Doping-Gipfel in Freiburg Viele Unklarheiten und ein unerwünschter "Whistleblower"

Freiburg · Die Faktenlage im womöglich größten Dopingskandal der westdeutschen Geschichte bleibt undurchsichtig – die bislang an die Öffentlichkeit gelangten Informationen scheinen nicht belastbar.

 Fritz Keller, Präsident des SC Freiburg, verlässt die Uniklinik in Freiburg.

Fritz Keller, Präsident des SC Freiburg, verlässt die Uniklinik in Freiburg.

Foto: dpa, pse ink

Die Faktenlage im womöglich größten Dopingskandal der westdeutschen Geschichte bleibt undurchsichtig — die bislang an die Öffentlichkeit gelangten Informationen scheinen nicht belastbar.

Viele Unklarheiten im Dopingsumpf und ein unerwünschter "Whistleblower": Die Faktenlage der womöglich dunklen Doping-Vergangenheit des Fußballs und Radsports bleibt undurchsichtig — die verantwortliche Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin kommt nach dem hitzig diskutierten Alleingang ihres eigenen Mitglieds Andreas Singler aber wohl kaum um Konsequenzen herum.

"Wir können die Aussagen, die veröffentlicht wurden, so nicht teilen", sagte Bernd Wahler, Präsident des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart, nach der Beratung beim "Doping-Gipfel" mit der Kommission, die sich mit der Doping-Vergangenheit an der Freiburger Universität befasst. Das habe der Bundesligist in den Räumlichkeiten der Frauenklinik am Universitätsklinikum "klar dokumentiert und dargestellt", sagte Wahler.

Die Kommission, deren vermeintliche Erkenntnisse durch Singler ohne Absprache vorab veröffentlicht worden waren, habe sich ihrerseits "für Form und Inhalt der Vorgehensweise von Herrn Singler entschuldigt", sagte Wahler. Details zu Singlers teils schweren Anschuldigungen gegen den VfB, den SC Freiburg sowie den Radsport, blieben hinter verschlossenen Türen - die Gipfel-Teilnehmer vereinbarten (vorerst) Stillschweigen.

Singler, der nicht an dem Meeting mit den Betroffenen teilnahm und sich erst am Nachmittag seinen Kollegen stellen wollte, hatte am 2. März geschrieben, dass in den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" beim VfB "im größeren Umfang" und "wenn auch nur punktuell nachweisbar" auch beim damaligen Zweitligisten Freiburg Anabolika-Doping vorgenommen worden sei. Auch der Sport-Club war am Donnerstag in Freiburg, um sich zu informieren.

"Wir haben keine neuen Erkenntnisse gewonnen", sagte SC-Präsident Fritz Keller nach knapp eineinhalb Stunden Beratung mit der Evaluierungskommission. Der Sport-Club habe - wie auch später der VfB - "kundgetan, dass wir vollumfänglich für die Aufklärung zur Verfügung stehen", sagte Keller: "Das ist auch in unserem eigenen Interesse".

Der Bundesligist habe es bedauert, "dass Andreas Singler nicht anwesend war, sodass wir die Ergebnisse hätten erörtern können", sagte Keller: "Wir haben Vertrauen zu dieser Kommission, aber auch die Kommission kann den Veröffentlichungen, die Herr Singler gemacht hat, nicht folgen".

In Freiburg informiert die Kommission, die mit ihren Ermittlungsergebnisse erst nach Abschluss der Arbeiten im Herbst an die Öffentlichkeit gehen wollte, am Donnerstag noch Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sowie des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).

(sid)
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