Norweger siegt auch in BischofshofenPettersen gewinnt 52. Vierschanzentournee
Bischofshofen (rpo). Sigurd Pettersen hat für einen norwegischen Triumph bei der 52. Vierschanzentournee gesorgt. Der 23-Jährige gewann auch das letzte Springen in Bischofshofen und feierte damit seinen dritten Tagessieg. Als Doppelsieger Sigurd Pettersen auf den Schultern seiner Teamkollegen durch das tobende Stadion von Bischofshofen getragen wurde, standen Deutschlands flügellahme Skispringer mit dem schlechtesten Tourneeresultat seit zwölf Jahren traurig daneben. Der umstrittene Bundestrainer Wolfgang Steiert gestand Fehler ein, nur Georg Späth und Michael Uhrmann konnten als Sechster und Siebter der Gesamtwertung der 52. Vierschanzentournee halbwegs zufrieden sein. Sven Hannawald erlebte mit Platz 22 zum Abschluss sein persönliches Waterloo. "Die Tournee als Enttäuschung zu bezeichnen, wäre noch ein Geburtstagsgeschenk für mich. Ich bin absolut frustriert, deprimiert und werde so schnell wie möglich nach Hause fahren", erklärte Hannawald mit erstarrter Miene: "Heute hätte ich den Zuschauern meine Startnummer geben können, die wären besser gesprungen." 48,4 Punkte fehlten ihm vor 20.000 Fans am Dreikönigstag zum strahlenden Sieger Pettersen, der damit drei von vier Springen gewann. In der Gesamtwertung lag der abgestürzte Vorflieger Hannawald als 12. und nur viertbester Deutscher 131,2 Punkte oder umgerechnet 75 Meter hinter Pettersen. Der nur in Innsbruck geschlagene Überflieger schaffte mit 1066,6 Punkten den ersten norwegischen Gesamtsieg seit Espen Bredesen vor zehn Jahren vor dem Österreicher Martin Höllwarth (1031,5) und dem in Bischofshofen auf Platz zwei gesegelten Slowenen Peter Zonta (1023,6). Mit 143,5 Metern schaffte er in Oberstdorf zudem den weitesten Flug der Tournee-Geschichte. "Schönste Tag meines Lebens""Das ist der schönste Tag meines Lebens. Ich bin vollkommen fertig, ein bisschen krank und weiß gar nicht, wie ich das geschafft habe", meinte Gesamtweltcup-Spitzenreiter Pettersen: "Mir haben vor den letzten Sprüngen die Beine gezittert." Der Mann aus der Studenten-WG in Olso verneigte sich nach seinem letzten Traumflug auf 133,5 Meter im Auslauf vor den Zuschauern, genoss mit Tränen in den Augen die Nationalhymne und nahm den Schlüssel für den 33.000 Euro teuren Geländewagen in Empfang. Der als Neujahrsdritter zum einzigen deutscher Podestplatz gesegelte Späth war als Sechster mit 1009,8 Punkten bester Deutscher nach vier Springen direkt vor Uhrmann (998,7). Maximilian Mechler (Isny) belegte Platz elf vor Hannawald. Zumindest Späth war zufrieden: "Das war eine geniale Tournee für mich, ich genieße meine neue Rolle als bester Deutscher." Trotzdem stand unter dem Strich, dass die Deutschen in Sachen Spitzenresultat zuletzt 1991/92 einen schwächeren Grand Slam ganz ohne Podestplatz abgeliefert haben, als die Umstellung zum V-Stil verschlafen worden war. "Ich muss mir den Fehler an die eigene Nase binden, dass die Topstars Sven Hannawald und Martin Schmitt bei der Tournee nicht in Topform waren. Vielleicht hätten wir vor Weihnachten noch eine Trainingsphase einschieben müssen", gestand Chefcoach Steiert erstmals eigene Schwächen ein: "Aber Sven wird seine Karriere nicht beenden. Wir versuchen ihn für einen goldenen Februar bei der Skiflug-WM neu aufzubauen." Bestes Tourneeresultat für SchmittDas gilt auch für den in Bischofshofen als enttäuschender 15. zum besten Tourneereusltat gesegelten Martin Schmitt: "Natürlich war diese Tournee eine riesige Enttäuschung, wir haben im Sommertraining Fehler gemacht." Im Gegensatz zu Pettersen, der auch im Abschlusspringen die flatternden Nerven im Griff behielt und mit 265,8 Punkten vor Zonta (263,4) und dem Finnen Janne Ahonen (261,3) triumphierte. Späth wurde mit 257,2 Zählern Sechster, Uhrmann Neunter, das in der Gesamtwertung ebenfalls direkt vor Hannawald eingekommene Nachwuchstalent Maximilan Mechler (Isny) 14. Wieder einmal ein braves Mannschaftsresultat - aber zu wenig für die hohen Ansprüche. "Mit Blick auf die Heim-WM 2005 und Olympia 2006 bin ich mit dem Teamergebnis zufrieden. Aber die Hierarchie steht auf dem Kopf und wir brauchen wieder einen Siegspringer", meinte Steiert. Sven Hannawald und Martin Schmitt lieferten die schwächste Tournee seit ihrem Aufstieg Ende der 90iger Jahre ab. "Irgendwie war ich diesem Jahr nicht so locker und habe mich selbst in die Grube geschaufelt. Ich konnte das Gefühl im Hinterstübchen einfach nicht abrufen", meinte Hannawald: "Es wird schon irgendwie weitergehen. Aber auf den ersten deutschen Sieg in diesem Winter werden die Fans wohl noch eine Weile warten müssen."