Tödliche Unfälle Das Risiko für Pferd und Sportler reitet immer mit

Luhmühlen · Der schwere Sturz am Wochenende beim Geländeritt in Luhmühlen mit tödlichem Ausgang für ein Pferd macht das Risiko im Reitsport wieder einmal deutlich. Zwar ist die Vielseitigkeit sicherer geworden, doch ganz lässt sich die Gefahr nicht ausschalten.

 Die Belgierin Chloe Raty spingt mit ihrem Pferd Axel über eine Hindernis. Das Pferd Axel musste nach einem Unfall an einem anderen Hindernis später eingeschläfert werden.

Die Belgierin Chloe Raty spingt mit ihrem Pferd Axel über eine Hindernis. Das Pferd Axel musste nach einem Unfall an einem anderen Hindernis später eingeschläfert werden.

Foto: dpa/Philipp Schulze

Jeder tödliche Unfall ruft die Gefahr wieder ins Bewusstsein: Die Vielseitigkeit ist die gefährlichste Pferdesport-Disziplin. „Das ist ein Risiko, das bleibt“, sagte der deutsche Verbandspräsident Breido Graf zu Rantzau angesichts des schweren Unfalls mit einem toten Pferd am Wochenende beim Turnier in Luhmühlen. „Das nehmen die Reiter bewusst in Kauf.“

Die Angst darf aber nicht mitreiten. Während der Geländeritte über Stock und Stein und durch Wasser-Hindernisse müssen die Reiter die Gefahr ausblenden. „Man muss sich auf sich selber konzentrieren und auf den eigenen Ritt fokussieren“, sagte Julia Krajewski, die neue deutsche Meisterin.

„Wir versuchen, uns darauf vorzubereiten, die Pferde so fit zu halten, selber so fit und trainiert zu sein, dass man das Risiko minimiert“, erklärte Krajewski die sportliche Vorbereitung. Der Rest spielt sich im Kopf ab.

Jeder geht mit dem Thema anders um. Manche versuchen, die Gefahr zu relativieren. Europameisterin Ingrid Klimke sagte: „Das Restrisiko besteht auch, wenn ich mich in ein Auto setzte oder in den Flieger oder bei anderen Dingen des Alltags. Das Restrisiko hat man im Leben, nicht nur im Sport, nicht nur beim Reiten.“

Auffälligkeiten gibt es aber schon: Innerhalb von fünf Jahren starb in Luhmühlen mit Alex am Samstag bereits das zweite Pferd - und besonders schockierend war der Unfalltod des deutschen Nachwuchsreiters Benjamin Winter beim Turnier 2014. Eine aktuelle Statistik über die Anzahl von tödlichen Unfällen konnte der Weltverband Fei 48 Stunden nach dem Vorfall von Luhmühlen nicht liefern.

Vor allem der deutsche Verband ist bemüht, die Vielseitigkeit sicherer zu machen. Seit 2013 gibt es eine „Task Force Sicherheit Vielseitigkeit“. Sie befasst sich „mit den sicherheitsrelevanten Fragen des Sports, wie Ausbildung, Humanmedizinische Versorgung und Protektoren, Veterinärmedizin, Geländeaufbau und Regelwerk“.

Nach dem spektakulären Sturz am Samstag wurde das schwer verletzte Pferd Axel eingeschläfert, die Reiterin blieb nahezu unverletzt. Chloe Raty trug eine der modernen Airbag-Westen, die auch auslöste. Das könnte der jungen Belgierin das Leben gerettet haben.

Zu den internationalen Maßnahmen gehören auch Sicherheits-Hindernisse, die sich beim Aufprall aus der Verankerung lösen. Beim schweren Sturz von Raty und ihrem Pferd geschah das nicht. „Offenbar war der Druck nicht hoch genug, um ein Herunterklappen auszulösen“, erklärte Parcourschef Mike Etherington-Smith. „Diese Hindernisse sind so konzipiert, dass sie Risiko minimieren“, sagte er - und fügte an: „Aber eine Garantie gibt es leider nicht.“

(rent/dpa)
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