Dressur-Reiten Der elegante Cosmo bittet zum Tanz

Tryon · Instagram-Star, Feinschmecker - und dazu noch ein leichtfüßiger Tänzer auf dem Viereck: Der Wallach Cosmo schwingt sich auf, der vierbeinige Dressurstar der Weltreiterspiele zu werden.

 Der deutsche Meister Sönke Rothenberger reitet auf Cosmo bei der Deutschen Meisterschaft in der Dressur die Kür. (Archivfoto)

Der deutsche Meister Sönke Rothenberger reitet auf Cosmo bei der Deutschen Meisterschaft in der Dressur die Kür. (Archivfoto)

Foto: dpa/Friso Gentsch

Ein kleiner Feinschmecker ist er ja schon, dieser Cosmo. Und so kommt das mit Chlor versetzte Leitungswasser in Tryon dem elfjährigen Wallach auf keinen Fall in den Eimer. Da ist er streng, der braune Dressurtänzer, das war schon bei Olympia in Rio so. Selbst mit cleveren Täuschungsmanövern lässt sich Cosmo das Wasser aus dem Hahn nicht schmackhaft machen. "Ich bin schlau genug, mich nicht von Apfelsaft austricksen zu lassen", berichtet er auf seinem eigenen Instagram-Kanal.

Natürlich schreibt das Pferd die Posts an seine mittlerweile über 5000 Follower nicht selbst, seine Co-Autoren sind die Familienmitglieder von Dressur-Jungstar Sönke Rothenberger, der zusammen mit Cosmo die Weltreiterspiele in North Carolina erobern will. Und um das nach Meinung des Reiters "wahrscheinlich beste Pferd der Welt" perfekt auf seine Auftritte in den USA vorzubereiten, liest der 23-jährige Rothenberger seinem vierbeinigen Kumpel jeden Wunsch von den Augen ab.

Also geht es mal schnell in den Supermarkt, und schon ist der Kofferraum des Autos mit Wasserkanistern vollgepackt. Ganz ohne lästigen Chlorgeschmack. "Im Walmart gibt es ja alles in XXL", sagte Rothenberger mit einem Schmunzeln: "In Rio war es deutlich schwieriger, das Wasser zu besorgen."

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Doch schon in Brasilien hatte sich der Aufwand gelohnt: Bei den Olympischen Spielen vor zwei Jahren gehörte das Paar zur siegreichen deutschen Mannschaft. Und auch in Tryon will Rothenberger der deutschen Equipe zum Titel verhelfen, wenn er mit Cosmo am Donnerstag den Grand Prix reitet.

Mit leichtfüßiger Eleganz besticht der Wallach heute auf dem Viereck, dabei hatte vor einigen Jahren nicht viel auf einen derart steilen Aufstieg hingedeutet. "Schlaksig und eben braun. Eigentlich total langweilig", so beschrieb Rothenbergers Mutter Gonnelien ihren Eindruck, als das damals viereinhalbjährige Pferd erstmals im Stall der Reiterfamilie stand.

Seither entwickelte sich eine innige Liebesbeziehungen zwischen Sönke Rothenberger und seinem Cosmo. "Er ist mein Partner und mein Kumpel, diesem Pferd habe ich so ziemlich alles zu verdanken", sagte der Bad Homburger voller Demut. In Tryon soll nun die Krönung erfolgen - nicht nur im Team, sondern auch in den Einzelwettbewerben.

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"Ich will am Ende, wenn alles gut geht, Weltmeister werden, da ist es egal, wer startet", sagte der Vize-Europameister forsch: "Ich weiß: Wenn Cosmo fehlerfrei und gut geht, kann er jeden schlagen."

Jeden - das schließt auch die sechsmalige Olympiasiegerin Isabell Werth mit ihrem Traumpferd Bella Rose oder die beiden US-Reiterinnen Laura Graves mit Verdades und Kasey Perry-Glass mit Dublet ein. Doch bevor es um Einzelmedaillen geht, will Rothenberger im Team mit Werth, Dorothee Schneider und Jessica von Bredow-Werndl am Donnerstag seinen ersten WM-Titel holen - und sowieso jeden Moment mit Cosmo genießen, weiß er doch um die Einzigartigkeit seines Wallachs.

"Wenn so einer nochmal geboren wird, wäre das ein Sechser im Lotto", sagte Rothenberger. Doch wer braucht auch schon einen Lottogewinn, wenn er den größten Schatz schon längst sein Eigen nennt.

(rent/sid)
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