Fecht-EM in Zagreb Verletzter Joppich quält sich zur Goldmedaille

Zagreb · Als sich Florettfechter Peter Joppich zum ersten Mal in seiner Karriere zum Europameister gekrönt hatte, waren alle Schmerzen und Qualen urplötzlich vergessen. Mit Nervenstärke, Leidenschaft und Können bezwang der angeschlagene viermalige Einzel-Weltmeister im Finale von Zagreb den russischen Titelverteidiger Alexej Tscheremisinow mit 15:11 und feierte mit der Goldmedaille einen nicht für möglich gehaltenen Erfolg.

 Peter Joppich (r.) hat seinen ersten EM-Titel geholt — trotz Verletzung.

Peter Joppich (r.) hat seinen ersten EM-Titel geholt — trotz Verletzung.

Foto: dpa, Antonio Bat

"Das hätte ich heute morgen nicht gedacht", sagte Joppich, der mit einer Sprunggelenksverletzung angereist war und davon deutlich behindert wurde. "Er hatte Schmerzen, aber er hat sie ausgeblendet", sagte Bundestrainer Ulrich Schreck: "Und er war heute sensationell nervenstark." Denn gleich zweimal stand Joppich vor dem fast sicheren Aus, am Ende behielt er dennoch jedesmal nach einer furiosen Aufholjagd die Oberhand.

In seinem Erfolgsportfolio fehlt dem Koblenzer damit nur noch eine olympische Einzelmedaille, 2012 in London holte er mit dem Team Bronze. Gleichzeitig bescherte der 30-Jährige dem Deutschen Fechter-Bund (DFeB) am zweiten Wettkampftag bereits die dritte Medaille. Das vorher ausgegebene Ziel ist damit bereits erfüllt.

Am Sonntag hatten Degenfechter Jörg Fiedler (Leipzig) mit Gold und Florettfechterin Carolin Golubytskyi (Tauberbischofsheim) mit Bronze für einen starken ersten Wettkampftag des deutschen Teams gesorgt.

Eine noch bessere deutsche Bilanz verpasste die deutsche Säbelmeisterin Stefanie Kubissa aus Dormagen. Sie verlor im Viertelfinale und kam auf Platz acht. Die anderen deutschen Starter konnten am Montag nicht in die Medaillenvergabe eingreifen.

Der Tag hatte für Joppich zunächst perfekt begonnen. Keine Niederlage in den Vorrundengefechten, dann in der ersten Hauptrunde ein Freilos - und das Wichtigste: Der Fuß hielt. Zunächst.

Joppich holt 4:11 auf

Denn bereits im nächsten Gefecht war er deutlich von der Verletzung behindert. Zwischenzeitlich lag er gegen den unbekannten Briten Marcus Mepstead 4:11 zurück, ehe er mit einer Energieleistung noch 15:12 gewann. Immer wieder griff er sich jedoch bei seiner Aufholjagd an den lädierten rechten Fuß. Nach dem letzten Treffer humpelte er mehr von der Bahn als dass er lief.

Und es wurde noch dramatischer. Gegen den Franzosen Jeremy Cadot sah er anschließend erneut wie der sichere Verlierer aus: 8:13 und 11:14 lag er zurück, in den Pausen wurde der lädierte Fuß immer wieder mit Eisspray behandelt. Doch erneut zeigte er seine Nervenstärke. 15:14 gewann er am Ende.

Im Viertelfinale machte er dann durch ein lange ungefährdetes 15:12 gegen den Briten Richard seine Medaille perfekt. Und selbst der Olympiavierte Andrea Baldini aus Italien hatte im Halbfinale keine wirkliche Chance. Doch auch beim 15:11 und später im Finale musste Joppich immer wieder behandelt werden.

Säbelfechterin Kubissa schaffte das Edelmetall dagegen nicht. Die Olympiasechste Irene Vecchi aus Italien war beim 10:15 zu stark. Im Achtelfinale musste Olympiateilnehmerin Alexandra Bujdoso (Koblenz) die Segeln streichen.

Jeweils in der Runde der letzten 32 war das Turnier für die beiden Dormagerinnen Sibylle Klemm und Anna Limbach sowie die Florettfechter Marius Braun (Bonn), Johann Gustinelli und Sebastian Bachmann (beide Tauberbischofsheim) beendet.

(sid/seeg)
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