Spandau Berlin Die Wasser-Bayern

Duisburg · Die Wasserballer von Spandau Berlin bezeichnen sich als die erfolgreichste Ballsportmannschaft Europas. Der ärgste Konkurrent des deutschen Rekordmeisters kommt aus Duisburg.

 34 Meistertitel, 30 Pokalsiege und sechs internationale Titel machen die Wasserfreunde Spandau zur erfolgreichsten Ballsportmannschaft Europas.

34 Meistertitel, 30 Pokalsiege und sechs internationale Titel machen die Wasserfreunde Spandau zur erfolgreichsten Ballsportmannschaft Europas.

Foto: Thomas Lammertz

Nils Illinger schwimmt, als gäbe es kein Morgen. Der Wasserballer des ASC Duisburg pflügt mit raumgreifenden Bewegungen durch das Becken im Schwimmstadion neben der MSV-Arena. Er wühlt die spiegelglatte Oberfläche auf und schiebt große Wellen türkisblauen Wassers vor sich her. Illinger schwimmt auf einen gelben Plastikball zu, den der Schiedsrichter eben in die Mitte des Beckens hat fallen lassen. Er krault und krault. Doch schon nach der Hälfte der Strecke wird klar: Der Duisburger müht sich vergeblich ab. Er wird das Rennen um den Ball verlieren. Sein Gegner ist ein Schwimmer der Wasserfreunde 04 aus Spandau, dem Rekordmeister der Deutschen Wasserball Liga (DWL), der sich mit 34 Meistertiteln, 30 Pokalsiegen und sechs internationalen Titeln selbst als erfolgreichste Ballsportmannschaft Europas bezeichnet.

Illingers Niederlage im Rennen um das Spielgerät steht sinnbildlich für die Verhältnisse im deutschen Wasserball. Was der FC Bayern für die Fußball-Bundesliga ist, sind die Wasserfreunde für die DWL. Das Spitzenspiel in der vergangenen Woche verlor der ASC Duisburg deutlich mit 5:11. Der letzte große Erfolg gegen die Spandauer liegt für das Team aus dem Ruhrgebiet mehr als drei Jahre zurück. 2013 wurde der ASCD deutscher Meister. Im Finale gegen die Wasserfreunde. Die hatten zuvor sechs Meisterschaften in Folge geholt. Und auch die Titel nach 2013 gingen an die Mannschaft aus der Hauptstadt. Doch woher kommt diese Dominanz?

Der Mann, der es wissen muss, ist Peter Röhle. Der starke Mann der Wasserfreunde ist schon seit den 1970er Jahren für die Berliner aktiv. Er war Spieler, Betreuer, Trainer und ist heute Geschäftsführer der Spandauer. "Wir arbeiten einfach professioneller als die anderen", sagt Röhle selbstbewusst und klingt dabei ein wenig wie Uli Hoeneß. Während sich die meisten Bundesliga-Teams morgens um 6 Uhr vor Arbeit oder Uni zum Frühtraining treffen, springen für die Hauptstädter Profis aus ganz Europa ins Wasser. Die Basis für den Erfolg sei in den frühen 1980er Jahren gelegt worden. "Wir hatten damals ein super Team zusammen, das auch international Erfolge gefeiert hat", erläutert Röhle. "Und die Leute von damals sind heute als Trainer oder Betreuer für uns unterwegs. Das gibt uns auch einen gewissen Vorsprung bei der Nachwuchsarbeit." Außerdem habe sein Team in den ersten Jahren nach der Wende auch finanzielle Vorteile genossen. "Damals gab es noch nicht so viele erfolgreiche Sportmannschaften in Westberlin", sagt er. "Das hat uns viele Sponsoren gebracht, deren Engagement bis heute die Grundlage unseres Erfolges bildet."

"Wir wissen, wie gut wir sind"

Mit dem Druck, in jedem Jahr als Favorit ins Meisterschaftsrennen zu gehen, haben die Berliner kein Problem. "Das hört sich jetzt vielleicht etwas arrogant an, aber wir wissen, wie gut wir sind. Wir sind den Erfolg gewöhnt", sagt Röhle. Sein Team trete immer an, um am Ende ganz oben zu stehen.

Die einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten für die Berliner sind der ASC Duisburg und die Wassersportfreunde 1898 aus Hannover. Der ASCD galt lange Zeit als Verfolger Nummer eins, musste sich in den vergangenen Jahren aber immer häufiger auch dem Team aus der niedersächsischen Hauptstadt geschlagen geben. Waspo Hannover eifert den Spandauern nach und setzt zunehmend auf Profispieler aus den starken Ligen rund um das Mittelmeer.

Der ASCD sieht sich als Verfolger, mit dem Anspruch, die Berliner hin und wieder zu ärgern. "Wir haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, über die Spandau und Hannover verfügen", sagt Nils Illinger. "Wir setzten traditionell auf unsere Nachwuchsarbeit und waren damit in den vergangenen Jahren erfolgreich." Als der ewige Zweite zu gelten, sei natürlich nicht schön. "Auch wir treten in jedem Jahr an, um Meister zu werden", betont der Duisburger. "Bei Spielen gegen Spandau sind wir besonders motiviert, weil wir wissen, dass unsere Meisterschaftschance vor allem von diesen Begegnungen abhängt."

Wenn die Wasserfreunde aus Berlin der FC Bayern sind, dann sei der ASCD ein bisschen so wie Borussia Dortmund, sagt Illinger. Immer bemüht, sich aber der tatsächlichen Kräfteverhältnisse bewusst. "Wir lauern auf unsere Chance. Und wer weiß, vielleicht gewinne ich beim nächsten Mal ja das Wettschwimmen um den Ball. Dann kann so ein Spiel auch ganz schnell wieder ganz anders ausgehen."

(th)
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