspielen bis 2012 realisiert werden - der City-S-Bahn-Tunnel oder das Schließen des Autobahnringes um Leipzig gehören zu dieser Kategorie. IV. Olympische Stätten Auch hier wird in drei Kategorien geteilt. Existierende Sportstätten (wie WM-Stadion, Arena) sowie ohnehin geplante Anlagen (wie Kanuslalom-, Ruderstrecke, Messehallen) müssen aufgelistet werden - in der Summe sollten dies mindestens 40 Prozent aller Anlagen sein, Leipzig erfüllt diese Vorgabe. In der dritten Gruppe werden die zusätzlich notwendigen Bauten (wie Olympiastadion, Bogenschießen) abgefragt. Das Olympische Dorf ist mit knapp 9000 Zimmern für 16.000 Athlen und Trainer am Lindenauer Hafen geplant, die Pferdesportler werden in Dresden-Moritzburg untergebracht. V. Beherbergung Leipzig weist im angefragten 10-km-Radius über 25.000 Zimmer auf, im 50-km-Radius sind es im geforderten Segment (3 bis 5 Sterne) über 50.000 Zimmer. Die 42.000-Zimmer-Grenze als K.o.-Marke wird locker übertroffen. Unklar ist allerdings die Bewertung des IOC der Stadtwohnungen-Hotels. Ausgegangen wird in den Leipziger Planungen von einem moderaten Hotelwachstum (maximal 2 Prozent), das temporäre Mediendorf in Bahnhofsnähe weist 6500 Zimmer auf. VI. Verkehrs-Infrastruktur, Transportplanung Neben vorhandener und ohnehin geplanter Verkehrs-Infrastruktur müssen auch zusätzlich notwendige Projekte aufgeführt werden. Zentrale Maßnahme in Leipzig wäre dabei der Olympia-S-Bahn-Tunnel direkt am Olympiapark, für diesen laufen bereits die Voruntersuchungen. Exakt ausgewiesen werden die Bus-Transportzeiten zwischen Olympischem Dorf und Sportstätten: Innerhalb von 45 Minuten (einschließlich zweier Sicherheitschecks) ist im Leipziger Konzept alles erreichbar. Auch die Braunkohlenhalde Trages im Südraum (für Mountainbike) liegt in dieser einmaligen Zeitspanne. Zusätzlich werden die Bahnverbindungen angegeben, dank seines hervorragendes S-Bahn-Netzes hat Leipzig da große Kapazitäten. VII: Allgemeine Bedingungen, Logistik & Erfahrungen Eine größtenteils statistische Abfrage von Einwohnerzahlen bis hin zum Wetter. Leipzig hat als Olympia-Region im 40-km-Zirkel rund 2,5 Millionen Einwohner vorzuweisen. Im Sicherheitskonzept ist abgesichert, dass während der Spiele eine sogenannte Ein-Mann-Befehlsstruktur hergestellt wird und somit eine problemlose Koordination aller Einsatzkräfte möglich ist. Erfahrungen mit Großsport-Veranstaltungen sind ausreichend vorhanden, Weltcup-Finale der Reiter, Leichtathletik-Europacup in der Halle, Deutsches Turnfest oder die Warnemünder Woche sind Beispiele. (sid)